Fischmarkt in der EU: Kaufkraft unter Druck, Selbstversorgung leicht gestiegen
Europäerinnen und Europäer essen weniger frischen Fisch zu Hause
- Die Ausgaben der privaten Haushalte in der EU für Fischerei- und Aquakulturprodukte sind 2024 um 4 % gestiegen – auf 62,8 Mrd. €.
- Dieser Anstieg geht hauptsächlich auf höhere Preise zurück, während das konsumierte Volumen zurückgegangen ist.
- Der Verzehr von frischem Fisch zu Hause ist 2024 um 5 % gesunken.
- Besonders in den klassischen „Hochkonsumländern“ (Spanien, Italien, Frankreich, Portugal, Deutschland) setzt sich der Rückgang fort, der bereits 2021 begonnen hat.
- Zwischen 2020 und 2024 hat der Kaufkraftverlust die Nachfrage deutlich gedrückt.
- Die Preise für Fischerei- und Aquakulturprodukte sind in diesem Zeitraum um über 25 % gestiegen, liegen aber noch unter dem Preisanstieg anderer tierischer Proteine.
Außenhandel mit Drittstaaten: leicht rückläufig, Defizit schrumpft
- Importe: 2024 wurden 5,9 Mio. t im Wert von 29,9 Mrd. € in die EU eingeführt.
o Menge: +0,3 % gegenüber 2023
- Exporte: Wertmäßig ein leichtes Plus von 1 % auf 8,25 Mrd. €, allerdings bei der geringsten Exportmenge seit 2019 (2,2 Mio. t).
- Das führt dazu, dass sich das Handelsdefizit der EU mit Fischerei- und Aquakulturprodukten erstmals seit 2018 verringert hat – um 2 % auf 21,61 Mrd. € in 2024. Zum Vergleich, das Defizit der USA ist 2024 um 5 % gestiegen, jenes von Japan ist um rund 3 % gesunken.
Handel innerhalb der EU bleibt stark – leichtes Minus
- Der Binnenhandel (Intra-EU-Handel) bleibt insgesamt wichtig, ist 2024 aber geringfügig zurückgegangen:
o auf 5,8 Mio. t und 31,7 Mrd. €.
- Lachse und Kabeljau machen zusammen fast 40 % des Wertes des Binnenhandels mit Fischerei- und Aquakulturprodukten aus.
- Die Niederlande sind das Mitgliedsland mit dem höchsten Wert im Binnenhandel, weil hier ein wichtiger Eintrittspunkt für Fischereierzeugnisse in die EU ist.
EU-Produktion global gering, scheinbarer Verbrauch sinkt, Selbstversorgung steigt
- Mit einer Jahresproduktion von rund 4,6 Mio. Tonnen Fischerei- und Aquakulturerzeugnissen (3,55 Mio. Tonnen aus Fangfischerei und 1,04 Mio. Tonnen aus Aquakultur) im Jahr 2023 trägt die EU nur etwa 2 % zur weltweiten Produktion bei, ist aber einer der wichtigsten Absatzmärkte für Fischprodukte weltweit.
- Die Selbstversorgungsrate der EU (Anteil der Nachfrage, der durch eigene Produktion gedeckt wird) steigt erstmals seit 2018 und erreicht 38,1 %.
- Der sogenannte „scheinbare Verbrauch“ (Fänge + Aquakultur + Importe – Exporte) ist 2023 auf 22,89 kg pro Kopf gefallen –
o 3 % weniger als 2022. •
- Aufgeschlüsselt:
o Aquakulturprodukte: 6,53 kg pro Kopf.
- Portugal bleibt mit 53,61 kg pro Kopf (2023) der Spitzenreiter beim Fischverbrauch in Europa.
- Der EU-Selbstversorgungsgrad bei Forellen, einer wichtigen Speisefischgruppe, liegt bei 84 %. Pro Kopf werden ca. 0,46 kg verzehrt, wobei etwa 99 % der Forellen aus Aquakultur stammen.
Fisch in Österreich: Mehr Ausgaben, moderat steigender Konsum
- 2024 gaben österreichische Haushalte rund 741 Mio. EUR für Fischerei- und Aquakulturerzeugnisse aus, ein Plus von 3 % gegenüber 2023.
- Für Österreich weist der Bericht einen Pro-Kopf-Verbrauch von 11,68 kg Fischerei- und Aquakulturerzeugnissen (Lebendgewicht) im Jahr 2023 aus; damit liegt Österreich bei etwa der Hälfte des EU-Durchschnitts, verzeichnet aber im Vergleich zu 2022 einen leichten Anstieg um 2 %.
- Der österreichische Fischmarkt wächst wertmäßig weiter – bei moderat steigenden konsumierten Mengen und anhaltend hohen Preisen.
Kurz-Zusammenfassung
Der neue EU-Fischmarktbericht 2025 zeigt: Trotz steigender Ausgaben für Fischerei- und Aquakulturprodukte (+ 4 %) essen die Europäerinnen und Europäer zu Hause weniger frischen Fisch (minus 5 %) aufgrund von Kaufkraftverlusten und deutlich gestiegenen Preisen. Der Außenhandel mit Drittstaaten ist leicht rückläufig, das Handelsdefizit der EU schrumpft erstmals seit 2018 (minus 2 % auf 21,61 Mrd. €). Während der Binnenhandel weiter stark bleibt, sinkt der Pro-Kopf-Verbrauch (22,89 kg) auf den niedrigsten Stand seit zehn Jahren – bei gleichzeitig leicht verbesserter EU-Selbstversorgung (38,1 %). Für Österreich zeigt der Bericht einen Pro-Kopf-Verbrauch von 11,68 kg – etwa die Hälfte des EU-Durchschnitts – bei weiter steigenden Haushaltsausgaben von insgesamt 741 Mio. € (+ 3 %).
Hintergrundinformationen
- „The EU Fish Market“ erscheint seit 2014 jährlich.
- Der Bericht wird von EUMOFA (European Market Observatory for Fisheries and Aquaculture Products) erstellt, einem Marktbeobachtungsdienst der EU-Kommission.
- Ziel ist es, die Markttransparenz und -effizienz zu verbessern, Marktdynamiken zu analysieren und evidenzbasierte Politikgestaltung zu unterstützen.
- Die Bilanzen basieren auf den Daten vom Lebendgewicht der Fische.