Junge Landwirtschaft im Lechtal
Im Rahmen der Bezirksrunde öffnete der Betrieb der Familie Bailom in Elbigenalp seine Hoftüren.
Der Hof steht mittlerweile auf drei Standbeinen: Legehühnerhaltung, Rindermast mit derzeit 30 Stück Vieh sowie Pferdehaltung. Elias Bailom hat die Landwirtschaft seines Opas wieder zum Leben erweckt und mit dem ersten Hühnermobil 2018 den Grundstein gesetzt: „Die Hühner dürfen bei uns im Freilauf leben und versorgen unsere lokalen Kunden mit frischen Eiern. Wir haben mehrere Eiladen in der Umgebung, wo man unsere Produkte selbst holen kann, aber wir beliefern auch einige Gasthäuser sowie das Planseewerk in Reutte“, erklärt er. Im darauffolgenden Jahr kam der neue Freilaufstall für die Rinder dazu. Der Hof ist Teil der AMA-Genussregion und beim AMA-Gütesiegel sowie beim Projekt Tiroler Almrind dabei. Die Rinder verbringen mit dem Vieh anderer Bäuerinnen und Bauern aus der Region ihren Sommer auf der Alpe Zarge. Diese wird von Elias organisiert und behirtet. Wieder ein Jahr später kam ein zweites Hühnermobil mit Platz für rund 470 Hühner dazu, da fiel auch die Entscheidung für den Vollerwerb.

Aufs Pferd gekommen
Mit zwei Pferden im „Schlepptau“ kam Luisa Bailom 2021 dazu und aus zwei eigenen Islandpferden wurden fünf Stück, die im 2023 erbauten Stalltrakt ihr Zuhause haben. Zusätzlich zu den eigenen Pferden beheimatet der Stall auch Einsteller sowie Trainingspferde. Das bisher letzte Projekt, der große Reitplatz, wurde 2024 fertiggestellt. Zusätzlich zum Einstellbetrieb werden junge Pferde ausgebildet und verkauft. Luisa hat 2022 ihren IPZV Trainer C erfolgreich abgeschlossen und während der Schwangerschaft mit dem Trainer B weitergemacht, mit dem Ziel, diesen bis Ende 2025 abzuschließen. Dem nicht genug: Auch bei Turnieren in Deutschland und Österreich ist Luisa mit ihren Isländern erfolgreich unterwegs.
Regionalität als Schlüssel
Direkt neben der Familie Bailom ist Bezirksbäuerin Elke Klages beheimatet. Sie freut es, dass junge Familien wieder in die Landwirtschaft einsteigen und betont, wie wichtig Regionalität sei: „Unsere bäuerlichen Produkte sollen nach Möglichkeit auch in der Region konsumiert werden. Es ist meine tiefe Überzeugung, dass das der Weg zum Erfolg ist und die Landwirtschaft im Außerfern nachhaltig stärkt. Dazu haben wir in den letzten Jahren verschiedene Projekte umgesetzt, auch heuer ist wieder einiges in Planung. Zum Beispiel arbeiten wir gemeinsam mit der Regionalentwicklung länderübergreifend mit Bayern und Vorarlberg zusammen, um dem Metzgermangel in der Region entgegenzutreten. Schließlich braucht es auch diese Infrastruktur für die Landwirtschaft. Außerdem waren wir gemeinsam mit der Jungbauernschaft und einigen Direktvermarktern in vier Mittelschulen und haben über die regionale Lebensmittelproduktion informiert.“ Zusätzlich finden unter dem Motto „Landwirtschaft trifft Tourismus“ immer wieder Veranstaltungen zur Stärkung der Regionalität statt. Auch ein neuer Themenweg wurde konzipiert und informiert auf der Alpe Kaisers in Steeg über die Bedeutung der Almwirtschaft.

Spezialitäten der Ziege
Ebenfalls in Steeg befindet sich der zweite Betrieb, der im Zuge des Bezirksbesuches besichtigt wurde. Fabian Pfefferkorn und Sandra Friedl halten aktuell rund 130 Saanen- und Gemsfarbige Ziegen. Die am Biobetrieb gemolkene Milch wird in der Lechtaler Naturkäserei Sojer veredelt und vermarktet, ein Teil wird unter der Marke „Bio vom Berg“ verkauft. Auch dieser Betrieb ist relativ jung, die Landwirtschaft wurde nach einer Pause wieder begonnen. Fabian hatte schon immer eine Begeisterung für Ziegen, bereits seit seinem 15. Lebensjahr hält er selbst welche. Der gelernte Metalltechniker ist als Gemeindearbeiter in Steeg tätig, seine Partnerin Sandra als Kindergärtnerin. Sie haben den Entschluss getroffen, in einen Stall zu investieren und dieses Vorhaben 2020 umgesetzt. Seitdem bewirtschaften sie gemeinsam rund 15 Hektar und vermarkten neben der Milch auch das Ziegenfleisch.
Fabian hat sich in vielen Kursen das entsprechende Know-how angeeignet und zerlegt die Tiere fachmännisch. Die Fleischpakete gehen vorwiegend an private Kund:innen.
Präsident Josef Hechenberger und Vizepräsidentin Helga Brunschmid gratulierten beiden Betrieben zu den großartigen Konzepten und unterstrichen: „Wenn man umsetzen kann, was einem selber Freude bereitet und seine Stärken ausleben kann, bietet ein Hof viele Möglichkeiten. Wir wünschen den jungen Familien weiterhin viel Freude und alles Gute in Haus, Hof und Stall.“
Beständige Zahlen
Bezirksobmann Markus Rid gab einen Überblick über die Zahlen in der Landwirtschaft im Bezirk Reutte: „Wir haben 537 Betriebe im Bezirk Reutte, davon sind 79 Biobetriebe. Bewirtschaftet werden 13.863 Hektar inklusive Almen. Neben Grünland haben wir auch einen Hektar Wein- und einen Hektar Obstbau. Wir haben rund 5.000 Rinder, 290 Schweine, 5.500 Stk. Geflügel, 636 Pferde, Ponys und Esel, 4.500 Schafe und 870 Ziegen. Die Viehzahlen sind in den letzten Jahren konstant geblieben. Wir sind kein Heumilchbezirk mehr, das spiegelt die gestiegenen Anforderungen durch die oft kurzen Schönwetterfenster wider. Auch die anfänglichen Wogen über den Wechsel von 22 Lieferanten ins Allgäu haben sich mittlerweile wieder geglättet – es ist niemandem ein Nachteil entstanden und jeder Hof kann aufgrund der betriebswirtschaftlichen Rahmenbedingungen entscheiden.“