Wie tickt die agrarische Jugend?
Die Pädagogischen Hochschulen Österreichs erstellten 2020 eine interessante Studie zu den Lebenswelten und Werthaltungen von jungen Menschen in unserem Land. Unter ihnen befinden sich 4.181 Antworten von Schülerinnen und Schülern aus land- und forstwirtschaftlichen Schulen und eines lässt sich klar herauslesen: Die bäuerliche Jugend tickt im Großen und Ganzen ähnlich wie alle anderen jungen Menschen. Unterschiede ergeben sich nur bei den Themen Freizeitgestaltung und Migration. Oberstes Ziel junger Menschen sind Sicherheit, Familienzeit und Sinn. Der sichere Arbeitsplatz war für 74 Prozent (agrarische Schulen) beziehungsweise 76 Prozent (alle Schultypen) sehr wichtig, für die Vereinbarkeit von Arbeit und Familie votierten 72 Prozent beziehungsweise 67 Prozent für sehr wichtig, für die Möglichkeit, etwas Sinnvolles zu tun, lag die entsprechende Zustimmung bei 64 Prozent und 59 Prozent. Es ist schön zu lesen, dass junge Menschen ihre Zukunft grundsätzlich positiv sehen, doch sie sind nicht frei von Ängsten. Tabelle 1 zeigt, wovor sie sich am meisten bedroht fühlen. Interessant ist, dass es kaum einen Unterschied zwischen Stadt und Land gibt, sehr wohl aber zwischen Mädchen und Buben.
Qualität statt Masse
Die bäuerliche Jugend wurde in einem Zusatzfragebogen nach ihrer Einstellung zur Landwirtschaft befragt. Interessanterweise ticken hier beide Geschlechter nahezu gleich: Die 1.965 jungen Menschen, die zum Zeitpunkt der Befragung einmal einen Hof übernehmen wollten, wurden gebeten, ihre Präferenzen zu möglichen Betriebsstrategien kundzutun. Dabei hat sich die Reihung in Tabelle 2 ergeben. Eindeutig an erster Stelle steht der Wunsch der Jugendlichen, bei der künftigen Bewirtschaftung ihres Hofes mehr auf Qualität zu setzen. Als Beispiele wurden Markenprogramme oder Tierwohl im Fragebogen genannt. Die jungen Menschen stehen eindeutig zu einer Landwirtschaft, die Qualität vor Menge stellt. Den Klimawandel sehen sie als große Bedrohung an. Sie sehen sich als wichtige Lebensmittelproduzenten, wobei das Wohl der Tiere für sie besonders wichtig ist. Für die notwendigen Rahmenbedingungen zu sorgen, bedeutet einen klaren Arbeitsauftrag für Politik und Interessensvertretung.