Vielfältige Landwirtschaft

Ganz im Zeichen des Gemüsebaus stand das Pressegespräch beim LK-Bezirksbesuch in Innsbruck-Land. Seit zehn Jahren arbeiten fünf Gemüsebaubetriebe im 5er-Gemüseland auf dem ehemaligen Kasernenareal in Hall zusammen und bündeln ihre Logistik und den Einkauf.
Andreas Giner, Andreas Norz, Christof Appler, Walter Plank und Stefan Müßigang haben sich zusammengeschlossen, um durch optimierte Prozesse Synergien zu nutzen und höchste Qualität zu garantieren. Ein Fokus wird dabei auf Energieeffizienz gelegt, wie Geschäftsführer Stefan Müßigang jun. erklärte: „Wir haben in Hall ein in Westösterreich einzigartiges Gemüsezentrum geschaffen, das durch den Einsatz moderner Technik Ressourcen schont. Wir sind dank unserer PV-Anlage mit einer Leistung von ca. zwei MWh energieautark, haben eine eigene Tiefbrunnenanlage, wo wir Trinkwasser entnehmen und nach dem Waschen des Gemüses wieder zurücksickern lassen. Ein großes Thema ist natürlich die Kühlung – deren Abwärme nutzen wir zur Heizung unserer Räumlichkeiten.“
Aber auch Probleme der Branche wurden angesprochen, etwa die hohen Lohnnebenkosten im Vergleich zu Nachbarländern oder die geplanten Retentionsmaßnahmen auf hochwertigen landwirtschaftlichen Flächen. Diese und viele weitere Themen werden auch bei der Bundesgemüsebautagung, die am 21. und 22. September in Tirol stattfindet, diskutiert. Am 22. September findet außerdem anlässlich des Jubiläums ab 14 Uhr ein „Tag der offenen Tür“ im 5er-Gemüseland statt, wo alle Interessierten hinter die Kulissen des Betriebes blicken können.

Betriebe gesamtheitlich betrachten
Wie vielfältig die Aufgaben für die Landwirtschaft über den Gemüsebau hinaus im Bezirk sind, erklärte Bezirksobmann Thomas Schweigl im Rahmen des Pressegesprächs: „Wir sind sehr vielfältig aufgestellt, deshalb ist es wichtig, dass jeder Betrieb individuell, aber gesamtheitlich betrachtet wird. Da haben wir glücklicherweise innovative Bauernfamilien, die sich viele Gedanken darüber machen, wie sie den Herausforderungen der Zukunft gerecht werden können. Das geht vom Energiebereich über Themen wie Humusaufbau und Kohlenstoffbindung oder Stallmanagement bis hin zur Almwirtschaft. Auch die Effizienz ist ein wichtiger Faktor – werden Futtermittel richtig eingesetzt? Wo kann ich noch etwas optimieren? Brauche ich eventuell andere Sorten? Dazu laufen außerdem viele Forschungsprojekte – gerade im Rinderbereich passiert da sehr viel, um neue Strategien für die Zukunft abzuleiten.“
Vielseitig aufgestellt
Als zweiter Betrieb wurde der Grünegger-Müller-Hof der Familie Hauser in Mils besucht. Dieser hat sich auf Milchviehhaltung spezialisiert. 2016 wurde auf Kurzrasenweide umgestellt, was sich aufgrund der Flächenausstattung angeboten hat, wie Robert Hauser schilderte: „Die Flächen liegen bei uns sehr günstig, sodass wir die Kühe eigentlich von Ende März bis Ende Oktober auf der Weide haben. Das hat sich für uns absolut bewährt.“ Das Jungvieh wird den Sommer über gealpt, ein Teil davon wird gemästet und an das Qualitätsfleischprogramm „AMA Almrind“ zu SPAR geliefert. Darüber hinaus baut Familie Hauser Speiseroggen für den Bäcker Ruetz und Brauweizen für Zillertal Bier an, zur Stromproduktion wurde eine 50 kWh Photovoltaikanlage auf dem Stallldach installiert. Auch die Forstwirtschaft und der Verkauf von Nutz- und Brennholz sind relevante Standbeine für den Betrieb.
Immer wieder Neues probieren
Hofübernehmer Franz Hauser hat die Beteiligung des Hofes am Humusaufbauprojekt der Ökoregion Kaindorf in die Wege geleitet: Durch konkrete Maßnahmen kann der Humusaufbau im Boden angeregt werden. Beim Projektstart werden von Sachverständigen Bodenproben entnommen und analysiert. Der Projektzeitraum kann frei gewählt werden, danach wird wieder beprobt und der zusätzlich aufgebaute Humus ermittelt. Dieser wird auf CO2-Mengen umgerechnet. Interessierte Firmen bzw. Privatpersonen können ihren CO2-Ausstoß durch den Erwerb solcher Humus-Zertifikate kompensieren und der landwirtschaftliche Betrieb erhält ein Erfolgshonorar: „Mich hat dieses Thema schon lange interessiert und ich habe viel dazu recherchiert. Bereits 2013 bin ich auf das Kaindorfer Projekt aufmerksam geworden und 2019 habe ich unseren Betrieb schließlich angemeldet. Nicht alle Flächen sind dafür ge-
eignet, es müssen gewisse Rahmenbedingungen erfüllt werden. Wir sind mit ca. 20 Hektar dabei und wir wollen mindestens sieben Jahre Humus aufbauen, bis wieder gemessen wird. Da wir mit unserem eigenen Vieh eigentlich nicht genug Besatz erreichen, haben wir Mistabnahmeverträge mit Partnerbetrieben. Diesen Mist bringen wir kompostiert aus, denn die Düngung ist ein zentrales Element beim Humusaufbau. Außerdem spielen die richtige Fruchtfolge oder eine entsprechende Gründüngung am Acker eine Rolle. Da bietet mittlerweile auch das Lagerhaus eigene Mischungen an, mit denen wir bisher sehr gute Erfahrungen gemacht haben. Aus meiner Sicht liegt im Humusaufbau viel Potential für die Landwirtschaft und ich bin schon gespannt, welche Ergebnisse wir durch die Maßnahmen erzielen können.“