Mineralstoffe zwischen Mangel und Überversorgung - was Schafe und Ziegen wirklich brauchen
Für Milchvieh gibt es seit 2023 ganz neue Empfehlungen für die Nährstoff- und Mineralstoffversorgung. Für Ziegen wurden sie zuletzt 2003 durch den Ausschuss für Bedarfsnormen (AfBN) der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie (GfE) veröffentlicht. An einer Neuauflage wird bereits gearbeitet.
Dennoch sind die Empfehlungen für eine ausreichende Versorgung von kleinen Wiederkäuern (KWK) mit Mengen- und Spurenelementen sowie Vitaminen wissenschaftlich gut abgesichert. Sie sind jenen der Milchkühe sehr ähnlich und nehmen auf die höhere Empfindlichkeit gegenüber Kupfer bei Schafen Rücksicht. In der Praxis besteht aber oft eine gewisse Unsicherheit, wieviel und welches Mineralfutter bei entsprechender Leistung gegeben werden sollte.
Dennoch sind die Empfehlungen für eine ausreichende Versorgung von kleinen Wiederkäuern (KWK) mit Mengen- und Spurenelementen sowie Vitaminen wissenschaftlich gut abgesichert. Sie sind jenen der Milchkühe sehr ähnlich und nehmen auf die höhere Empfindlichkeit gegenüber Kupfer bei Schafen Rücksicht. In der Praxis besteht aber oft eine gewisse Unsicherheit, wieviel und welches Mineralfutter bei entsprechender Leistung gegeben werden sollte.
Grundfutter ist ausschlaggebend
Das Hauptfutter der KWK ist Gras oder Konserven daraus, also Grassilage oder Heu. Der überwiegende Anteil an Mengen- und Spurenelementen wird über diese Grundfutterarten von den Tieren aufgenommen. Die Mineralstoffgehalte im Grundfutter sind von vielen Faktoren abhängig wie Standort, Düngung, botanische Zusammensetzung oder Aufwuchs. Es ist daher immer sinnvoll, Grundfutter neben den Nährstoffen auch auf die Mineralstoffgehalte analysieren zu lassen. Tabellenwerte sind gute Mittelwerte, die Gehalte im Grundfutter weichen aber in der Praxis teilweise erheblich von diesen Werten ab.
Die Abbildung 1 zeigt beispielsweise den Kalziumgehalt von Grassilagen aus ganz Österreich. Im Durchschnitt hat Grassilage 6,6 Gramm Kalzium je Kilogramm Trockenmasse (g/kg TM). 75 Prozent der Proben lagen zwischen 3,4 und 9,7 g, der niedrigste Wert in 15 Jahren lag bei 1,6 g, der höchste bei 19,7 g. Die Streuung ist daher gewaltig, eine Analyse unbedingt anzuraten. Das gleiche Bild zeigt sich auch bei allen anderen Mengen- und Spurenelementen.
Antagonismen vermeiden
Eine wesentlich über den Bedarf hinaus gehende Versorgung mit einzelnen Mengen- oder Spurenelementen führt dazu, dass andere Elemente schlechter verwertet werden können. Dies wird als Antagonismus bezeichnet. In vielen Rationen wird besonders bei Kalzium und Phosphor massiv über den Bedarf gefüttert. Zu viel Kalzium senkt aber die Verwertung von Kupfer und Zink, zu hohe P-Gehalte in der Ration senken die Aufnahme von Magnesium. Zusätzlich steigt die Gefahr der Bildung von Harnsteinen bei Bocklämmern. Magnesium ist wiederum ein Antagonist zu Kalzium und Phosphor.
Derselbe Effekt tritt aber auch bei übertriebener Versorgung mit Spurenelemeten auf. Zu viel Kupfer senkt die Verwertung von Eisen und Zink. Übertriebene Eisengehalte, die in der Praxis leider aufgrund von Futterverschmutzung sehr oft vorkommen, senken die Verwertbarkeit von Kupfer und Zink. Wird bei Zink zu viel gegeben, wirkt sich das nachteilig auf die Kupfer- und Eisenaufnahme aus.
Die richtige Gabe von Mineralfutter kann daher nur gelingen, wenn die Mineralstoffgehalte aus dem Grundfutter und em Fertigfutter bekannt sind und die Ration berechnet wird! Mineralfutter sollte daher gezielt verabreicht werden. Ad libitum sollte es niemals vorgelegt werden, auch Leckschüsseln sind oft auch nur ein Kompromiss, die aufgenommenen Futtermengen sind nicht steuerbar.
Derselbe Effekt tritt aber auch bei übertriebener Versorgung mit Spurenelemeten auf. Zu viel Kupfer senkt die Verwertung von Eisen und Zink. Übertriebene Eisengehalte, die in der Praxis leider aufgrund von Futterverschmutzung sehr oft vorkommen, senken die Verwertbarkeit von Kupfer und Zink. Wird bei Zink zu viel gegeben, wirkt sich das nachteilig auf die Kupfer- und Eisenaufnahme aus.
Die richtige Gabe von Mineralfutter kann daher nur gelingen, wenn die Mineralstoffgehalte aus dem Grundfutter und em Fertigfutter bekannt sind und die Ration berechnet wird! Mineralfutter sollte daher gezielt verabreicht werden. Ad libitum sollte es niemals vorgelegt werden, auch Leckschüsseln sind oft auch nur ein Kompromiss, die aufgenommenen Futtermengen sind nicht steuerbar.
Rationsbeispiel
Zur Verdeutlichung der Verhältnisse soll anhand einer typischen Ration für Milchziegen gezeigt werden, wieviel Mineralfutter den Tieren noch zu geben ist. Die gleichen Verhältnisse treffen aber auch für Rationen für Milch- und Mutterschafe zu. Gerechnet wurde mit durchschnittlichen Qualitäten bei Grassilage und Heu. Die Grassilage hatte 35% TM, 144 g Rohprotein, 10,19 MJ ME, 241 g Rohfaser bzw. 510 g NDF und 285 g ADF. Der Kalziumgehalt betrug 6,5 g, Phosphor lag bei 3,4 g, Magnesium bei 2,2 g, Kalium bei 28,8 g und Natrium bei 0,59 g.
Eine Ziege mit 70 kg Lebendmasse frisst für eine Milchleistung von 3,5 kg etwa 3,60 kg Grassilage und 0,75 kg Heu. Die Energie und das Rohprotein aus dem Grundfutter reichen natürlich nicht aus, um den Bedarf für diese Leistung abzudecken. Bei den Mineralstoffen sieht die Sache aber etwas anders aus. Der Kalziumbedarf von 10,7 g pro Tier und Tag ist aus dem Grundfutter mit 11,9 g bereits abgedeckt. Bei P und Mg beträgt die Bedarfsabdeckung bereits 81 bzw. 83%, jene bei Na liegt nur bei 43%. Kalium ist praktisch immer ausreichend vorhanden, in unserem Beispiel sind die Tiere bereits mit dem 3-fachen Wert stark überversorgt. Grüne Felder in der Tabelle zeigen eine Bedarfsdeckung an, gelbe Felder signalisieren eine Unterversorgung.
Eine Ziege mit 70 kg Lebendmasse frisst für eine Milchleistung von 3,5 kg etwa 3,60 kg Grassilage und 0,75 kg Heu. Die Energie und das Rohprotein aus dem Grundfutter reichen natürlich nicht aus, um den Bedarf für diese Leistung abzudecken. Bei den Mineralstoffen sieht die Sache aber etwas anders aus. Der Kalziumbedarf von 10,7 g pro Tier und Tag ist aus dem Grundfutter mit 11,9 g bereits abgedeckt. Bei P und Mg beträgt die Bedarfsabdeckung bereits 81 bzw. 83%, jene bei Na liegt nur bei 43%. Kalium ist praktisch immer ausreichend vorhanden, in unserem Beispiel sind die Tiere bereits mit dem 3-fachen Wert stark überversorgt. Grüne Felder in der Tabelle zeigen eine Bedarfsdeckung an, gelbe Felder signalisieren eine Unterversorgung.
Beispielration für Milchziegen
In der ersten Spalte sind die Bedarfswerte ersichtlich, in der zweiten die Gehalte in der Ration von Mineralstoffen, Spurenelementen und Vitaminen ausschließlich aus dem Grundfutter. In der Praxis kaufen Ziegenbetriebe durchwegs Kraftfutter in Form von Fertigfutter zu. Hier wurde mit einem Milchleistungsfutter mit 16% Rohprotein gerechnet, das auch biotauglich ist. Etwa 0,9 kg dieses Futters wurden genommen, um den Bedarf an Energie und Rohprotein gut abzudecken. Da alle Fertigfuttersorten auch mineralisiert sind, kommen über dieses Futter weitere Mineralstoffe und Vitamine in die Ration. In der dritten Spalte ist ersichtlich, dass nun auch der Bedarf bei P, Mg und Na gedeckt ist. Ein leichter Mangel liegt nur mehr bei Zink, Kobalt, Selen und den Vitaminen A und D3 vor.
Neues Mineralfutter
Daher wurde ein neues Mineralfutter erstellt, das besonders dieses Manko ausgleicht. Es wurde auf Kalzium und Phosphor gänzlich verzichtet, da der Bedarf längst erfüllt ist. Eigentlich ist dieses Mineralfutter eine "Spurenelement-Vitamin-Mischung", die nur in geringer Menge (in unserem Beispiel mit 1 dag - also 10 Gramm - je Tier und Tag) gegeben werden sollte. Mit diesem Futter sind nun auch alle anderen Mängel behoben, dies zeigt die Spalte 4, alle Bedarfswerte sind erfüllt. Wird ein Standardmineralfutter genommen, werden unnötigerweise Ca, P, Mg und auch Na wesentlich über den Bedarf gefüttert. Meist werden auch nicht 1 sondern um die 3 dag je Tier und Tag gegeben, was in Kombination mit einem Fertigfutter viel zu hoch ist. Zu hohe Gehalte an Kalzium vermindern aber, wie oben bereits erwähnt, die Verwertung anderer Mineralstoffe wie Phosphor, Magnesium, Kupfer, Zink oder Selen. Daher sollten diese starken Überversorgungen bei Ca und auch P möglichst vermieden werden. Wird eine eigene Hofmischung anstelle des zugekauften Fertigfutters verwendet, sieht die Sache natürlich ganz anders aus. Dort macht ein klassisches Mineralfutter für Schafe oder Ziegen selbstverständlich Sinn, das in die Hofmischung eingemischt oder über den Futtertisch gefüttert wird.
Organisch gebundenes Selen, Vitamine
In der neuen Mineralfuttersorte wurde auch darauf Wert gelegt, einen Teil des Selens als organisch gebundenes Selen bereit zu stellen. Dadurch wird die Aufnahme in den Stoffwechsel verbessert, besonders vor dem Ablammen bringt dies Verbesserungen in der Vitalität der Lämmer. Das neue Mineralfutter ist teurer als ein klassisches Mineralfutter, ein solches kann und soll es aber auch nicht ersetzen. Die zu fütternden Mengen sind viel niedriger und immer in Kombination mit einer bereits mineralisierten Kraftfuttermischung - egal ob zugekauft oder selbst gemischt - zu geben.
Auch bei Gehalt an Vitaminen wurde besonderer Wert auf eine ausreichende Versorgung gelegt. Vitamin A wird zwar durch die Umwandlung von Beta-Carotin im Pansen der Wiederkäuer gebildet, dennoch wird in allen Rationen zur Absicherung Vitamin A gegeben, da es für die Fruchtbarkeit von großer Bedeutung ist. Vitamin D3 ist besonders in den Wintermonaten von Bedeutung, da die Eigensynthese in der Haut durch die kürzeren Tage und die zu niedrige UV-Strahlung in den Ställen eine hohe Versorgung bedingt.
Auch bei Gehalt an Vitaminen wurde besonderer Wert auf eine ausreichende Versorgung gelegt. Vitamin A wird zwar durch die Umwandlung von Beta-Carotin im Pansen der Wiederkäuer gebildet, dennoch wird in allen Rationen zur Absicherung Vitamin A gegeben, da es für die Fruchtbarkeit von großer Bedeutung ist. Vitamin D3 ist besonders in den Wintermonaten von Bedeutung, da die Eigensynthese in der Haut durch die kürzeren Tage und die zu niedrige UV-Strahlung in den Ställen eine hohe Versorgung bedingt.
Mineralfutter für Schafe
Eine zweite Mineralfuttersorte mit den gleichen Gehaltswerten aber ohne Kupfer wurde ebenfalls auf den Markt gebracht, um auch für die Milch- oder Mutterschafe diese neue Mineralfuttersorte anbieten zu können. Die Kupfermengen aus den Fertigfuttersorten reichen für Schafe üblicherweise gut aus. Kupferfrei sollten die Rationen von Schafen aber auch nicht sein, auch hier ist eine bedarfsgerechte Versorgung wichtig.
Praxistipp
- 10 g des neuen Mineralfutters
- allen Schafen und Ziegen
- egal ob trocken oder laktierend
- also das ganze Jahr
- 1mal pro Tag
- über das Futter am Futtertisch verteilen.
Die Fütterungsberater der Landwirtschaftskammer helfen gerne bei der Berechnung betriebsindividueller Rationen.