Im Rahmen der Bezirksrunde wurde der Betrieb „Maliker“ in Assling besucht. Selina und Markus Stocker leben dort mit ihren drei Kindern Ida, Franz und Veit. 2022 hat Selina den Hof übernommen, 2023 wurde der Hof erschlossen und der Stall neu gebaut. Aktuell werden 16 Kühe plus Nachzucht gehalten, die Milch wird an die Berglandmilch geliefert. In einem Betriebsverbund mit dem Hof von Ehemann Markus, wo 60 Mutterschafe gehalten und die Lämmer über die RGO vermarktet werden, bewirtschaftet Familie Stocker 16 ha Grünland, 1 ha Silomais und 30 Hektar Wald. Zusätzlich beweiden die Schafe 12 Hektar Hutweide auf einer gepachteten Alm. Neben der Viehhaltung betreibt Markus Stocker mit seinem Schwager Michael Marx ein Dienstleistungsunternehmen. Neben Holzschlägerungs- und Bringungsarbeiten bieten sie beispielsweise Schneeräumung an. Außerdem ist Markus Stocker Ortsbauernobmann, Obmann der Agrargemeinschaft sowie des E-Werkes Assling. Damit alle Rädchen ineinandergreifen, war vor allem die Erschließung ein Meilenstein, wie Markus Stocker schildert: „Die zwei Betriebe gehen Hand in Hand. Wir haben viele Steilflächen, die einmal von den Schafen abgeweidet und einmal gemäht werden. Die ebeneren Flächen sind mehrschnittig. Diese abgestufte Grünlandwirtschaft macht Sinn und geht eben nur im Betriebsverbund. Damit das aber möglich ist, war die Hoferschließung ein unverzichtbarer Meilenstein. Beispielsweise musste die Milch vorher an eine Sammelstelle gebracht werden, jetzt wird sie direkt am Hof geholt. Da bedanken wir uns auch nochmals bei allen Zuständigen der Gemeinde Assling und der Agrar Lienz sowie allen Baufirmen für die gute Zusammenarbeit!“
Anschließend wurde das E-Werk in Assling besichtigt. Dieses wurde vor knapp hundert Jahren als Genossenschaft gegründet. Gestartet wurde mit 130 Mitgliedern, wobei eine alte Mühle zur Kraftwerkszentrale umgebaut wurde. Noch heute ist das E-Werk im Besitz der 180 Mitglieder. Über die Jahrzehnte wurden immer weitere Kraftwerke gebaut und die Betriebsgebäude an die Bedürfnisse der Zeit angepasst. Auch technisch wird bei den Turbinen und Generatoren stets nachgerüstet. 2012 hat die Genossenschaft die erste PV-Freiflächenanlage errichtet. Mittlerweile beliefert das E-Werk Assling rund 800 Kunden, vorwiegend im Gemeindegebiet. Damit ist Assling energieautark.
Am „Weberhof“ der Familie Lukasser-Weitlaner dreht sich neben den 80 Mutterschafen alles um die Schnapsproduktion. Edelbrandsommelier Robert hat 2013 mit der Herstellung von hochwertigen Schnäpsen begonnen, 2015 wurde die eigene Schaubrennerei am Hof eingerichtet. Mittlerweile führt er den Betrieb in einer Personengemeinschaft mit seinem Sohn Jakob, ebenfalls Edelbrandsommelier. Neben „Klassikern“ aus dem eigenen Obstgarten werden auch immer neue Tropfen kreiert, wie etwa der Gin aus verschiedenen Kräutern. Vermarktet werden die Destillate hauptsächlich in der Region, aber auch über einen Webshop können die edlen Tropfen erworben werden.
Nicht nur Kammerpräsident Josef Hechenberger und Vizepräsidentin Helga Brundschmid nahmen sich für den Bezirkstag Zeit, auch Bundeminister Norbert Totschnig war in seinem Heimatbezirk vor Ort. Im Rahmen eines Pressegesprächs informierte die Kammerspitze anlässlich der kurz vorab veröffentlichen EU-Budgetentwürfe über die möglichen Konsequenzen für Österreich und Tirol – wir haben in einer früheren Ausgabe bereits ausführlich darüber informiert. Aber auch Themen auf Bezirksebene wurden angesprochen, wie etwa von den Tiroler Bäuerinnen: Sie haben es sich seit vielen Jahren zur Aufgabe gemacht, die Rolle der Frauen auf den Höfen zu stärken, sie über ihre Rechte zu informieren und auch das Bewusstsein für partnerschaftliche Betriebsführung auszubauen. Im Bezirk Lienz sind die Bäuerinnen daher gerne Partnerinnen des Projektes „Building bridges“, das vom Regionsmanagement Osttirol getragen wird, wie Bezirksbäuerin Karin Huber erklärt: „Das Mentoring-Projekt zielt darauf ab, sich länderübergreifend zu vernetzen und voneinander zu lernen, dazu werden verschiedene Seminare angeboten. Mentorinnen zu verschiedenen Themen stehen dabei als kompetente Ansprechpartnerinnen zur Verfügung. Osttirol bildet gemeinsam mit Südtirol und Belluno die Projektregion. Wir sind gerne bei solchen Initiativen dabei, denn ich bin davon überzeugt, dass alle Initiativen zur Stärkung der Rechte von Frauen wichtig sind.“
Bis dato guter Sommer
Bezirksobmann Konrad Kreuzer gab einen Überblick über die aktuelle Anbausaison und lieferte einige Zahlen in der Landwirtschaft im Bezirk Lienz: „Aktuell sind wir witterungstechnisch sehr zufrieden. Wir hatten genug Niederschlag und bis dato keine größeren Schadereignisse. Daher sind momentan die Ertragserwartungen gut. Auch die Absatzkanäle laufen zufriedenstellend.“ Bei aller Vielfalt ist vor allem die Schafhaltung für den Bezirk wichtig. Für deren Erhalt brauche es weitere Signale in Sachen Großraubtiere, wie BO Kreuzer ergänzte: „Unsere Almwirtschaft ist unverzichtbar – nicht nur für die Landwirtschaft, auch für den Tourismus. Daher braucht es weitere Maßnahmen, um langfristig eine ganzjährige Bejagung von Wölfen zu erreichen.“