Unser Essen von morgen

Die Klimakrise beschäftigt uns mittlerweile auch im Alltag in regelmäßigen Abständen – seien es Klimakleber:innen, Diskussionen über die Vertretbarkeit von Flugreisen, das zu trockene/nasse/kalte/warme Wetter an sich oder die immer häufiger – auch in unseren Breitengraden – vorkommenden Extremereignisse. Der enorme Felssturz am Fluchthorn vor ein paar Wochen wird vermutlich nicht das einzige Beispiel für die Auswirkungen der Klimaveränderung in Tirol bleiben.
Während es andere – vielfach die ärmsten Regionen – bereits viel härter trifft, sind wir noch in der glücklichen Lage, uns Strategien für die Anpassung zurechtzulegen. Dass dies dringend notwendig ist, bestätigt auch der vergangene Woche erschienene Bericht des Österreichischen Rechnungshofes zum Thema „Lebensmittel – Versorgungssicherheit“. Von 2015 bis Mai 2022 wurden die Zweckmäßigkeit der Vorsorgemaßnahmen zur Ernährungssicherung sowie das Krisenmanagement für die Lebensmittelversorgung auf Basis des Lebensmittelbewirtschaftungsgesetzes untersucht. Die Kritikpunkte und Empfehlungen des Rechnungshofes werden nun geprüft und im Rahmen der weiteren schwerpunktmäßigen Bearbeitung des Themas Versorgungssicherung aufgegriffen.
Situation beibehalten
Der Bericht bestätigt, dass sich Österreich bei den wesentlichen landwirtschaftlichen Produkten grundsätzlich selber versorgen kann. Allerdings wird darauf hingewiesen, dass dieses komplexe System von vielen Faktoren abhängig ist und es kein zufriedenstellendes Monitoring hinsichtlich möglicher künftiger Entwicklungen gibt. Auch beim vorausschauenden Krisenmanagement und bei konkreten Notfallplänen gibt es laut Rechnungshof Aufholbedarf.
Natürlich wird auch das Thema Wasser behandelt: Hier sollen die Bewilligungszeiträume für Wasserentnahmen, beispielsweise für Bewässerungsanlagen, neu bewertet und gegebenenfalls verkürzt werden. Als Hintergrund werden die nicht vorhersehbaren Entwicklungen und der steigende Verbrauch angeführt. Dies alles trifft in Summe drei Ministerien: das Landwirtschaftsministerium, das Wirtschaftsministerium und das Klimaschutzministerium. Hier sollen verbindliche Vorgaben für eine ressort-
übergreifende Abstimmung etabliert werden, um Konflikte aufgrund von in Krisenfällen getroffener Maßnahmen zu vermeiden.
Flächen dringend absichern
So positiv die Versorgungslage derzeit ist, so kritisch wird der Umgang mit landwirtschaftlichen Flächen beurteilt. Da die Bodenressourcen in Österreich nicht für die gänzliche Selbstversorgung ausreichen, ist der rasch fortschreitende Flächenfraß sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch nicht sinnvoll.
Der Rechnungshof sieht daher eine Rahmenkompetenz des Bundes zur Raumordnung als zweckmäßig an. Ein bundesweit einheitliches Monitoringsystem zur Bestimmung der Flächeninanspruchnahme und -versiegelung wäre ebenfalls voranzutreiben. Besonders betrachtet wurde die Ausweisung der landwirtschaftlichen Vorsorgeflächen in Tirol. Stand Mai 2022 machten diese Flächen 35.123 Hektar aus, das entsprach rund 22 Prozent des Dauersiedlungsraumes in Tirol. Der Rechnungshof empfiehlt, auch außerhalb des Dauersiedlungsraumes, ähnliche Sicherungsmaßnahmen für landwirtschaftlich genutzte Flächen zu überlegen, um diese bei Konflikten aufgrund von Bodenbedarf anderer Bereiche (zB. Tourismus) besser zu schützen.