Beim Pressetermin für die Bezirke Innsbruck-Stadt und Innsbruck-Land gab es Einblicke in zwei Betriebe, welche Möglichkeiten zum Arbeiten im Vollerwerb aufzeigten.
Den Start machte der Bio-Heumilchbetrieb „Edenhauserhof“ am Natterer See. Den Betriebsführern Kathrin und Michael Mair war es wichtig, den eigenen Hof so auszurichten, dass dieser wirtschaftlich geführt werden kann: „Für unsere 35 Fleckvieh-Milchkühe haben wir 2023 den neuen Laufstall fertiggestellt, die Aufzucht des Jungviehs ist ausgelagert. Das Futter für unsere Tiere produzieren wir auf 18 Hektar, wovon zwölf Hektar Eigenfläche sind. Dazu gehören noch drei Hektar Eigenwald, welcher unter anderem unsere Hackschnitzelanlage versorgt. Mit dem Stallbau haben wir auch den Tourismus als Betriebszweig ausgebaut. Uns ist es besonders wichtig, einen guten Kontakt zu unseren Gästen zu haben und ihnen die Landwirtschaft näher zu bringen – inklusive komfortabler Unterkunft in den sechs Ferienwohnungen und vier Doppelbettzimmern. Kürzlich wurde unser Betrieb von Urlaub am Bauernhof sogar mit fünf Blumen ausgezeichnet – damit sind wir in Innsbruck und Innsbruck-Land die Einzigen. Uns freut es sehr, dass unser Betrieb offensichtlich nicht nur uns selbst Freude macht, sondern auch bei anderen auf Begeisterung stößt!“ Auffällig ist die Einbindung der Gäste in den Betrieb. Werkzeuge für Kinder stehen bereit, sodass diese die Landwirtschaft nicht nur sehen, sondern auch erleben können. Die gesamte Familie ist überzeugt, dass es immer wichtiger wird, außenstehenden Personen einen Einblick in die Landwirtschaft zu ermöglichen, um Verständnis für diese zu schaffen.
Die Zukunft der Landwirtschaft ist auch Bezirksbäuerin
Karoline Schapfl ein großes Anliegen, hier hob sie den Mehrwert der LK Bäuerinnen Tirol hervor: „Nicht nur am Hof, auch in der Organisation ist es wichtig, dass die nächsten Generationen früh genug eingebunden werden und so motiviert sind, die Arbeit weiterzuführen. Wir haben 2026 Wahlen und sind schon dabei, uns darauf vorzubereiten.
Unsere Gemeinschaft zeichnet sich durch den starken Zusammenhalt und den Einsatz für die Landwirtschaft aus. Das geschieht vor allem über Öffentlichkeitsarbeit und Bewusstseinsbildung. Auf diese Weise versuchen wir, Wissen über und Verständnis für die Landwirtschaft zu vermitteln.
Von zentraler Bedeutung ist eine gesunde Ernährung. Dafür braucht es regionale, nachhaltige Landwirtschaft und naturnahe Qualitätsprodukte.
Hier gibt es, im Gegensatz zu hochverarbeiteten Lebensmitteln wie Fleischersatzprodukten, nachvollziehbare Wege und Transparenz über den Herstellungsprozess. Das möchten und müssen wir den Menschen erklären.“
Mit der Entscheidung, den ursprünglichen Hof auszusiedeln und vom Nebenerwerbsbetrieb mit fünf Rindern auf einen Einstellbetrieb mit 30 Pferden inklusive 700 Legehennen und Hofladen zu wechseln, scheint Familie Hörtnagl aus Grinzens die richtige Entscheidung für sich getroffen zu haben. Stefan, der zukünftige Hofübernehmer, kann Vollzeit am Hof arbeiten und ist für die Pferde zuständig. Sein Vater kümmert sich um die Hühner und seine Mutter um die Vermarktung der Produkte. Was den Einstellbetrieb besonders macht, ist das Haltungssystem der Pferde: In dem „Aktivstall“ sind wichtige Anlagen, also Wasser, Liegehalle und Futterstationen, so angelegt, dass sich die Pferde zwischen ihnen hin und her bewegen müssen, pro Pferd stehen annähernd 100 Quadratmeter zur Verfügung – weit mehr als gesetzlich vorgeschrieben. Für die Tiere bewährt sich das Konzept. Sie können ihr natürliches Verhalten ausleben und haben folglich ein ausgeglichenes, zufriedenes Wesen. Damit auch der Fütterungszustand stimmt, sind automatische Heuraufen am Gelände verteilt, eine Kraftfutterstation sorgt mittels in der Mähne befestigtem Chip für die optimale Nährstoffergänzung. Familie Hörtnagl ist überzeugt vom Konzept und bringt dieses auf den Punkt: „Hier dürfen Pferde einfach Pferd sein!“
Bezirksobmann Thomas Schweigl weiß auch, wie die Landwirtschaft im Rest der zwei Bezirke aussieht und gab einen Überblick über die Zahlen: „Wir haben 1.940 Betriebe in den Bezirken, davon sind 289 Biobetriebe. Die Zahl der Betriebe ist erfreulicherweise in den letzten Jahren annähernd gleichgeblieben. Bewirtschaftet werden zirka 35.148 Hektar, da sind auch die Almen dabei. Neben Grünland haben wir auch 3.128 Hektar Acker. Wir haben rund 27.000 Rinder, 1.958 Schweine, 61.858 Stück Geflügel, 2.157 Pferde, Ponys und Esel, 19.590 Schafe und 6.655 Ziegen.
Diese Zahlen sind in den
letzten Jahren relativ stabil geblieben, obwohl der Druck auf die landwirtschaftlichen Flächen zunimmt, da sie
immer öfter als Kapitalanlage in das Interesse
von großen Investoren
rücken. Hinzu kommt, dass klimatische Veränderungen und Extremwetterereignisse, wie beispielsweise
zuletzt in Gschnitz, die Produktivität der Flächen schädigen und die Existenz ganzer Betriebe bedrohen.
Es braucht jetzt einen zukunftsorientierten politischen
Kurs, der die heimische Landwirtschaft langfristig unterstützt!“