Bäuerliche Interessen wahren
Jährlich organisieren Landarbeiterkammer und Landwirtschaftskammer im Dezember einen „Landwirtschaftstag“ für die Funktionärinnen und Funktionäre der Vollversammlungen. Der Schwerpunkt lag heuer auf dem Thema Forst. Landesforstdirektor Josef Fuchs stellte in seinem Vortrag die „Waldstrategie 2030“ des Landes Tirol vor. Über 30 Interessensgruppen wurden zur Erstellung der Strategie eingebunden, wobei fünf Themenfelder abgesteckt wurden: Klimawandel, Sicherheit, Wertschöpfung, Ökosystemleistungen und Gesellschaft. Ein zentrales Element bildet dabei das Programm „Klimafitter Bergwald Tirol“, das einen wesentlichen Beitrag zur Absicherung eines gesunden Waldes und der damit verbundenen Funktionen unterstützen soll. Das sehr umfangreiche Gesamtkonzept steht auf tirol.gv.at allen Interessierten zum Download zur Verfügung.
Schwerpunkt Direktvermarktung
Vizepräsidentin Helga Brunschmid berichtete über die Arbeit der Tiroler Bäuerinnen, die sich schon in Vorbereitung auf das 60-Jahr-Jubiläum im nächsten Jahr befinden. Sie zog außerdem über den diesjährigen Kammerschwerpunkt zur Direktvermarktung Bilanz: „Das Thema Direktvermarktung hat durch die Coronapandemie noch einmal einen Auftrieb erhalten. Deshalb war es gut und wichtig, sowohl in der Beratung als auch in der Bildung und der Kommunikation den Fokus darauf zu legen. Dieses Servicepaket wurde sehr gut angenommen.“
Große Herausforderungen
Auf die mit der Pandemie verbunden Probleme für die Land- und Forstwirtschaft blickte LK-Präsident Josef Hechenberger zurück. Der Tourismuseinbruch führte zu vollen Erntelagern im letzten Winter. Durch einen Kraftakt sei es gelungen, diese zu leeren, auch zahlreiche Verkaufsaktionen wurden von der Bevölkerung sehr gut angenommen. In diesem Jahr könne man trotz einiger Unwetterereignisse mit der Ernte zufrieden sein. Sorgen bereiten Hechenberger die vermehrten Nutzungskonflikte: „Wir müssen bestes Ackerland vor der Verbauung schützen und vermehrt unproduktive Flächen verbauen. In Niederösterreich sind derzeit Feldflächen im Ausmaß von rund 20 Prozent der Gesamtfutterfläche in Tirol für Photovoltaikanlagen vorgesehen. Wenn sich dieser Trend fortsetzt, wird der Druck auf Pachtflächen noch höher. Photovoltaik ja, aber nicht auf Freiflächen“, fordert Hechenberger. Vor allem auf Dachflächen habe man ein großes Nutzungspotential, welches durch die Unterstützung von Seiten des Landes bei den Netzanschlusskosten genützt werden könne. In seinem Bericht ging Josef Hechenberger außerdem auf die Entlastung des ländlichen Raums bei der ökosozialen Steuerreform ein. Auch beim Tierschutzvolksbegehren habe man die bäuerlichen Interessen wahren können: „Die Kombinationshaltung bleibt ein Modell der Zukunft.“ Durch die geplante Haltungskennzeichnung in Deutschland, wohin jeder vierte Liter Milch aus Österreich exportiert wird, komme man aber zunehmend in Bedrängnis. Eine Forderung des Tierschutzvolksbegehrens haben die Bauernvertreter schon vorher verfolgt: Durch den Ausbau der Kalbfleischproduktion in Österreich sollen Tiertransporte hintangehalten werden. Jedoch brauchen mehr Kälber einen Absatz, daher müsse die verpflichtende Herkunftskennzeichnung kommen. Vorausblickend aufs nächste Jahr berichtete Kammerdirektor Ferdinand Grüner über die Schwerpunkte in der LK, wobei unter anderem die Beratung für Betriebswirtschaft ausgebaut werden soll. Der Fokus liegt aber auf Information zu Neuerungen in der GAP und der Invekosarbeit.