Voraussetzungen für Nebenerwerb
Der fünfte Stopp der LK-Bezirksrunde fand im Bezirk Lienz statt. Die besuchten Betriebe wurden passend zum Jahresschwerpunkt „Arbeitsplatz Bauernhof“ ausgewählt. „Der Großteil unserer insgesamt 1.520 Betriebe im Bezirk arbeitet im Nebenerwerb. Einige suchen und finden eine Nische, um ihren Hof im Vollerwerb zu führen, das ist aber aufgrund der kleinen Strukturen nicht für alle möglich. Daher ist es aus meiner Sicht umso wichtiger, dass die Arbeit, die auf dem Bauernhof geleistet wird, auch von den jeweiligen Arbeitgeber:innen anerkannt wird und eine gewisse Flexibilität gegeben ist. Das funktioniert aus meiner Sicht gut, denn die Bäuerinnen und Bauern sind wiederum gefragte Mitarbeiter:innen. Aber auch die überbetriebliche Zusammenarbeit ist ein entscheidender Faktor – denn in vielen Fällen ist die Bewirtschaftung im Nebenerwerb nur so zu bewältigen. Damit der ‚Arbeitsplatz Bauernhof‘ auch in Zukunft besteht, braucht es gut ausgebildete Hofnachfolgerinnen und Hofnachfolger. Der Grundstein dafür wird in der landwirtschaftlichen Ausbildung gelegt. Erfreulicherweise verzeichnen wir einen ungebrochenen Zustrom an der Landwirtschaftlichen Lehranstalt“, so Bezirksobmann Konrad Kreuzer.
Arbeits-Raum
Im Rahmen der Bezirksrunde wurde der Gasslerhof der Familie Senfter in Leisach besucht. Ulrike und Johannes führen den Betrieb gemeinsam, wobei Hannes eher für die landwirtschaftlichen Gebiete – Mutterkuhhaltung, Ochsenmast und Forstarbeit - zuständig ist und Ulrike maßgeblich die Frühstückspension mit 40 Betten verantwortet. Auch die drei ältesten Söhne haben einen Teil ihres Arbeitsplatzes am Hof: Jonas, Jakob und Elias haben gemeinsam eine Firma zur Palettenherstellung gegründet, wo sie hauptsächlich für eine in der Nachbarschaft liegende Firma produzieren und eigenes Käferholz, das selbst geschnitten wurde, noch veredeln. Außerdem wurde von Jonas Senfter eine mobile Hofsäge geplant und gebaut. Mit dem eigenen Holzhänger wird nicht nur das eigene Holz, sondern als Dienstleistung auch Holz anderer Bauern und Bäuerinnen, gebracht. Abfälle, die beim Sägebetrieb entstehen, werden zu Hackschnitzeln verarbeitet und in der eigenen Anlage verwertet – eine Investition, die sich laut Familie Senfter sehr gelohnt hat: der Jahresbedarf von ca. 200 Kubikmetern für den gesamten Betrieb kann autark gedeckt werden. Investiert hat der Betrieb auch in eine Photovoltaikanlage auf dem Stadldach, das vor einigen Jahren saniert wurde. Im Zuge dieser Sanierung hat sich Ulrike Senfter den Traum vom eigenen Atelier erfüllt: Sie ist Absolventin des Modekollegs Villach und hat sich ausgehend von der Schneiderei autodidaktisch im Bereich der Taschnerei weitergebildet. „Das ist für mich ein idealer Ausgleich, den ich auch als berufliches Standbein ausbauen möchte“, schildert sie ihre Leidenschaft. Die dafür nötigen Behördengänge arbeitet sie gerade ab. „Es ist zwar viel Arbeit, aber was wir schon schätzen, ist der Platz am Hof. Das ist nicht nur räumlich zu sehen, sondern einfach auch als Fülle an Möglichkeiten, die sich bieten, um Neues auszuprobieren und sich ein Stück weit zu verwirklichen. Man hat viele Optionen, wobei überall viel Bürokratie dahintersteckt, so ehrlich muss man sein. In Summe wissen wir aber um die Lebensqualität am Bauernhof, gerade für uns als Familie“, sind sich Ulrike und Hannes Senfter einig.
Vom Bauern für Bauern
Seit vielen Jahrzehnten wird am Stadtlerhof in Dölsach Milchviehhaltung, Rindermast und Rinderzucht betrieben. Zum Betrieb zählen 17 Hektar Eigenflächen und 30 Hektar Pachtflächen. Mit dem daraus gewonnenen Grundfutter werden die rund 100 Rinder versorgt, über die Sommermonate befindet sich der Großteil der Herde auf der Alm. Neben der Vermarktung über die Genusstankstelle direkt am Hof werden die Ochsen und Kalbinnen über die Firma Spar verkauft.
Der Grundstein für einen weiteren wichtigen Betriebspfeiler wurde schon in der Jugend von Hans Gumpitsch gelegt: zu seinem 16. Geburtstag hat er einen Traktor geschenkt bekommen, wodurch sich seine Leidenschaft für Landmaschinen entwickelt hat. So war es nur logisch, dass er beruflich in den Dienstleistungsbereich eingestiegen ist. Über die Jahre hat sich das Angebotsportfolio der 1990 gegründeten Firma stetig erweitert. Unter dem Motto „Vom Bauer für den Bauer“ ist diese mittlerweile überregional in Ost-, Nord- und Südtirol,Norditalien, Kärnten, Salzburg und im Burgenland im Einsatz.
Das Gumpi-Team beschäftigt rund 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, wovon 9 Mitarbeiter:innen im Nebenerwerb ebenfalls eine Landwirtschaft betreiben. Somit ist die Firma aus mehrerlei Hinsicht eine wichtige Partnerin für die Betriebe.