Konstruktiver Dialog
Bereits elf Mal wurde heuer ein Wolf im Bezirk Kitzbühel nachgewiesen – entweder auf einer Wildkamera, durch die Losung oder durch Risse. Hinzu kommen die drei jüngsten Rissgeschehen in Kirchberg, Aurach und Jochberg, bei welchen der Nachweis noch in Abklärung ist. Besonders besorgniserregend: Nachdem die Schafhaltung im Bezirk Kitzbühel auf Almen praktisch aufgegeben wurde, sehen Wölfe vermehrt auch in Rindern Beute.
Neun tote und mehrere verletzte Rinder sind die traurige Zwischenbilanz des heurigen Almsommers im Bezirk. Das Land Tirol hat rasch reagiert, aktuell sind vier Abschussverordnungen für Kitzbühel aufrecht. Dass die Jagd auf Großraubtiere keine einfache Aufgabe ist, bestätigte die Jägerschaft des Bezirkes bei einem Treffen letzten Freitag in St. Johann. Auf Initiative von LK-Präsident Josef Hechenberger kamen Jagd und Landwirtschaft zum Austausch zusammen.
Informationsfluss verbessern
„Wir haben leider schon einige Erfahrungswerte zum Umgang mit Großraubtieren sammeln müssen, dennoch gibt es Raum für Verbesserungen im Management. Das muss im Interesse von Land- bzw. Almwirtschaft und Jagd gleichermaßen sein, denn während Großraubtiere für die einen vor allem im Sommer Probleme bereiten, trifft es die anderen während der Wintermonate. Insofern braucht es eine funktionierende Zusammenarbeit, um die Problematik möglichst gut in den Griff zu bekommen“, so Hechenberger.
Ein zentraler Punkt der Besprechung war die Kommunikation. Während die Landwirtschaft untereinander bereits sehr gut vernetzt ist, sind die Schnittstellen zur Jagd noch ausbaufähig. „Wir haben bereits im Vorjahr eine Veranstaltungsreihe zum richtigen Handeln bei Wolfspräsenz organisiert. Die war für Bäuerinnen und Bauern sowie für Jagdausübungsberechtigte zugänglich und erfreulicherweise war der Zustrom sehr gut. Wir sehen aktuell aber, dass der Informationsfluss nicht überall gegeben ist, weshalb wir uns in kleiner Runde in den nächsten Tagen nochmal treffen werden, um konkrete Verbesserungsvorschläge bzw. deren Umsetzung zu erarbeiten“, erklärte Bezirkskammerobmann Josef Fuchs.
Ausrüstung benötigt
Bezirksjägermeister Hans
Embacher schilderte die Situation der Jägerinnen und Jäger im Bezirk. Das nötige Equipment – wie beispielsweise Nachtsichtgeräte – sei oft nicht vorhanden. Auch die weiten Strecken, die ein Wolf an einem Tag zurücklegen kann, erschweren einen Abschuss. Weitere Wildkameras wären hier vorteilhaft. Auch Embacher bekräftigte, dass am Ende des Tages vor allem ein rascher Informationsfluss über die Erfüllung einer Abschussverordnung entscheide. Diskutiert wurde auch über die Probleme, die sich durch den Ansitz in den Nachtstunden ergeben. Gerade für Berufstätige ist es nicht zumutbar und möglich, diesen über einen längeren Zeitraum zu praktizieren. Die Teilnehmenden haben sich daher auf die Optimierung der Meldekette geeinigt: Die Jagdausübungsberechtigten sollen unmittelbar nach einer Sichtung bzw. einem Rissgeschehen informiert werden. Nach einem Riss und einer erlassenen Verordnung soll mit dem Jagdpächter abgeklärt werden, ob die Jagdausübungsberechtigten vor Ort versuchen, diese zu erfüllen oder gegebenenfalls Externe hinzugezogen werden sollen.