Nachsaat im Grünland
In der Tierzucht werden durch neue Erkenntnisse, Forschungsergebnisse und auch Zuchterfolge die Leistungen ständig verbessert. Ebenso können durch regelmäßige Nachsaat und die Verwendung besser geeigneter Sorten für den jeweiligen Standort und die Wirtschaftsweise in der Grünlandbewirtschaftung Fortschritte erreicht werden.
Jedoch wird die bedeutende Rolle der Nachsaat im Grünland oft unterschätzt. Vielerorts vertraut man auf eine natürliche Grünlanderneuerung, dabei wird die Ausbreitung von unerwünschten Pflanzenarten übersehen und der Verlust wichtiger nicht erkannt.
Warum Nachsaat
Eine regelmäßige Grünlandnachsaat erfüllt mehrere Zwecke. Neben der Lenkung des Bestandes in Richtung einer gewünschten Zusammensetzung und der gewünschten Nutzungsform, dient sie vor allem auch zur Lückenfüllung und Grünlandverjüngung. Lücken werden oft von Samenunkräutern, wie Gemeiner Rispe und stumpfblättrigem Ampfer, besetzt. Löwenzahn kann ebenfalls aufgrund seines flugfähigen Samens Lücken besiedeln und so zum Platzräuber werden.
Bestandserhebung und Lenkung des Bestandes
Je nach Nutzung und Bewirtschaftungsform etabliert sich ein angepasster Grünlandbestand. Mit der Hilfe von Nachsaaten können sich wünschenswerte Futtergräser ihre Rolle im Bestand festigen, welche ansonsten meist von unerwünschten, konkurrenzkräftigen Arten übernommen wird. Nachsaaten mit einem hohen Anteil an Leguminosen fördern die Stickstoff- und Nährstoffversorgung im Grünland. Wird hauptsächlich mit einer Silagenutzung gearbeitet, ist ein hoher Anteil an Gräsern anzustreben, da Leguminosen, wegen ihres hohen Eiweiß- und geringen Zuckergehalts, schwer silierbar sind. Bei Beweidung sollten verstärkt Weidegräser, wie Wiesenrispengras und englisches Raygras, als Partner im Grünland gewählt werden.
Welche Saatgutmischung?
Die Wahl der richtigen Saatgutmischung entscheidet über die spätere Futterqualität. Nachdem wichtige Faktoren, beispielsweise Nutzungsintensität, Nutzungsart, Lage des Bestandes und vorhandener Bestand, ermittelt wurden, kann die optimale Mischung gewählt werden. Bei der Bestimmung des Saatgutes sollte auf Ampferfreiheit, Reinheit, Keimfähigkeit und Ausdauer geachtet werden. Für Bio-Betriebe gilt, dass bei Verfügbarkeit des entsprechenden Bio-Saatguts dieses auch eingesetzt werden muss. Andernfalls ist eine Genehmigung bei der Bio-Kontrollstelle einzuholen. Welche Mischung für welchen Grünlandbestand geeignet ist, kann mithilfe der Mischungssuche Österreich der ÖAG bestimmt werden:
www.gruenland-viehwirtschaft.at/saatgut/mischungssuche-oesterreich
www.gruenland-viehwirtschaft.at/saatgut/mischungssuche-oesterreich
Der richtige Zeitpunkt entscheidet
Der richtige Zeitpunkt zur Ausbringung ist das A und O für den Erfolg der Nachsaat.
Die Nachsaat im Frühling gilt als kritisch zu betrachten, da zu diesem Zeitpunkt der rasch wachsende Altbestand eine starke Konkurrenz für die jungen Pflanzen darstellt. Der ideale Zeitpunkt befindet sich ab Mitte August, da die Nächte bereits länger sind, tagsüber die Temperaturen nicht mehr so stark ansteigen und die Taubildung stärker ist. Somit ist eine Wasserversorgung der Keimlinge gewährleitstet und diese haben bis zu den Herbstmonaten ausreichend Zeit, um genügend Wurzeln und Masse für den Winter zu produzieren. Dies ist vor allem für Leguminosen wichtig, damit sie sich etablieren können.
Vorbereitung Fläche und Ausbringung
Damit die Nachsaat auch den gewünschten Erfolg erzielt, ist im Vorhinein einiges zu beachten. Für das Gelingen der Nachsaat muss das Saatgut Kontakt zum Boden haben. Deshalb ist beim vorherigen Schnitt ausnahmsweise eine tiefere Mahd berechtigt. Bei verunkrautete n Beständen oder bei einem hohen Anteil an Gemeiner Rispe, empfiehlt sich eine scharfe Bearbeitung mit einem Striegel, um Platz und offenen Boden für die Nachsaat zu schaffen. Auch die bodenbezogenen Eigenschaften, damit sind pH-Wert und verfügbare Nährstoffe gemeint, stellen einen wichtigen Aspekt dar. Zum Gelingen der Nachsaat müssen im Vorhinein diese Faktoren in Ordnung gebracht werden (Kalkung, P-Düngung). Bei ausgewogenen Grünlandbeständen hat sich der Grünlandstriegel mit nachlaufenden Walzen bewährt. Dieser kann sowohl im flachen Gelände als auch in Steilhängen als Anbaumaschine für Motormäher verwendet werden. Dieser öffnet die Grasnarbe und bietet somit ideale Bedingungen für die Keimung der Samen. Die nachlaufende Walze rückverdichtet die geöffnete Grasnarbe und drückt insbesondere den Samen an den Boden an. Bei kräuterreichen Grünlandbeständen oder sehr dichten Beständen bleibt das Saatgut im Aufwuchs hängen. Hier können zur Ausbringung Schlitzgeräte benutzt werden, welche die Grasnarbe durchschneiden und das Saatgut direkt im Boden ablegen. Die Aussaat sollte in 0,5 bis 1 Zentimeter Tiefe erfolgen, da Gräser zu den Lichtkeimern zählen. Die Aussaat mittels Schlitzgeräten eignet sich aufgrund des sicheren Bodenschlusses auch bei trockenen Bedingungen und in trockenen Lagen gut. Mischungen mit hohem Anteil an Wiesenrispe sind hingegen für die Ausbringung mit Schlitzgeräten nicht geeignet, da das Saatgut im Boden zu tief abgelegt würde.
Ein nachträglicher Walzengang, um den Bodenschluss zu erreichen, ist auch bei dieser Ausbringungsart erforderlich. Diese Methode eignet sich bei trockenen Bedingungen bzw. Lagen sehr gut, da der Bodenschluss garantiert wird. Die Nachsaatmenge hängt hauptsächlich von der Größe der Lücken im Bestand ab. Dabei gilt, bei Lückenanteilen von maximal 10 Prozent etwa 5 Kilogramm je Hektar auszubringen. Bei Lücken bis 20 Prozent bis zu 10 Kilogramm je Hektar und bis 30 Prozent werden zwischen 10 und 25 Kilogramm je Hektar verwendet. Sollte die Lückenhaftigkeit des Bestandes über 50 Prozent liegen, kann eine Sanierung mittels Neuanlage der Grünfläche vorgenommen werden. Allerdings erweist sich diese im Alpenraum als sehr schwierig, denn der Bodenaufbau ermöglicht nur selten einen Umbruch oder darf aufgrund der ÖPUL-Verordnungen (Humuserhalt und Bodenschutz auf umbruchsfähigem Grünland) nicht vorgenommen werden oder steiles Gelände ist danach nicht mehr bewirtschaftbar (keine stabile Grasnarbe mehr vorhanden). Dort sollte ein intensives Striegeln mit erhöhter Nachsaat und Walzung vorgenommen werden. Der Schröpfschnitt bei einer Aufwuchshöhe von 15 Zentimetern (nach zirka vier Wochen) oder eine Beweidung dienen der Bekämpfung des Unkrautes und bringt Licht für die jungen Pflänzchen. Unmittelbar nach Einsaat sollte auf trockenen Böden nur eine leichte Startdüngung mit stark verdünnter Jauche bzw. Gülle erfolgen.
Fazit
Ohne Nachsaat wird das Grünland von Jahr zu Jahr ertragsärmer und vermehrt von Unkräutern besiedelt. Die Grasnarbe schwindet und das Feld wird immer schwieriger zu bewirtschaften. Deshalb ist die Nachsaat für Grünlandbetriebe essenziell. Dabei muss besonders auf die Bewirtschaftungsweise des Grünlandes und die daraus resultierende richtige Saatgutmischung geachtet werden. Der beste Ausbringungszeitraum ist ab Mitte August aufgrund der effizienteren Taubildung und Wasserversorgung der Keimlinge. Striegel-Walzen-Kombinationen haben sich zur Nachsaat im Grünland etabliert, da die Walzung nach der Aussaat einen Bodenschluss garantiert.
Je nach Lückenhaftigkeit des Grünlandes müssen unterschiedliche Mengen an Saatgut ausgebracht werden, wobei das Maximum bei Lücken um 30 Prozent bei 25 Kilogramm/Hektar liegt.