Wald der Zukunft
Der österreichische Sachstandsbericht zum Klimawandel 2014 erwartet einen Anstieg der mittleren Jahrestemperatur um 3,5 Grad bis zum Jahr 2100. Der Temperaturanstieg lässt sich in den unterschiedlichen Modellen relativ gut berechnen. Die Einschätzung der künftigen Verteilung der Niederschläge ist mit größeren Unsicherheiten behaftet. In den letzten 150 Jahren hat die Niederschlagsentwicklung deutliche regionale Unterschiede gezeigt. In Westösterreich hat die Niederschlagsmenge um 10-15 Prozent zugenommen, im Südosten hingegen im selben Ausmaß abgenommen. Für das 21. Jahrhundert ist eine Zunahme der Niederschläge im Winterhalbjahr und eine Abnahme im Sommerhalbjahr wahrscheinlich. In inneralpinen Trockentälern wird mit einer Ausdehnung von Trockenperioden gerechnet. Zu dem liegt Österreich im Übergangsbereich zwischen zwei Zonen mit entgegengesetzten Trends. Nordeuropa wird wahrscheinlich eine Zunahme des Niederschlages erfahren, während der Mittelmeerraum vermutlich eine Abnahme verzeichnen wird.

Weitreichende Änderungen erwartet
Für die Forstwirtschaft bedeutet die erwartete weitreichende Änderung des Klimas eine große Herausforderung. Unter allen diskutierten Klimaszenarien nehmen die Störungen von Waldökosystemen an Intensität und Häufigkeit zu. Wärmeliebende Insekten, wie der Borkenkäfer, werden größere Schäden verursachen. Es ist auch damit zu rechnen, dass Schadorganismen aus südlicheren Regionen einwandern oder sich nach Importen etablieren können. Abiotische Störungsfaktoren, wie etwa Stürme, Spät- und Frühfröste und Nassschnee-Ereignisse oder Waldbrände, könnten ebenfalls höhere Schäden als bisher verursachen. Das Bundesforschungszentrum für Wald beschäftigt sich unter anderem intensiv mit der Frage, wie Österreichs Wälder an den Klimawandel angepasst werden können. Um die Widerstandskraft von Wäldern zu erhöhen, sind Anpassungsmaßnahmen erforderlich, die zum Teil mit beträchtlichen Vorlaufzeiten verbunden sind. Dazu gehört insbesondere die Umstellung auf standorttaugliche Mischbestände. Die Notwendigkeit der Umwandlung von Fichtenreinbeständen in Tieflagen ist einleuchtend. Es gibt aber schon aktuell Standorte, die durch Trockenheit extreme Wuchsbedingungen aufweisen. Der Erhalt der Bewaldung in diesen Gebieten wird in Zukunft vermutlich zunehmend schwierig werden. Die inneralpinen Trockentäler und Standorte mit schlechter Bodenentwicklung in den Nordalpen weisen oft Weißkiefer-Reinbestände auf. Zudem erfüllt der Wald auf diesen Standorten oft eine erhöhte Schutzfunktion. Wie die Zukunft dieser Bestände aussieht, wird eine spannende Frage. Die kommende Entwicklung hängt insbesondere von der erwarteten ungünstigen Niederschlagsverteilung in der Zukunft ab.
Schwarzkiefer als weitere Option
Etwas abseits bisher üblicher Pfade wäre vielleicht auch mit der Schwarzkiefer eine Erweiterung der Baumartenpalette möglich. Bereits um 1920 wurde eine waldbrandgefährdete Teilfläche am Hochmahdkopf in Absam mit Schwarzkiefern aufgeforstet. In der folgenden Zeit und vermehrt nach dem Waldbrand 2014 wurden weitere Schwarzkiefern gesetzt. Die aus dem Osten Österreichs bekannte Brandresistenz der Schwarzkiefer mit ihrer besonders dicken Borke hat sich bewahrheitet. Mit ihrer Hilfe kann der Boden auf derartigen Sonderstandorten erhalten werden.
Das Bundesforschungszentrum für Wald widmet sich im Rahmen des BFW Praxistag 2022 der Frage, wie die Zukunft der Kiefernarten aussieht. Der Praxistag wird als Zoom Webinar am 18. Jänner von 9 bis 11.20 Uhr abgehalten, auf bfw.gv.at findet man den Anmeldelink.
Für alle Interessierten noch ein Lesetipp: „Wald der Zukunft“ BFW Praxisinformation 52, eine umfassende Broschüre zu den Auswirkungen des Klimawandels auf den heimischen Wald, über Download auf der Seite des BFW zu beziehen.