Angebot ausbauen

Als Anfang August die neue Studie der Hagelversicherung zu den Auswirkungen von Wetterextremen auf die bäuerliche Psyche präsentiert wurde, war das mediale Echo groß. Dabei bestätigen die neuen Zahlen nur das, was den Bäuerinnen und Bauern selber schon lange klar ist: Wer in der Landwirtschaft tätig ist, darf zwar einen der schönsten, aber auch einen der anstrengendsten Berufe ausüben. Zu der täglichen Arbeitsbelastung kommen unternehmerische Entscheidungen, immer neue Produktionsauflagen, immer mehr Zurufe von außen, wie man denn zu arbeiten habe, zugleich massiver Druck durch niedrige Erzeugerpreise – teilweise in Kombination mit persönlichen Schicksalsschlägen oder familiären Spannungen. Wenn dann noch die äußeren Einflüsse, sprich das Wetter, immer schwieriger und extremer werden, trägt das nicht zur Entspannung der Lage bei.
Tiroler Erfolgsprojekt
Bereits vor siebzehn Jahren wurde das Projekt „Lebensqualität Bauernhof“ (LQB) gestartet, um eine Anlaufstelle und Unterstützung bei schwierigen Situationen zu bieten. Eine Bäuerin aus der damaligen Gründungsgruppe hat vor allem die Möglichkeit eines niederschwelligen Angebots genannt. Unbürokratisch und in einem bekannten Umfeld (Landwirtschaftskammer) soll sich das Angebot an die Betroffenen richten.
Auch das bäuerliche Sorgentelefon leistet einen Beitrag, um schnell und – wenn gewünscht – anonym, Hilfe in Krisensituationen zu erhalten. Damit es erst gar nicht so weit kommt, werden beispielsweise Seminare für die Begleitung der Hofübergabe angeboten, wo alle offenen Fragen geklärt und mögliche Streitpunkte frühzeitig angesprochen und aufgearbeitet werden können. Denn diese Phase ist eine sehr wichtige für alle beteiligten Personen, aber sie ist keine leichte. Dass Familien sich dafür Hilfe holen, ist glücklicherweise immer häufiger der Fall und die begleiteten Übergaben sind in der Regel relativ konfliktarm. Weil es aber nicht nur rund um die Hofübergabe „Stolpersteine“ beim Arbeiten am Hof gibt, ist eine Weiterentwicklung des Projektes LQB in Planung.
Niederschwellige Angebote schaffen
Um das Thema aufzubereiten, wurde eine eigene Arbeitsgruppe eingerichtet, die bereits ihre erste Arbeitssitzung absolviert hat. Neben Fachbereichsleiterin Evelyn Darmann und den zuständigen Mitarbeiterinnen, Angelika Wagner und Christina Scheiber, waren auch Vizepräsidentin Helga Brunschmid, die Trainerin Barbara Kathrein, Bäuerinnen-Geschäftsführerin Johanna Feichtner und Berater Florian Kiechl sowie Kammerrätin Brigitte Amort sowie die Kammerräte Alfred Enthofer und Andreas Gstrein dabei. In einzelnen Untergruppen wurde definiert, was beibehalten und was zusätzlich aufgebaut werden soll.
Dabei wurde klargestellt, dass die bestehenden zur Verfügung stehenden Stunden keinesfalls reduziert, sondern eher erhöht werden sollen. Das Ressourcenthema wird bei den nächsten Terminen weiterbehandelt. Ein wichtiges Element ist die Bewusstseinsbildung – was gibt es bereits an Möglichkeiten, um auf seine persönliche und familiäre Lebensqualität zu achten. Dazu soll auf allen Kanälen der LK über die Angebote berichtet werden, damit wirklich möglichst viele über die Angebote von LQB informiert sind und sie auch nützen können. Die neu gegründete Arbeitsgruppe hat sich entschlossen, weiter zu arbeiten. Als erster großer Schwerpunkt wurde über das bestehende Betriebskonzept nachgedacht. Das Ergänzen mit Themen rund um Lebensqualität erschien der Arbeitsgruppe besonders wichtig.
Dass diese bunte Arbeitsgruppe miteinander wirkt, ist ein sehr gutes Zeichen für das Ernstnehmen der persönlichen Themen der Bäuerinnen und Bauern.