Weidegans als interessanter Betriebszweig
Die Weidegans erfreut sich in Tirol bei Landwirten und Konsumenten zunehmender Beliebtheit. Als guter Verwerter von Grünfutter ist die Gans für Grünlandbetriebe ideal geeignet. Bei einer erfolgreichen Mast werden Schlachtgewichte von über vier Kilo erreicht. Im letzten Jahr wurden tirolweit circa 1.300 Weidegänse gemästet und somit ein Umsatz von über 100.000 Euro auf den Tiroler Betrieben generiert. Das ehemals vorherrschende Problem fehlender Schlachtmöglichkeiten wurde mit der Einführung der mobilen Geflügelschlachtung durch Zusammenarbeit von Landwirtschaftskammer und Maschinenring gelöst und die Erfahrungen nach den ersten Einsätzen sind durchwegs positiv. Bereits jetzt müssen sich die Betriebsführer Gedanken für die kommende Saison machen, denn die Futter- und Kükenbestellung steht unmittelbar bevor. Wer mit dieser Saison in die Wassergeflügelmast mit Weidegänsen einsteigen möchte, muss nun die nötigen Vorkehrungen und Planungen treffen. Ein Erfahrungsbericht von Stefan Hörtnagl beschreibt Herausforderungen und Chancen der Gänsemast.
Optimale Bedingungen
Es ist ein schöner Moment, wenn die Gössel (die kleinen Gänseküken) von der Brüterei kommen und in den warmen Stall gesetzt werden, wo sie sofort anfangen zu fressen. Zugleich ist dies die herausforderndste Zeit für die Gänsehaltung. Die Aufzucht in den ersten Lebenswochen, solange die Gössel noch nicht eingefiedert sind, stellt die höchsten Anforderungen an die Haltungsbedingungen. Der Platz für die Gösselaufzucht muss gut geschützt sein. Auch die Hofkatze hat keinen Zutritt. Die Stallung muss mit Stroh eingestreut sein – kein Sägemehl, da dies von den Gössel mit Futter verwechselt wird. Bereits zwei Tage bevor die Gänseküken ankommen, muss damit begonnen werden, den Boden auf 25 bis 30 Grad aufzuwärmen. Es nützt nichts, wenn der Raum warm ist, aber der Boden kalt. Das Raumthermometer sollte sich also in Bodennähe befinden und nicht unter der Decke. Im Idealfall gibt es eine Fußbodenheizung, die eine Grundwärme liefert. Mit Wärmeplatten oder Wärmelampen kann dann die Temperatur genauer eingestellt werden. Bereitgestellt werden muss frisches, sauberes Wasser in sauberen Geflügeltränken. Es gilt der Grundsatz: Man sollte selbst daraus trinken wollen. Besonders wichtig ist in dieser Zeit natürlich auch das Futter. Zu Beginn geht nichts ohne das entsprechende, speziell auf das Bedürfnis von Gänseküken abgestellte Starterfutter für die ersten sieben bis acht Wochen. In dieser Zeit sind pro Tier sechs bis sieben Kilogramm von diesem Starterfutter zu veranschlagen. Am besten ist es, bei der Bestellung der Gössel das Futter gleich mitzubestellen.
Beim Wachsen zusehen
Stimmen die Bedingungen, kann man zusehen, wie die Gössel über Nacht wachsen und deshalb ist dieses Spezialfutter für den Anfang unumgänglich und ein Verzicht Sparen am falschen Ort. Hofeigene Komponenten können später eingesetzt werden. In den ersten Tagen ist das Futter am Boden – beispielsweise auf Papier – anzubieten. Wichtig ist, dass die Futtertröge nicht zu hoch sind, damit die Küken das Futter auch erreichen können. Wenn die Bedingungen wirklich gut sind, kann man ab der zweiten Woche am Nachmittag auf einem sonnengewärmten Fleckchen eine Weide für einige Stunden abstecken. Kauft man Tagesküken (ein Tag alte Gössel) muss mit einem Ausfall von zwei bis fünf Prozent gerechnet werden, weil es immer mal wieder vorkommt, dass einzelne Tiere die Ernährungsumstellung vom Dottersack auf die Fütterung nicht schaffen. Sie fangen einfach nicht an zu fressen. Biobetriebe müssen Tagesküken kaufen, konventionelle Betriebe können auch ältere Tiere (bis zu einer Woche, zehn Tage) bestellen. Sobald die Gössel eingefiedert sind, ist die Haltung problemlos.
Weide als Futterquelle
Für die Weidegans muss die Weide die Hauptfutterquelle sein. Zusätzlich zum Gras sollten aber zehn bis fünfzehn Dekagramm Kraftfutter (Getreide, Getreidemischungen) pro Tag trotzdem angeboten werden. Für die Zerkleinerung brauchen die Tiere Gestein. Gelegentlich eine Handvoll Schotter in der Größe von Rollsplitt oder Muschelgrit eignet sich gut dafür und verhindern, dass die Gänse selber auf Steinsuche gehen und zu graben anfangen. Je härter das Gestein, umso lieber ist es ihnen. Es ist immer ein toller Anblick, wenn die Tiere in der Früh ausfliegen, Flugversuche unternehmen und dann auf der frischen Weide zu grasen beginnen. Im ersten Jahr sieht der Grasbestand ziemlich
Bestellung von Küken und Futter ab sofort
Die Bestellung von Gänseküken und dem zugehörigen Starterfutter für eine optimale Aufzucht ist ab sofort und bis 15. Februar über die IGV - Österreichische Weidegans möglich. Weitere Informationen und der Bestellschein sind bei der Landwirtschaftskammer unter 059292-1509 erhältlich.