LK-Vollversammlung
Am Montag, 15. Mai, fand die Vollversammlung der Landwirtschaftskammer Tirol im Beisein zahlreicher Ehrengäste statt. Nach der Begrüßung durch LK-Präsident Josef Hechenberger und dem Totengedenken informierte Christina Muten-
thaler-Sipek, Geschäftsführerin der AMA-Marketing, in einem Vortrag über die aktuellen Themen (Details dazu auf Seite 3).
Anschließend war Vizepräsidentin Helga Brunschmid am Wort. In ihrem Bericht widmete sie sich schwerpunktmäßig dem Thema „Lebensqualität Bauernhof“. Dieses wurde 2006 als Projektstelle im LFI Tirol eingerichtet, 2018 wurde daraus ein eigenes Referat. Ebenfalls seit 2006 gibt es das Bäuerliche Sorgentelefon als wichtige Anlaufstelle in ganz Österreich.
Die LK-Grundberatung im Bereich Familie und Soziales sowie Hilfestellung bei Schicksalsschlägen wird in jedem Bezirk von mindestens einer Person angeboten. Um die gesamte Mitarbeiterschaft dahingehend zu unterstützen, bei schwierigen Situationen richtig zu reagieren, wurde bereits zweimal die Weiterbildung „Erste Hilfe für die Seele“ angeboten, sodass nun 40 Mitarbeiter:innen für die Erstberatung sensibilisiert wurden.
Seit 2006 wurden 1.100 Menschen in ganz Tirol begleitet, wobei eng mit psychosozialen Anlaufstellen sowie niedergelassenen Psychotherapeut:innen und weiteren Angeboten zusammengearbeitet wird.
Unterstützung annehmen
Neben Lebensqualität Bauernhof gibt es weitere Projekte, die bei Notsituationen in Anspruch genommen werden können. Dazu zählen die soziale Betriebshilfe, Zivildiener über den Maschinenring oder Freiwillig am Bauernhof. Darüber hinaus gibt es über die SVS ein Gesundheitsförderungs- und Präventionsangebot mit verschiedenen Maßnahmen. Vizepräsidentin Brunschmid betonte: „Es ist wichtig, dass wir schauen, die angebotenen Leistungen noch bekannter zu machen und nach Möglichkeit weiterzuentwickeln.“ Dazu schlug sie vor, eine Arbeitsgruppe einzurichten.
Im Anschluss an den Bericht wurde dieser zur Diskussion gestellt. Kammerrätin Brigitte Amort schätzte es wert, dass Vizepräsidentin Brunschmid detailliert auf das Thema einging und ergänzte, dass es dringend notwendig ist, das Angebot weiter auszubauen, da bei vielen Familien der Hut brenne.
Kammerrat Michael Jäger ergänzte, dass die Bandbreite an Problemen vielfältig sei – egal ob Hofübergabe oder Nachbarschaftsstreitigkeiten. Er dankte den Bäuerinnen, da es insbesondere sie sind, die engagiert den Betroffenen helfen. Gerade der direkte Kontakt sei hier unumgänglich.
Massiv gefordert
Präsident Josef Hechenberger ging in seinem Bericht auf einige der drängendsten aktuellen Herausforderungen ein. Viele Faktoren beeinflussen die bäuerliche Produktion. Einer, der die Zukunft entscheidend prägen wird, ist der Klimawandel. Deshalb beschäftigt sich die LK Tirol heuer im Jahresmotto mit Anpassungsstrategien. Ebenfalls Strategien benötigt es in der Bau- und Raumordnung, beispielsweise beim Thema Folientunnel, die für die Tiroler Gärtnereien eine wichtige Ergänzung darstellen.
Massiv gefordert ist die LK als Interessenvertretung beim Thema Bodenverbrauch, da in Tirol der Druck auf die Landwirtschaft enorm ist. Hechenberger bezieht sich auch auf den Ausbau der Unterinntaltrasse, der nicht nur mit großem Flächenverbrauch für den Bau, sondern auch mit der Schaffung von ökologischen Ausgleichsflächen im Ausmaß von 50 Hektar schon medial aufgeschlagen ist: „Dass beste landwirtschaftliche Böden für solche Maßnahmen verschwendet werden, ist nicht zu verstehen. Die Landwirtschaft darf bei der Interessensabwiegung nicht immer das letzte Glied in der Kette sein“, stellt Hechenberger klar. Hier hat es bereits einen Austausch mit ÖBB und den Betroffenen gegeben, wobei derlei Flächen bei künftigen Projekten zur Herausforderung werden dürften.
Marktkonzentration
Ebenfalls herausfordernd ist die Situation am Markt, die sich seit Jahreswechsel mehr und mehr abzeichnet: „Die Erzeugerpreise sinken, während der Produktpreis im Regal unverändert bleibt. Das ist keine zufriedenstellende Situation. Die extreme Konzentration am Markt erzeugt hier großen Druck“, so Hechenberger. Er verweist auf eine Information der Hagelversicherung, in der die Daten der Handelsfilialen innerhalb Europas verglichen werden. Österreich weist hier mit Abstand die höchste Filialdichte auf 100.000 Einwohner:innen auf, was eine gewisse Problematik mit sich bringt. Den Trend zu Eigenmarken kritisiert Hechenberger: „Das ist ein gefährlicher Trend, der auf Kosten der heimischen Landwirtschaft forciert wird.“
Großraubtiere
Hechenberger zog eine kritische Bilanz der ersten Weidewochen: „Wir haben das politisch Mögliche auf Landesebene ausgeschöpft, aber wenn sich die Situation weiter so zuspitzt, wird sich die Stimmung nicht nur bei den Bäuerinnen und Bauern, sondern bei der gesamten Bevölkerung weiter verschlechtern. Wir müssen schauen, dass der Austausch innerhalb der beteiligten Gruppen besser wird, Abläufe schneller funktionieren und auch Abschüsse erfolgen.“ Angesichts der immer weiter steigenden Risszahlen müsse der Druck und der Austausch mit Brüssel weiter vorangetrieben werden: „Die Bedrohung ist ganz konkret, ebenso die Angst in den betroffenen Dörfen. Da braucht es einfach Lösungen.“ Im Anschluss berichtete Rinderzucht-Austria Obmann-Stv. Thomas Schweigl über die aktuelle Arbeit rund um das Thema Kommunikation sowie den neuen Social-Media-Auftritt „Stadt-Land-Tier“ und Romed Giner, Obmann des Boden- und Retentionsausschusses, über den Stand des Projektes. Er hob hervor: „Bodenschutz generell wird immer wichtiger und wir müssen dahingehend sensibilisieren, dass Landwirte selber nicht leichtfertig damit umgehen. Wir müssen über den Produktpreis wirtschaften, nicht über Widmungen.“
Jahresabschluss 2022
Die Vorsitzende des Kontrollausschusses, Brigitte Amort, berichtete: „Der Kontrollausschuss hat im Herbst 2022 einen Kontrollplan erstellt und mit 2023 begonnen, diesen umzusetzen. Beim Jahresabschluss 2022 wurde die Gewinn- und Verlustrechnung genau geprüft. Größere Abweichungen wurden plausibel erklärt, alle Fragen beantwortet. Uns wurde überall Einblick gewährt, Unterlagen wurden auch digital zugeschickt. Es wurde allen Empfehlungen nachgekommen. Der Jahresabschluss 2022 wurde somit einstimmig genehmigt.“ Auch in der Vollversammlung wurde dieser einstimmig genehmigt.
Brigitte Amort sprach außerdem Empfehlungen aus, unter anderem sollen alle im Besitz der LK befindlichen Gebäude einer Tauglichkeitsprüfung bzgl. PV-Anlagen unterzogen und bei der LKÖ soll eine Aufstellung über die Leistungen, die für den Mitgliedsbeitrag von Tirol erbracht werden, angefragt werden.
Goldenes Ehrenzeichen
18 Jahre lang war Peter Pfeifer Obmann der Tiroler Gärtner. Er hat sich stark für die Interessen und Anliegen seiner Mitgliedsbetriebe eingesetzt. Als Mitglied im landwirtschaftlichen Schulbeirat trat er gezielt für die Zukunft der neuen Generationen der landwirtschaftlichen Gärtner ein. Für die Mitglieder des Verbandes der Tiroler Gärtner stand Peter Pfeifer immer und zu jeder Tageszeit zur Verfügung. Während mehrerer Katastrophen wie Hagelschäden oder Überschwemmungen, welche mehreren Gärtner:innen die Existenzgrundlage kostete, unterstützte er die Betroffenen tatkräftig und packte bei den Aufräumungsarbeiten selbst mit an.
Als Zeichen der Würdigung seines langjährigen Einsatzes wurde ihm von der Landwirtschaftskammer Tirol im Zuge der Vollversammlung das
„Goldene Ehrenzeichen“ verliehen.