Gegenseitig unterstützen statt kopieren
Frisch, regional, artgerecht – das ist das Motto beim Köchlerhof. Seit der Übernahme von Günther und Monika im Jahr 2001 wurde auf biologische Wirtschaftsweise umgestellt und die Direktvermarktung laufend ausgebaut: „Es war keine bewusste Entscheidung, der Absatz ist einfach stetig gewachsen“, so Monika rückblickend. Die Eltern von Günther hatten bereits einen Kundenstock und lieferten Eier aus. Mit der Übernahme erfolgte vorerst der Ausbau des Eier-Lieferservices. Mittlerweile finden sich am Betrieb 900 Legehennen in Freilandhaltung auf insgesamt vier Partien aufgeteilt. Es gibt zwei Fixställe und zwei Hühnermobile. Eines wurde selbst errichtet und ein zweites heuer aus Oberösterreich gekauft. Am „Bruggerlehenhof“ werden außerdem zwölf Milchkühe der Rasse Fleckvieh samt Nachzucht gehalten. Im Sommer werden die Tiere gealpt.
Nachhaltigkeit ganzheitlich denken
Zum Kundenstock der Familie Köchler zählen mittlerweile rund 400 Kundschaften. Am Montag, Donnerstag und Freitag werden an die 2.700 Eier sowie auf Bestellung weitere Produkte im Raum Jenbach, Vomp, Schwaz und Buch direkt ausgeliefert. Rund die Hälfte des Kundenstocks bedient sich im Hofladen, der vor zwei Jahren errichtet wurde. Aus den nicht verkauften Eiern werden am Martinshof in Vorarlberg sechs verschiedene Bio-Nudelsorten zu 250 oder 500 Gramm hergestellt (zwei Sorten Dinkel, vier Sorten Hartweizen): „Mir war wichtig, einen Hersteller zu finden, der wirklich meine eigenen Eier frisch zu Bionudeln verarbeitet und nicht irgendwelche“, unterstreicht die 45-jährige Landwirtin. Die Eier für die Produktion dürfen nicht älter als vierzehn Tage sein. Die Nachfrage nach den Bio-Nudeln ist mittlerweile so groß, dass ab Frühjahr eine weitere Sorte produziert wird. Darüber hinaus stellt Monika Köchler selbst Eierlikör her. Aus dem übrigen Eiklar entstehen weitere Produkte wie beispielsweise Knabbergebäck. Eingelegte Eier, Kürbis Chutney und Frischgemüse sowie Obst aus dem Garten, Kräutersalz, selbstgemachtes Müsli und Geschenkskörbe runden das vielseitige Angebot von Köchler’s Biohof ab. Nach 13 bis 14 Monaten werden die Legehennen am Hof geschlachtet und danach als Suppenhuhn um 4,5 Euro laufend verkauft. Für die Bäuerin ist es wichtig, dass alles zur Gänze verwertet wird und somit kein Abfall entsteht. Die nachhaltige und regionale Wirtschaftsweise fange außerdem nicht erst im Stall an: „Es war für mich wichtig, dass unser mobiler Hühnerstall in Österreich und nicht in Deutschland gebaut wird. Außerdem haben wir uns letztes Jahr dazu entschlossen, bei der Nudelverpackung auf Plastik zu verzichten und verwenden seither Zellulosefolie aus Holz, weil Plastik und Bio für mich einfach nicht zusammenpassen.“ Neben den eigenen Produkten bietet Monika Köchler in ihrem Hofladen Käse und Joghurt anderer Bauern an. Dies stärke den Zusammenhalt und es komme zu einer Win-win-Situation: „Es ist einfach interessanter, wenn man mehr Produkte anbieten kann. Die Landwirte sollten sich gegenseitig unterstützen, anstatt zu kopieren.“ Ganz bewusst verzichte sie beispielsweise darauf, Milch abzufüllen, weil sie weiß, dass sich eine benachbarte Bäuerin darauf spezialisiert hat.
Transparenz für Konsumenten
Herausfordernd bei der Verwirklichung des Hofladens waren für Köchler die rechtlichen Vorgaben und Vorschriften, mit denen man sich zwangsläufig auseinandersetzen muss: „Dreimal haben wir unsere Etiketten angepasst, weil viele Fragen für uns Bauern klar sind, aber nicht für die Konsumenten. So führe ich jetzt beispielsweise die Kochzeiten für die Nudel am Etikett an. Für mich war das logisch“, lacht Köchler. Trotz so mancher Schwierigkeiten sei gerade die Errichtung des Hofladens mit Selbstbedienung eine enorme Erleichterung für die Landwirtin und die Kunden: „Früher haben mich die Leute angerufen, wenn sie vorbeikamen. So musste ich immer von der Arbeit weg. Eines Tages kam ein Mann und sagte mir, dass er heute schon dreimal da war, bis er mich erreichen konnte. Dann entschieden wir uns vor zwei Jahren, unseren Selbstbedienungshofladen zu errichten. Es kommen seither mehr Leute zu jeder Zeit. Man ist einfach flexibler.“ Freude bereitet der Landwirtin vor allem die Aufklärungsarbeit und der Kontakt mit den Kunden: „Mir ist Transparenz wichtig. Unser Stall steht für Interessierte offen. Die Kunden wollen Erklärung und Aufklärung zu den Produkten. Ganz wichtig ist mir auch die direkte Rückmeldung. Sie bestätigt einem, dass man am richtigen Weg ist.“ Für den Einstieg in die Direktvermarktung empfiehlt Monika Köchler, dass von Anfang an jedes Produkt sauber verarbeitet und zu 100 % auf Regionalität gesetzt wird.
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