Pflanzenschutz 2020
Situation und Gesamtentwicklung
Ein Schwerpunkt der einzelbetrieblichen Beratung liegt im Bereich des Nützlingseinsatzes, da sowohl das Interesse der Produzenten, als auch des Konsumenten in Richtung der Förderung der Nützlinge und Minimierung der chemischen Pflanzenschutzmittel tendiert. Sowohl im geschützten Anbau von Fruchtgemüse, als auch im Zierpflanzenbereich konnte der Einsatz von Nützlingen ausgeweitet werden. Die teilnehmenden Betriebe werden intensiv beratend begleitet. Neben den klassischen Gewächshäusern wird auch der Einsatz unter Schutzdächern getestet. An diesem Projekt nehmen rund 20 Betriebe teil.
Beim Projekt „Offene Zucht“ werden in Balkonkisten spezielle Getreideläuse auf Getreide herangezüchtet, um parallel eine starke Population von Florfliegen zu entwickeln. Diese gelten als natürliche Fressfeinde verschiedenster Lausarten. Diese Balkonkisten mit den pflanzentreuen Getreideläusen und den Florfliegen werden den Betrieben zur natürlichen Bekämpfung von Blattläusen zur Verfügung gestellt. Die „Offene Zucht“ wurde 2020 weitergeführt und ausgebaut. An diesem Projekt nehmen rund 20 Betriebe aus den Bereichen Zierpflanzen und Gemüse teil.
Personen, die beruflich Pflanzenschutzmittel verwenden, benötigen auf Grund des Tiroler Pflanzenschutzmittelgesetz 2012 eine spezielle Ausbildung. Das Gesetz in der Praxis umzusetzen erfordert vielfältige, umfangreiche Informationsleistungen. Neben diesen Informationstätigkeiten gegenüber Produzenten sind auch Daten für die Fachreferenten als Grundlage für die tägliche Beratungsarbeit bereit zu stellen.
Im Gemüsebau wurden zahlreiche Produkte auf Rückstände von Pflanzenschutzmitteln untersucht.
Die positiven Ergebnisse belegen, dass die Wirkstoffe korrekt eingesetzt werden.
Betreffend Pflanzenschutzausweis wurde zur Umsetzung der gesetzlichen Rahmenbedingungen 1 Ausbildungsveranstaltung im Jahr 2020 durchgeführt und so 11 berufliche Verwender geschult. Es wurden zudem 12 Weiterbildungsveranstaltungen für die Verlängerung der Ausbildungsbescheinigung gemeinsam mit Partnerorganisationen abgehalten. Hier wurden in Summe 256 geschult. Im Rahmen des übertragenen Wirkungsbereiches wurden 320 Pflanzenschutzmittelführerscheine ausgestellt bzw. verlängert.
Ein Tirol weites Netz von 20 Wetterstationen liefert Wetterdaten, die ein wichtiger Bestandteil der täglichen Arbeit in den Fachberatungen sind. Die Daten werden genutzt um Frostwarnungen per SMS auszugeben, oder mittels wissenschaftlich erarbeiteten und gut bewährten Algorithmen, Befallsprognosen für den Feuerbrand und weitere wichtige Krankheiten und Schädlinge in den Kulturen zu erstellen. Zur Schadschwellenorientierten Beratung in den verschiedenen Produktionssparten wird ein genaues, seit Jahren etabliertes Monitoring von Schaderregern, wie zum Beispiel Pflaumenwickler und Apfelwickler mit z.B. Weißtafeln, Blautafeln oder Pheromonfallen durchgeführt. Damit kann die gesetzlich vorgeschriebene Umsetzung der integrierten Produktion gewährleistet werden. Zur Unterstützung der Berater werden laufend Pflanzenuntersuchungen in Hinblick auf neue Schadfaktoren und hier speziell Virosen und Mykoplasmosen in Auftrag gegeben. Die Daten der Wetterstationen, zusammen mit dem Monitoring der Schaderreger und Pflanzenuntersuchungen, gewährleisten eine gute Umsetzung der gesetzlichen Vorgaben in Hinblick auf GlobalGAP und integrierter sowie biologischer Wirtschaftsweisen.
Das österreichweite Projekt „Warndienst“ wurde weiter ausgebaut und für das Bundesland Tirol wurden die entsprechenden Berechnungsmodelle für Krankheiten sowie Schädlinge im Acker-, Gemüse- und Obstbau online dargestellt. Auf der Internetseite warndienst.lko.at sind diese Darstellungen tagesaktuell für jedermann online abrufbar. Dies ist ein essentielles Instrument der guten Pflanzenschutzpraxis und unerlässlich für die Umsetzung der gesetzlich vorgeschriebenen integrierten Produktion.
Für die Beratung der biologisch wirtschaftenden Betriebe sind die Prognosen und das Schädlingsmonitoring, welche im Rahmen des Projekt Warndienst erhoben und dargestellt werden, eine essentielle Basis in der erfolgreichen pflanzlichen Produktion. Die Entscheidungsfindung im biologischen Pflanzenschutz kann ausschließlich durch ein exaktes Wissen um Auftreten und Intensität des Krankheits- bzw. Schädlingsdruckes gemacht werden.
Fachartikel, Informationsveranstaltungen, sowie Merkblätter wurden mit den in Tirol erhobenen Daten sowie der Miteinbeziehung von Daten anderer Beratungsdienste und Informationen aus Fachmagazinen zusammengestellt und für die Betriebe zur Verfügung gestellt.
Vorschau auf das Jahr 2021
- Laufende Änderungen der gesetzlichen Rahmenbedingungen auf europäischer Ebene haben zur Folge, dass Bundes- und Landesgesetze sowie die dazugehörigen Verordnungen anzupassen sind. Die Koordination der Fachbereiche und den fachlichen Input in die laufenden Verhandlungen wird durch den Referenten des Bereiches Pflanzenschutz wahrgenommen. Die Verwendung von Pflanzenschutzmitteln setzt eine entsprechende Sachkunde im Bereich Pflanzenschutz voraus. Der von der Landesregierung genehmigte Kurs wird in der Bildungssaison 2021 zweimal durchgeführt. Laufende Bildungsveranstaltungen der einzelnen Fachbereiche sind zu koordinieren und nach Möglichkeit als Weiterbildungsveranstaltung im Sinne der Tiroler Pflanzenschutzmittelgesetzes 2012 genehmigen zu lassen. Für die anstehenden Verlängerungen der Ausbildungsnachweise sind in der Bildungssaison 10 Weiterbildungsveranstaltungen im Ausmaß von je 4 Stunden zu organisieren. Die LK-Tirol hat im Rahmen des Übertragenen Wirkungsbereiches für die Ausstellung der Pflanzenschutzmittelführerscheine Behördenstatus. Ziel ist es, die für die Verwendung von Pflanzenschutzmitteln notwendigen Voraussetzungen im Bereich der Weiterbildung zu schaffen und diese durch den fachlichen Input praxistauglich zu gestalten, um einen umweltschonenden und sachgerechten Einsatz der Pflanzenschutzmittel zu gewährleisten. Die bisher ausgestellten Ausbildungsnachweise sind in den kommenden Jahren zu verlängern und neue Ausbildungsnachweise werden auszustellen sein.
- Für die Fachbereiche der pflanzlichen Produktion wird das Netz der in Tirol zur Verfügung stehenden Wetterstationen von derzeit 20 auf 22 Wetterstationen ausgebaut. welches betreut und gewartet wird. Das Stationsnetz wird 2021 erneuert und auf den neuestens Stad der Datenkommunikation gebracht. Die Stationen liefern wichtige Daten, welche in der Anbauberatung Verwendung finden und dort die Basis für Kultur- und Sortenwahl darstellen. Weiter sind die Daten für die laufende Berechnung des Feuerbrandrisikos sowie anderer Krankheiten und Schädlinge eine unverzichtbare Datenquelle.
- Für die Erwerbsbetriebe sind die Wetterdaten wichtige Instrumente um Kulturmaßnahmen planen zu können. Im Obstbau ist besonders das Frühjahr zur Blütezeit eine kritische Phase. Die Wetterstationen liefern hier wertvolle Daten über die Frostgefahr in den Anbaugebieten und warnen die Anbauer im Falle einer Gefahr per SMS. Das System ist für die Anbauer auf Grund der gesetzlichen Rahmenbedingungen eine wichtige Datenquelle für die Abwägung der Kultur- und Pflanzenschutzmaßnahmen. Gemeinsam mit der LKÖ wird für die Bereiche Ackerbau, Gemüsebau, Obstbau, Weinbau und Bienen eine Warndiensthomepage betrieben und laufend erweitert um die Daten für die Landwirte einfach und leicht verständlich zugänglich zu machen. Neue Medien und Darstellungsmöglichkeiten per SMS, Webapplikation und die Darstellung am Smartphone sind zentrale Elemente. Fachartikel, Informationsveranstaltungen, sowie Merkblätter werden unter Mitverwendung von Daten anderer Beratungsdienste und Informationen aus Fachmagazinen zusammengestellt und stehen für die Betriebe zur Verfügung. Die gewonnenen Daten sind für die im integrierten Anbau und im biologischen Anbau besonders wichtige Terminisierung von Maßnahmen essentiell.
- Der praktizierte Nützlingseinsatz in den Kulturen wird fachlich begleitet und so wichtige Erkenntnisse für eine laufende Verbesserung der Praxistauglichkeit und Ausweitung der Anwendungsgebiete zu erhalten.
- Um in der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln einen weiteren großen Schritt in Richtung einer umweltgerechten landwirtschaftlichen Produktion zu machen, wird an Möglichkeiten der biologischen Entsorgung von Pflanzenschutzmittelresten gearbeitet. In diesem Bereich ist auf Grund der immer stärkeren Spezialisierung der Betriebe noch viel Potential zur Verbesserung der Restmengenaufbereitung vorhanden. Mittelfristig soll Tirol hier einen Vorbildstatus erlagen und so die heimische Pflanzenproduktion noch umweltverträglicher machen.