Verschiebung der EU-Entwaldungsverordnung
Die EU-Entwaldungsverordnung wurde in den vergangenen Wochen intensiv diskutiert. Diese Verordnung hat das Ziel, die weltweite Entwaldung einzudämmen. Nun entschied sich die EU-Kommission für eine Verschiebung dieser.
Bei der genauen Umsetzung war bis zum Schluss vieles unklar. Daher schlossen sich zahlreiche Organisationen und Verbände, darunter auch die österreichische Landwirtschaftskammer, zusammen, um in einem Schreiben an die Abgeordneten des Europäischen Parlaments die drohenden Schwierigkeiten zu erläutern und damit eine Verschiebung der Verordnung zu erwirken. Die EU-Kommission reagierte nun mit dem Vorschlag, das Inkrafttreten der EU-Entwaldungsverordnung vorerst um zwölf Monate zu verschieben.
Eine Umsetzung der Verordnung hätte vor allem einen gravierenden Mehraufwand bei der Bürokratie bedeutet. Grund dafür wäre etwa die Verpflichtung gewesen, stets Nachweise zu erbringen, dass verkaufte Produkte von entwaldungsfreien Flächen stammen. Unter dem gestiegenen administrativen Aufwand hätten vor allem die Bewirtschafter:innen von kleinen Flächen gelitten.
Josef Hechenberger, Präsident der LK Tirol, begrüßt daher die Entscheidung: „Ein Schutz der weltweiten Wälder vor übermäßiger Rodung ist natürlich wichtig. Die Umsetzung eines solchen Vorhabens muss jedoch gut geplant und vorbereitet sein. Vor allem aber dürfen dadurch nicht Länder wie Österreich, in welchen wir anstatt eines Entwaldungsrisikos eine Zunahme der Waldfläche feststellen können, belastet werden. Eine Berücksichtigung solcher Gegebenheiten in der EU-Entwaldungsverordnung ist nicht genau geregelt gewesen, daher war ein Aufschub der Umsetzung die einzig richtige Entscheidung. In den kommenden zwölf Monaten werden wir uns weiter dafür einsetzen, dass eine faire und praktikable Ausführung der Verordnung ermöglicht wird.“ Er ergänzt: „Die Tiroler Land- und Forstwirt:innen leisten mit ihrer nachhaltigen Waldbewirtschaftung bereits einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Wälder und dürfen durch praxisferne Verordnungen keine ungerechtfertigten Nachteile erfahren.“
In den folgenden Monaten soll, in Zusammenarbeit mit allen betroffenen Akteur:innen, an Lösungen gearbeitet werden. Das Ergebnis soll eine sinnvolle Umsetzungsstrategie sein, welche die heimische Wirtschaft und Landwirtschaft nicht unnötig belastet, gleichzeitig aber der Entwaldung in anderen Regionen der Erde entgegenwirkt.
Der Wald in Tirol
Die Forstwirtschaft spielt in Tirol eine wichtige Rolle. Mittlerweile sind gut 41 Prozent unseres Bundeslandes bewaldet. Seit den sechziger Jahren erhöht sich die Waldfläche jährlich im Schnitt um 800 Hektar. Der meiste Waldzuwachs findet in den Almregionen statt. 70 Prozent der Wälder fallen in die Kategorie „Schutzwald“ und sind daher für die Tiroler Bevölkerung von großer Bedeutung. Im Jahr 2022 gab es in Tirol knapp 1.300 Forstbetriebe, dort sowie in der Holzindustrie, in Sägewerken, Tischlereien und anderen angeschlossenen Branchen arbeiten zirka 33.000 Personen (Land Tirol).