Einsatz für die Landwirtschaft

Halbjährlich treffen sich die Kammerrätinnen und Kammerräte zur Vollversammlung in Innsbruck. Präsident Josef Hechenberger konnte neben den Mitgliedern auch einige Ehrengäste begrüßen. Die Inhalte reichten von Rückblicken über spannende Vorträge bis zur Behandlung von gestellten Anträgen.
Geldmittel sichern
In seinem Bericht unterstrich Präsident Hechenberger die vielfältigen Dienstleistungen, welche von der Landwirtschaftskammer erbracht werden. Mit den Beratungsleistungen kann die Kammer über ihre Angestellten die einzelnen Betriebe direkt unterstützen. In ihrer Tätigkeit als Interessenvertretung sind zahlreiche Vertreter:innen ständig im Einsatz, um gesetzliche Rahmenbedingungen im Sinne der Landwirtschaft zu verbessern. Einige dieser Tätigkeiten laufen oft unbemerkt ab und sind bei den Landwirt:innen weniger bekannt – für ihre Arbeit aber tagtäglich von großer Bedeutung und daher eine zentrale Aufgabe der Landwirtschaftskammer.
Außerdem blickte Hechenberger auf den abgeschlossenen Mehrfachantrag zurück: 2025 wurden bis 15. April 12.022 Anträge abgewickelt, insgesamt wurden 13.750 Stunden der Mitarbeiter:innen dafür aufgewendet.
Auch die Inflationsanpassung im Bereich der Fördergelder war Thema im Bericht des Präsidenten. Diese haben sich erfreulicherweise stark erhöht, was allerdings nicht selbstverständlich sei: „Es ist Aufgabe der Landwirtschaftskammer, zu schauen, dass möglichst viele Mittel für die Betriebe im Bundesland zur Verfügung gestellt werden. Auch für die nächste GAP ist es natürlich unser Ziel, mindestens gleich viele Mittel zu sichern. Allerdings wird das eine Riesenherausforderung, weil sich die geopolitische Lage stark verändert und beispielsweise Mittel für die Rüstung erhöhen. Mein Zugang ist, dass auch die Landwirtschaft als Sicherheitspolitik zählt – sie garantiert Versorgungssicherheit im Ernährungsbereich, deshalb brauchen wir auch entsprechende Mittel, um wirtschaften zu können.“
Hechenberger blickte außerdem auf die Seuchenlage der letzten Wochen zurück und dankte speziell Landesveterinärdirektor Matthias Vill: „Es war wichtig, das Thema Biosicherheit am Betrieb bewusst zu machen und umfassend zu informieren. Danke für die zuverlässige Unterstützung der Landesveterinärdirektion!“ In Bezug auf die kursierende Blauzungenkrankheit verwies Hechenberger auf die gute Zusammenarbeit und hob hervor, dass der benötigte Impfstoff ausreichend vorhanden ist und vom Land Tirol bezahlt wird – eine Leistung, welche österreichweit nicht standardmäßig erbracht wird.
Auch auf Themen der EU-Ebene ging Hechenberger ein: Einerseits auf die gelungene Senkung des Schutzstatus von Großraubtieren, andererseits auf die angekündigten Erleichterungen von Kommissar Hansen. „Wir müssen die Produktion erleichtern, dazu braucht es Chancengleichheit in den Rahmenbedingungen – wie beispielsweise beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln“, so Hechenberger.
Vielfältige Zusammenarbeit
Vizepräsidentin Helga Brunschmid informierte in ihrem Bericht über den aktuellen ÖPUL-Weiterbildungsstand. Bis zum 15. Juni müssen die letzten benötigen Schulungen für den ÖPUL Zuschlag Almweideplan absolviert werden – dafür stehen nur noch wenige Termine zur Verfügung! Aktuell ist die Teilnahme an verpflichtenden Weiterbildungen zu dieser und weiteren ÖPUL-Maßnahmen noch bei einigen Betrieben ausständig. Die Betriebsführer:innen sind daher dazu aufgerufen, zu überprüfen, ob sie noch Weiterbildungsstunden absolvieren müssen. Seitens der Landwirtschaftskammer wird nach Möglichkeit weiterhin regelmäßig über diverse Kanäle darauf aufmerksam gemacht.
Brunschmid ging außerdem auf die vielfältige Zusammenarbeit mit dem Wissenschaftsbereich ein. Gerade mit der BOKU hat es in den letzten Monaten einen guten Austausch gegeben, bei welchem Forschungsarbeiten unterstützt wurden. Sie betonte: „Ich halte die Unterstützung der Forschung für extrem wichtig. Es ist zwar ein gewisser Aufwand damit verbunden, allerdings profitieren wir dann auch von aktuellen Informationen und Zahlen.“
Außerdem blickte Brunschmid auf zahlreiche Veranstaltungen zurück und hob besonders die gelungene regionale Verpflegung hervor. Ein besonderer Veranstaltungshöhepunkt war das Bundesvernetzungstreffen der Bäuerinnen, das in Tirol stattgefunden hat. Positiv hob Brunschmid auch die Veranstaltungsreihe „Junge Höfe – starke Stimmen hervor“: „Bei der Abschlussveranstaltung konnte ich dabei sein und habe für mich mitgenommen, dass die Jungen sich hier aufs Positive fokussiert und die Eigenverantwortung in den Mittelpunkt gestellt haben.“
Weiterbildung im Fokus
Kammerdirektor Ferdinand Grüner berichtete über den jüngsten Erfolg der bäuerlichen Interessenvertretung. Seit 5. Mai kann der TIWAG-Entlastungsbeitrag über die Homepage der LK beantragt werden. Nach der ersten Woche hatten diese Gelegenheit bereits 120 Betriebe genutzt. Ursprünglich wäre dies für Betriebe, bei welchen der Privathaushalt und das Stallgebäude miteinander verbunden sind, nicht möglich gewesen. Nach einigen Verhandlungsrunden konnte jedoch eine Einigung mit der TIWAG erreicht werden. Eine Antragstellung ist noch bis zum 28. Juni möglich – dieses Angebot sollte von den betroffenen landwirtschaftlichen Betrieben unbedingt genutzt werden. Bei Problemen oder Fragen stehen die Bezirkslandwirtschaftskammern als Ansprechpartnerinnen gerne zur Verfügung. Außerdem berichtete er über den aktuellen Personalstand in der Landwirtschaftskammer Tirol. Insgesamt sind 172 Personen in der Zentrale und den Bezirken beschäftigt, davon 99 in Vollzeit und 73 in Teilzeit.
Damit die beste Beratungsleistung zur Verfügung gestellt werden kann, ist die Aus- und Weiterbildung auch für die Mitarbeiter:innen ein zentrales Thema. Kürzlich konnten zwölf Mitarbeiter:innen den Hochschullehrgang „Professionalisierung für Berater:innen und Trainer:innen“ erfolgreich abschließen. Neben der Teilnahme muss für einen Abschluss eine dem Fachgebiet entsprechende Arbeit verfasst werden.
Lena Sprenger gab einen Überblick über ihre Arbeit zum Thema „Change-Management in der Direktvermarktungsberatung“, in der sie sich mit der Beratungsstruktur und Verbesserungsmöglichkeiten in diesem Bereich beschäftigt hat. Der nächste Lehrgang mit 16 Teilnehmenden aus Tirol hat bereits begonnen.
Kammerdirektor Grüner gab außerdem einen Einblick in die bereits begonnenen Vorbereitungen für die nächsten Wahlen der Bäuerinnen (2026) und der LK Tirol (2027). Dazu wurde unmittelbar nach der letzten Wahl eine Arbeitsgruppe mit Vetreter:innen aller Fraktionen einberufen. Zudem ist man bereits im engen Austausch mit dem Land Tirol, da dieses als Aufsichtsbehörde die Wahlleitung innehat. Eine frühzeitige und gewissenhafte Vorbereitung legt den Grundstein für die erfolgreiche Abwicklung der Wahlen. Damit wird die Voraussetzung für einen reibungslosen Übergang in die nächste Periode geschaffen.
Jahresabschluss 2024
Finanzreferent Alexander Berger präsentierte detailliert den Jahresabschluss 2024. Brigitte Amort, Vorsitzende des Kontrollausschusses, bestätigte in ihrem Bericht, dass die Finanzgebarung der LK laut Kontrollplan eingehend geprüft wurde. Alle Unterlagen wurden übermittelt bzw. es konnte Einsicht genommen werden. Es konnten keine Unregelmäßigkeiten festgestellt werden, somit wurde der Rechnungsabschluss 2024 einstimmig genehmigt und von Seiten des Kontrollausschusses kann eine Entlastung ausgesprochen werden.
Die Vorsitzende bedankte sich für die gute Zusammenarbeit, besonders beim mittlerweile ausgeschiedenen Christian Angerer und empfahl, die wichtige Arbeit der LK für die Mitglieder und die gesamte Bevölkerung besser zu kommunizieren, um der immer wieder aufkommenden Kritik an der Finanzierung entgegenzuwirken.
Der vorgelegte Jahresabschluss 2024 wurde von der Vollversammlung einstimmig angenommen.
Potentiale heben
In seinen Grußworten unterstrich LH-Stv. Josef Geisler den Sinn der Leistungsabgeltungen: „Das gute Image der Landwirtschaft ist das eine – wenn sich das aber nicht beim Griff ins Regal niederschlägt das andere. Daher sind Leistungsabgeltungen als Einkommensstandbein zu sehen, das Nachteile ausgleicht und die Wettbewerbsfähigkeit erhält. Davon profitieren letztendlich auch die Konsument:innen über den Preis. Wenn wir Landwirtschaft wollen, müssen wir diese Abgeltungen auch valorisieren, das ist bei uns passiert.“ Er bat darum, nicht immer nur das Negative zu sehen, sondern auch das Potential der Landwirtschaft. Nur so könne die nächste Generation motiviert weitermachen. Diesbezüglich verwies er auf die Vision 2028+, die als Basis für gute Zukunftsentscheidungen dienen soll. Abschließend bedankte er sich bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiternder Landwirtschaftskammer für die geleistete Arbeit.
Anfragenbeantwortung
Die Grünen Bäuerinnen und Bauern Tirol haben im Vorfeld zwei Anfragen eingebracht. Einmal zum Thema Hochwasserschutz und einmal zum Thema Bildung/Zugang Facharbeiterausbildung.
Präsident Hechenberger beantwortete beide Anfragen. Zu ersterer verwies er auf den kommenden Ausschuss und unterstrich die grundsätzliche Zuständigkeit der Gemeinden. Positiv hervorzuheben sei die gelungene Umsetzung der Versteuerung der Entschädigungszahlungen mit maximal zehn Prozent. Die Landwirtschaftskammer setze sich bei allen geplanten Maßnahmen für die Interessen der Grundeigentümer:innen ein, sie entwickle aber keine Projekte.
Zum Bildungsthema gab es eine ausführliche schriftliche Beantwortung der zuständigen Fachbereichsleiterin Evelyn Darmann.
Anträge der Fraktionen
Als vorletzter Punkt stand die Behandlung der eingebrachten Anträge auf der Tagesordnung.
Nach Stärke der Fraktion wurden die Inhalte vorgetragen und zur Abstimmung gebracht.
Der Tiroler Bauernbund brachte fünf Anträge ein: zur Umsetzung der verpflichtenden Herkunftskennzeichnung samt gesetzlicher Grundlage auf Bundesebene, zu praxistauglichem Pflanzenschutz und entsprechenden Zulassungen, zu Planungssicherheit in Zusammenhang mit der GAP, zur Stärkung von Ernährungs-, Konsum- und Haushaltsbildung sowie gegen das Mercosur-Abkommen.
Der Unabhängige Bauernverband brachte sechs Anträge ein: zur Abgeltung der Inflation bei öffentlichen Geldern, zur Abgeltung der Speicherung von Co2, zur Leistungsabgeltung von Arbeiten am Wochenende, zum Stopp des Bodenverbrauchs, zur Zulassung der gesteuerten Gülleverflüssigung, NEIN zur Vorgangsweise – Wolf.
Sämtliche Anträge wurden von der Vollversammlung behandelt und teils intensiv diskutiert. Einige der Anträge wurden angenommen, bei anderen war dies beispielsweise durch wiederholte Antragseinbringung, mangelnder fachlicher Korrektheit oder aufgrund aktuell geltender gesetzlicher und budgetärer Rahmenbedingungen nicht möglich. Es wurde explizit darauf hingewiesen, diese Kritikpunkte bei zukünftigen Anträgen zu berücksichtigen, um die Qualität dieser weiter zu verbessern.
Da die Anträge teils sehr umfangreich sind, stehen sie auf der LK-Website zum Download bereit.