Wetterextreme, Rekorderträge und Herausforderungen

Hitze und Nässe haben sich abgewechselt. In den jeweiligen Kulturen waren die Bäuerinnen und Bauern mit unterschiedlichen Herausforderungen konfrontiert. Obwohl es teilweise zu Ausfällen durch Wetterextreme kam, waren Qualität und Menge zufriedenstellend.
Anpassung und Weiterentwicklung
Trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten und Wetterextremen zeigt sich die Tiroler Landwirtschaft 2025 als widerstandsfähig, vielfältig und qualitätsorientiert. Die Beratung der LK und diverse Fortbildungsangebote unterstützen dabei fortlaufend. Um auch zukünftig den Fortbestand der Betriebe abzusichern, braucht es entsprechende gesetzliche Rahmenbedingungen.
Grünland als Hauptkultur
Ein Großteil der landwirtschaftlichen Flächen Tirols ist sogenanntes „Grünland“. Darunter versteht man Flächen, die als Futtergrundlage für Nutztiere dienen und dementsprechend als Weide genutzt bzw. gemäht werden. „Mengenmäßig war der Ertrag im Grünland durchschnittlich. Gerade zu Beginn des Sommers war die Qualität sehr gut, aufgrund des sehr nassen Julis war der zweite Schnitt jedoch besonders im Oberland sehr schwierig. Generell war es eher zu nass, was gerade für Heubetriebe Herausforderungen in der Ernte mit sich gebracht hat. In Summe können wir aber zufrieden sein“, so LK-Präsident Hechenberger.
Marktentwicklung Obst und Gemüse
Im Gemüsebereich haben sich die Wetterkapriolen ausgewirkt. „Beim Gemüse ist der Bioanteil leicht gestiegen, die konventionelle Fläche blieb stabil. Die Gesamtmenge der abgesetzten Gemüseprodukte sank um rund zehn Prozent. Gründe dafür sind verstärkte Importe, verändertes Konsumverhalten und Unsicherheit durch die aktuelle Preis- und Mehrwertsteuerdiskussion“, schildert Wendelin Juen, Fachbereichsleiter Spezialkulturen und Markt.
Bei der Hauptkultur im Obstbau, dem Apfel, verzeichnet Tirol heuer eine normale Ernte. Diese liegt im europäischen Schnitt. Die Preise liegen leicht über dem Vorjahr, allerdings liegen die Preiserhöhungen unter den Kostensteigerungen der Bauern.
Vom Acker zum Konsumenten
Auch bei Erdäpfeln, Getreide und Mais zeigt man sich mit den Erträgen zufrieden. In punkto Vermarktung spielt vor allem bei den Erdäpfeln der direkte Absatz eine wichtige Rolle, wie Wendelin Juen erläutert: „Zwei Drittel werden über Direktvermarktung abgesetzt. Die Wertschöpfung liegt somit beim Produzenten und bildet ein wesentliches Standbein beim Einkommen dieser Betriebe. Eine Herausforderung war die Bekämpfung der Kraut- und Knollenfäule, was durch die rekordverdächtigen Erträge wettgemacht wurde – 2025 brachte optimale Wachstumsbedingungen. Einzig getrübt wird die Freude darüber durch den Preisdruck im Handel, der aufgrund der Erntemengen sehr hoch ist.“
Gemüsebau
120 Betriebe bauen in Tirol auf 1.500 Hektar, 160 davon biologisch bewirtschaftet, Gemüse an.
Das ungewöhnlich kühle und nasse Wetter in den Sommermonaten bremste den Vegetationsvorsprung aus dem Frühjahr. Ein sehr starkes Hagel-Ereignis im Juni verwüstete zudem große Anbauflächen in Innsbruck-Land, Schwaz, Kufstein und Kitzbühel.
Im Schnitt der 60 angebauten Gemüsearten hat der mengenmäßige Absatz um zehn Prozent abgenommen. Außergewöhnlich hohe Erträge konnten bei Knollensellerie und Lagerkraut erzielt werden. Große Bedeutung hat das Radieschen mit einer Anbaufläche von 170 Hektar und einer Erntemenge von 3.800 Tonnen pro Jahr – das ist mehr als die Hälfte der österreichischen Produktion.
Erdäpfel
Die Anbaufläche für Erdäpfel betrug heuer 431 Hektar und stieg damit um acht Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Erträge liegen heuer auf rekordverdächtigem Niveau. Keine Hitzephasen im Sommer und eine für die Erdäpfel gute Niederschlagsverteilung, vor allem im Frühsommer, brachten optimale Wachstumsbedingungen. Eine Herausforderung war jedoch die Bekämpfung der Kraut- und Knollenfäule – vor allem auf biologisch bewirtschafteten Flächen. Der Preisdruck im Handel ist heuer aufgrund der großen Erntemengen sehr hoch, was die Freude über die hohen Erträge massiv trübt.
Ackerbau
Die Vegetationsperiode 2025 (1. Februar bis Ende September) brachte in den Ackerbauregionen Tirols eine ausgeglichene Niederschlagssituation. Während sich in den Vorjahren oft Trockenperioden und Feuchteperioden abwechselten, war die Wasserversorgung heuer lediglich im Juni kurzfristig zu gering. Die Anbaufläche beim Mais lag im Jahr 2025 bei 3.068 Hektar (Vorjahr: 2.980). Die Nutzung erfolgt vorwiegend als Silomais, hier liegen die Erträge heuer auf absolutem Rekordniveau. Auch 740 Hektar Getreide wurden dieses Jahr angebaut (Vorjahr: 718 ha). Für Probleme beim Getreidedrusch sorgte die Witterung mit 25 Regentagen im Juli. Es konnten kaum Erntefenster gefunden werden und einige Bestände wurden wegen Kornauswuchses nicht als hochqualitatives Mahlgetreide verwertet, sondern dienen nun als Futtermittel. Die Hektarerträge waren heuer jedenfalls auf Rekordniveau.
Obstbau
In Tirol wurde von rund 80 Familienbetrieben auf 200 Hektar Obst produziert. Der Apfel belegt die Hälfte der Erwerbsobstfläche, 20 Prozent der Äpfel werden biologisch produziert.
Das warme Wetter im Frühjahr führte zu einem sehr frühen Saisonstart. Viele Kulturen konnten die daraus entstehenden Vorteile bis zur Ernte nutzen. Insbesondere beim Steinobst führte jedoch der Frost zur Blütezeit zu Ertragseinbußen, etwa bei den Marillen und teilweise bei den Zwetschken.
Bei den Äpfeln steht eine durchschnittliche Ernte von 3.500 Tonnen für den Verkauf bereit. Durch starken Hagel im Juni entstanden teils massive Schäden, diese Äpfel können zur Schnaps- und Saftproduktion verwendet werden. Der wechselhafte Sommer bremste das Fruchtgrößenwachstum. Die kompakteren Apfelfrüchte überzeugen jedoch mit einer hervorragenden inneren Qualität, intensivem Aroma und einer guten Knackigkeit.
Der Hagel führte auch bei Erdbeeren, dem flächenmäßig wichtigsten Beerenobst, im Freiland zu großen Schäden.
Trotz Ertragseinbußen in einzelnen Kulturen und Regionen konnten generell im Tiroler Obstbau qualitativ und geschmacklich hochwertige heimische Früchte geerntet werden.
Wein
Die Rebflächen nehmen in Tirol leicht, aber stetig zu. Zwölf Weinbaubetriebe produzieren auf rund 35 Hektar erwerbsmäßig Wein. Es wurden rund 50.000 Flaschen Wein gekeltert. Das Sortenspektrum ist vielfältig und verteilt sich auf zirka 85 Prozent Weißwein und 15 Prozent Rotwein. Die Hauptsorten sind Solaris, Sylvaner, Weißburgunder, Zweigelt und Blauer Burgunder.
Das Frühjahr war heuer für die Reben gut, die Spätfröste hatten auf die Reben und den Ertrag keine Auswirkungen. Schwere Folgen hatten die Hagelereignisse im Juni und Juli. Der Hagel schädigte die heranwachsenden Trauben und zerstörte einen beachtlichen Teil der Ernte in den betroffenen Weingärten. Die häufigen Niederschläge im Sommer um Herbst waren eine große Herausforderung. Besonders bei den empfindlichen Sorten war der Aufwand zum Schutz vor Pilzkrankheiten sehr groß.
Zierpflanzenbau
In Tirol werden in über 40 Gärtnereien vor allem saisonale Blumen, Kräuter, Gemüsejungpflanzen und Weihnachtssterne auf zirka 20 Hektar kultiviert.
Die milde Witterung im Frühjahr sorgte ab Anfang März für einen sehr guten Start in die Saison. Der Absatz verlief vielversprechend, ehe das Regenwetter und kühlere Temperaturen ab Mitte Mai zu einem merklichen Rückgang führten.
Dank Früherkennung und beratender Unterstützung durch die LK konnte der Schadinsekten-Befall in diesem Jahr zumeist frühzeitig erkannt und eingedämmt werden. Insgesamt konnten beispielsweise rund 2,3 Millionen Viola und Cornuta, 1,4 Millionen Geranien und 130.000 Weihnachtssterne produziert werden.