Worauf es bei der Erstversorgung von Kälbern ankommt
Atmung überprüfen
Ist das Kalb geboren, sollte rasch die Atmung überprüft werden. Atmet das Kalb nicht tief und gleichmäßig, sondern flach und röchelt, sollten die Atemwege mit der Hand kontrolliert und Schleim oder Fruchthäute vollständig entfernt werden - mit der Hand Nase und Maul ausstreifen und wenn nötig eine Absaugepumpe verwenden. Bei einem Atemstillstand kann das Kalb mit der Absaugepumpe auch beatmet werden.
Kreislauf anregen
Bringt man das Kalb in Brustlage, fällt ihm das Atmen leichter. Ein Kaltwasserguss regt seinen Kreislauf an. Das nasse Fell wirkt nicht isolierend und das Kalb verliert sehr rasch Energie. Im Idealfall leckt die Kuh ihr Kalb eifrig trocken und stimuliert so seinen Kreislauf. Außerdem fördern im Fruchtwasser enthaltene Stoffe den Appetit der Kuh und die Kontraktion der Gebärmutter. Abreiben mit Stroh oder mit einem sauberen Handtuch unterstützt das Kalb beim Trocknen. In der kalten Jahreszeit helfen Kälberdecken dem Tier die Körpertemperatur zu halten.
Nabelversorgung
Der Nabel ist eine potenzielle Eintrittspforte für Keime in die Bauchhöhle des Kalbes. Deshalb sollte er rasch mit Blauspray oder einer Jodlösung desinfiziert werden. Der Nabel sollte nie gekürzt werden. Bluten die Nabelgefäße stark nach, kann man sie mit einem Faden abbinden.
Mit Biestmilch das Immunsystem ankurbeln
Das Immunsystem des frisch geborenen Kalbes hat keine Vorinformation zu den Krankheitserregern seiner Umgebung. Diese Vorinformation erhält es über spezielle Eiweiße in der Biestmilch, die gleichzeitig wertvolle Energie liefert.
Es ist entscheidend, dass das Kalb möglichst rasch, möglichst viel Biestmilch erhält. Als Faustzahl für die Biestmilchgabe gelten drei bis vier Liter in den ersten drei Lebensstunden. Dabei ist Hygiene besonders wichtig. Die Biestmilch muss genauso sauber ermolken werden wie die Anlieferungsmilch, damit möglichst keine Schmutzkeime in den Darm des Kalbes gelangen.
Direkt nach der Geburt trinken Kälber am besten. Wird die benötigte Menge Biestmilch nicht getrunken, muss das Kalb fachgerecht gedrencht werden, um die optimale Versorgung sicherzustellen. Die Biestmilchqualität kann man einfach mittels Biestmilchspindel, Refraktometer oder Biestmilchtrichter überprüfen. Mit Kolostrum hoher Qualität sollte man eine eigene Biestmilchreserve anlegen.
Mineralstoffversorgung
Die Basis für die Mengen- und Spurenelementeversorgung des Kalbes wird bereits mit der bedarfsgerechten Mineralstoffversorgung der Kuh gelegt. Dabei ist vor allem die optimale Versorgung gegen Ende der Laktation und in der Trockenstehzeit wichtig. Dem Kalb direkt können Mineralstoffe (vor allem Eisen, manchmal auch Selen) mittels oraler Pasten, Injektion oder Milchaufwerter verabreicht werden. Die Notwendigkeit ist mit dem bestandsbetreuenden Tierarzt zu klären.
Saubere Einzelbox
Nach der Erstversorgung ist das Kalb in eine frisch gereinigte und gut eingestreute Kälberbox oder ein Kälberiglu zu bringen. Kälber sollten räumlich getrennt von Kühen und Jungvieh aufgestallt werden. Besonders die Lungen der Kälber sind sehr empfindlich, weshalb man der Luftqualität im Kälberstall höchste Aufmerksamkeit schenken muss. Ausreichend Frischluft und möglichst geringe Temperaturschwankungen sind wichtig.
Tipp: Wärmebox für schwache Kälber
Um schwache Kälber in den ersten Lebensstunden zu unterstützen, haben sich in der Praxis Wärmeboxen bewährt. Geschützt, gut eingestreut und mit einer Rotlichtlampe versehen, reduziert die Wärmebox den Energiebedarf des Kalbes, damit es seine Körpertemperatur aufrechterhalten kann. So erholt es sich in der Regel rasch und kommt zu Kräften.