Zahl der Wolfsangriffe erheblich gestiegen
Vor wenigen Tagen veröffentlichte das Land Tirol den Jahres-
bericht 2022 über Bär, Wolf, Luchs und Goldschakal: Mit 413 toten und 527 vermissten Weidetieren sind die Nutztierverluste gegenüber dem Jahr 2021 um die Hälfte gestiegen. „Wenn wir ein Fortbestehen der Almwirtschaft wollen, dann ist jetzt der Zeitpunkt, an dem wir handeln müssen. Ohne un-
bürokratische und rasche Entnahmemöglichkeiten wird es uns nicht gelingen, Weidetiere und damit die Existenzen der Tiroler Almbäuerinnen und Almbauern zu schützen. Umso erfreulicher ist es, dass das Jagdgesetz im Landtag entsprechend unserer langjährigen Forderungen geändert wurde und Schadtiere künftig schneller entnommen werden können“, unterstreicht LK-Präsident Josef Hechenberger. Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 19 Wolfsindividuen und drei verschiedene Bären in Tirol verzeichnet. Die Großraubtiere, inklusive Goldschakal, verursachten Schäden von mehr als 230.000 Euro. Im vergangenen Jahr wurden 86 Prozent aller gerissenen Weidetieren von Wölfen getötet, zehn Prozent von Bären und vier Prozent von Goldschakalen. Mit mehr als der Hälfte an gerissenen und abgängigen Tieren war der Bezirk Osttirol am häufigsten betroffen.
„Großraubtierromantik fehl am Platz“
Zum Schutz der Almwirtschaft ist es jedoch dringend notwendig, den Schutzstatus des Wolfes auf europäischer Ebene herabzusetzen und die FFH-Richt-
linie, in der der Status geregelt ist, zu aktualisieren. Ende vergangenen Novembers stimmte das Europäische Parlament für eine entsprechende Anpassung, nun sind Kommission und Mitgliedstaaten am Zug. Für Kopfschütteln sorgte deshalb der Vorstoß von Umweltministerin Leonore Gewessler, die sich in einem Schreiben an die Kommission gegen die Senkung des Schutzstatus aussprach. „Vor dem Hintergrund der steigenden Risse ist es noch unverständlicher, dass sich die österreichische Umweltministerin auf EU-Ebene für den Schutzstatus der Wölfe einsetzt – ein klarer Fall von praxisferner
Politik, die Großraubtiere romantisiert, anstatt den Tatsachen ins Auge zu blicken. Der Wolf ist ein Raubtier. Herden-
schutzmaßnahmen sind
hierzulande großteils nicht möglich, es bleibt nur die Entnahme. Auch das EU-
Parlament hat sich mit klarer Mehrheit bereits für die Herabsenkung des Schutzstatus aus-
gesprochen. Weitere Unterstützung kommt von EU-
Kommissionspräsidentin Ursula
von der Leyen, die sich für eine eingehende Analyse der Wolfsbedrohung in Europa ausspricht“, findet Präsident Hechenberger klare Worte dafür, dass es Ministerin Gewessler ablehnt, den rechtlichen Schutz des Wolfes
herabzusetzen. Auch LKÖ-
Präsident Josef Moosbrugger
kritisierte den Vorstoß Gewesslers im Rahmen der Präsidentenkonferenz der Landwirtschaftskammern scharf: „Ich möchte die Umweltministerin auffordern, hinaus in die
Praxis zu gehen und sich ein realistisches Bild von der Si-
tuation unserer Bauernfamilien und ihrer Tiere zu machen.
Immer scheinheilig von
Tierschutz zu sprechen und gleichzeitig lebend ausgeweidete Lämmer, Kühe und andere oftmals langsam verblutende Tiere auf den Almen in Kauf zu nehmen, werden wir so nicht zur Kenntnis nehmen.“