Wirtschaften und leben
Die Zahl der Betriebe ist im Bezirk Kufstein mit 1.612 relativ stabil, wie sich Bezirkskammerobmann Michael Jäger freut: „Gerade in den Gunstlagen ist der Druck auf landwirtschaftlichen Grund und Boden natürlich enorm. Deshalb freut es mich umso mehr, dass die Betriebszahl im Bezirk nicht zurückgeht. Wir haben rund 543 Biobetriebe, das sind rund 32 Prozent, auch damit sind wir zufrieden.“ Weniger erfreulich sind aktuelle Großprojekte im Bezirk, welche die Landwirtschaft betreffen: „Wir haben einerseits die Herausforderung Hochwasserschutz zu bewältigen, andererseits sind wir mit den Ausbauplänen der ÖBB für die Zulaufstrecke zum Brennerbasistunnel konfrontiert. Da sind wir sehr gefordert, um zu möglichst verträglichen Lösungen zu gelangen.“
Gestärkt in die Zukunft
Unabhängig von allen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Faktoren, ist die Familie und ihr Zusammenhalt eine der wichtigsten Voraussetzung für den Erfolg eines landwirtschaftlichen Betriebes. Gerade die Frauen übernehmen hier oft Schlüsselfunktionen, weshalb sie entsprechend unterstützt werden: „Wir wollen das Selbstbewusstsein der Frauen stärken, damit sie auch auf sich schauen und über wesentliche Themen, wie beispielsweise die Altersvorsorge, rechtzeitig nachdenken. Wir erleben leider immer wieder, dass es hier noch Wissenslücken gibt, weshalb wir schon bei den Jüngsten ansetzen. Unter dem Motto ‚Gestärkt in die Zukunft‘ gestalten wir Schulstunden an allen Schulen für Betriebs- und Haushaltsmanagement sowie Pferdewirtschaft und leisten so unseren Beitrag zur Bewusstseinsbildung“, erklärt Bezirksbäuerin Christine Lintner einen inhaltlichen Schwerpunkt der Bäuerinnen.
Vorteile für Bauer und Vieh
Im Rahmen der Bezirksrunde wurde der Weinberghof in Kundl besucht. Der 6,5 Hektar Grünland umfassende Hof wird von Hansi Mayer im Nebenerwerb geführt. Die Milch der elf Kühe wird an die Tirol Milch geliefert. Vor zwei Jahren hat Mayer in einen Stallumbau investiert: „Ich hatte vor einigen Jahren eine Herzoperation und wollte mir die doch körperlich sehr anstrengende Stallarbeit erleichtern. Durch die Voraussetzungen bei uns habe ich mich für einen Außenklimastall entschieden. Jede Kuh hat dort eine eigene Tiefbett-Liegebox, es gibt Scheuermöglichkeiten sowie ein Tränkebecken und durch den integrierten Futtertisch sind die Tiere den Tag über perfekt versorgt. Somit profitieren sowohl die Kühe als auch ich selbst!“ Durch diese Umbaumaßnahme ist es möglich geworden, dass Familie Mayer den Weinberghof weiter bewirtschaften kann.
Zwei Höfe, ein Betrieb
Als zweiter Betrieb wurde der „Marxlhof“ der Familie Baumgartner besichtigt. Derzeit werden 17 Milchkühe gehalten, geliefert wird an das Projekt „Zurück zum Ursprung“. Schon in ein paar Wochen geht es für die Kühe nach Niederndorferberg, wo die Familie eine zweite Hofstelle besitzt. Diese dient quasi als „Alm“, Ende Oktober kommt das Vieh wieder nach Kundl. Neben der Milch- spielt die Forstwirtschaft am Betrieb eine große Rolle: Rund zehn Hektar Eigenwald werden bewirtschaftet, zusätzlich wird Holzarbeit für die Gemeinde erledigt und dient als Nebeneinkommen. Die nächste Generation steht jedenfalls bei allen Arbeiten schon in den Startlöchern und hat großes Interesse daran, den Betrieb weiterzuführen.