Marken im Mittelpunkt
Um den Dialog mit Landwirt:innen zu verstärken, initiierte die AMA-Marketing eine neue Veranstaltungsreihe, die AMA-Marketing-Partnertage. Nach erfolgreichen Veranstaltungen in Niederösterreich, der Steiermark, Wien, Salzburg, Kärnten und Oberösterreich fanden die AMA-Marketing-Partnertage nun auch in Tirol statt. An der HBLFA Tirol in Rotholz konnte AMA-Aufsichtsratsvorsitzender Lorenz Mayr rund 130 Interessierte begrüßen. Präsident Josef Hechenberger wies in seinen Grußworten auf aktuelle Herausforderungen hin: „Die gemeinsame Weiterentwicklung des AMA-Gütesiegels war ein wichtiger Schritt, damit wir uns qualitativ abheben und somit gegen die billig produzierende Konkurrenz aus dem Ausland bestehen können. Für die Zukunft ist aber wichtig, dass Qualität nicht auf die Haltungsform reduziert wird. Denn unser oberstes Ziel ist es, dass die Tierhaltung und unsere Betriebe weiter bestehen können!“
Geschichten als Chance
Als erster Referent sprach Ethiker Christian Dürnberger über „Von Menschen und Marken“. Er schilderte anschaulich, welche Macht Gefühle, Assoziationen, Erinnerungen und Werte neben dem primären Nutzen eines Produktes haben. Dürnberger betonte auch: „Es reicht nicht aus, ein gutes Produkt zu haben. Es braucht eine Markengeschichte. Das bietet den Konsument:innen einen emotionalen Mehrwert, es fühlt sich richtig an, dieses Produkt zu kaufen. Dieser Prozess erfordert Ausdauer, ist letztlich aber unerlässlich – denn eine starke Marke schützt vor Handelsmarken und macht weniger leicht austauschbar.“
Auch die Essgewohnheiten und wodurch diese beeinflusst werden, wurde beleuchtet. Damit betonte Dürnberger, dass eine positive Unterscheidung heimischer Produkte von internationalen Waren am ehesten auf der Werte-Ebene erfolgen kann: „Die Landwirtschaft hat Potential, um Geschichten zu erzählen. Diese müssen stimmen und stimmig sein. Denn ohne Werte-Identität geht man im Produktmeer der Supermärkte unter!“
Die Marke bin ich
Sabine Kronberger, Journalistin und Moderatorin, hat in ihrem Impulsvortrag eindringlich appelliert, sich selbst als Teil der „Marke Landwirtschaft“ zu betrachten und in der tagtäglichen Kommunikation das auch im Hinterkopf zu behalten. Sie wies auch darauf hin, dass Bäuerinnen und Bauern sich in vielen Bereichen sehr gut auskennen, beim Thema „Werbung“ allerdings relativ wenig Erfahrung haben: „Bei allem, was wir nicht selber sagen, übernehmen andere für uns die Kommunikation. Da geben wir viel zu viel aus der Hand. Daher ermutige ich euch, den Menschen, mit denen ihr in Kontakt seid, zu erzählen, warum eure Arbeit wichtig ist und welchen Wert sie hat.
Nicht jammern, sondern erklären, wie wir Herausforderungen angehen. Da ist jede und jeder in der Verantwortung.“ So könne die starke „Marke Landwirtschaft“, die grundsätzlich sehr beliebt ist, durch bessere Kommunikation wesentlich gestärkt werden.
Visitenkarte für Landwirtschaft
Anschließend informierte AMA-Marketing-Geschäftsführerin Christina Mutenthaler-Sipek über die Organisation im Allgemeinen und die aktuellsten Initiativen. Auch die immer wieder diskutierten Marketingbeiträge wurden erklärt: „Unser Budget ist im Vergleich zum Lebensmitteleinzelhandel mickrig. Dennoch sind diese Beiträge wichtig, denn: wer nicht wirbt, der stirbt.“ Das Vertrauen in das AMA-Gütesiegel entwickle sich positiv, damit das so bleibt, sind auch die Kontrollen ein unverzichtbarer Teil des Systems: „Gütesiegel müssen halten, was sie versprechen und für die Konsument:innen ist es wichtig zu wissen, dass diese Standards auch kontrolliert werden“.
Neben 50.000 landwirtschaftlichen Betrieben im AMA-Gütesiegel gehören auch 5.000 Lizenznehmer wie Schlachthöfe, Molkereien, Großhandels- und 1.600 Gastronomiebetriebe zur Qualitätsgemeinschaft. Stellvertretend für diese diskutierten Stefan Lindner (Obmann Berglandmilch), Alexandra Harrasser (Geschäftsführerin der Erzeugerorganisation Oberinntalobst GmbH), Michael Wurzrainer (Rinderzucht Tirol) und Andreas Lengauer (Leiter SPAR TANN Wörgl) mit Moderatorin Daniela Morgenbesser über Nutzen und Herausforderungen des AMA-Gütesiegels.
Auch das Publikum konnte im Anschluss seine Fragen ans Team der AMA-Marketing stellen. Dabei reichte die inhaltliche Bandbreite von der Kalbfleischvermarktung über Diskussionen zu Tierwohl+, der Milchpreisentwicklung, Nutzen der Marketingbeiträge, Mercosurabkommen und der Frage nach der weiteren Entwicklung der Produktpalette. „Als Qualitätsgemeinschaft des AMA-Gütesiegels müssen wir Herausforderungen mit Optimismus und Entschlossenheit begegnen. Wir geben ein gemeinsames Versprechen an die Konsumentinnen und Konsumenten. Zeigen wir gemeinsam, dass geprüfte regionale Qualität nicht austauschbar und verhandelbar ist – sondern eine Verpflichtung“, so Lorenz Mayr und Christina Mutenthaler-Sipek abschließend.