Tiroler Energieholz ist Teil der Lösung
Einmal jährlich veranstalten die Landwirtschaftskammer und die Landarbeiterkammer einen gemeinsamen Vormittag zum inhaltlichen Austausch. Zum aktuellen Thema „Herausforderung Energiewende – Fokus Wärme“ referierten neben Gerhard Löffler, Referatsleiter Energiewirtschaft und -beratung vom Land Salzburg auch der Tiroler Forstdirektor Josef Fuchs, Biowärme Tirol-Koordinator Andreas Moser und Simon Klotz, Gemeindewaldaufseher sowie Landesobmann-Stv. der Vereinigung der Waldaufseher und Forstwarte. „Die Land- und Forstwirtschaft ist ein zentraler Schlüssel bei der Energiewende. Umso wichtiger ist es, dass wir den Landwirtschaftstag dazu nutzen, um uns darüber auszutauschen, wie es gelingt, den angestrebten Ausstieg aus fossilen Brennstoffen zu schaffen“, strich LK-Präsident Josef Hechenberger bei der Begrüßung heraus.
Zu Beginn sprach der Salzburger Referatsleiter Gerhard Löffler über die Notwendigkeit des Ausbaus der Fernwärme: „Energiewende bedeutet zum einen Versorgungssicherheit, zum anderen auch Klimaschutz – sowohl für die Bevölkerung, als auch für die Landwirtschaft. Die Fernwärme ist ein essentieller Baustein der Wärmewende. Nach wie vor wird österreichweit noch rund 60 Prozent russisches Gas bezogen. Jetzt gilt es, die Fernwärmeversorgung rasch auszubauen und dort, wo sie fossil ist, auf erneuerbar umzustellen. Denn ohne Fernwärme werden wir den Umstieg nicht schaffen.“ Forstdirektor Josef Fuchs referierte über das Potential von Biomasse aus den Tiroler Wäldern. Die größte Steigerungsmöglichkeit sieht er bei Schwachbloche sowie beim Industrieholz: „Unter Einhaltung der Vorratsnachhaltigkeit ergibt sich für den Zeitraum 2024 bis 2033 eine jährliche Gesamtnutzungsmenge von zwei Millionen Erntefestmetern pro Jahr. Zudem haben wir in Tirol hohe Durchforstungsreserven.“ Er nannte darüber hinaus Herausforderungen, deren Entwicklungen nur schwer absehbar sind, wie etwa die Entwicklung von Schadholz, vorhandene Erschließungslücken sowie Regelungen von europäischer Ebene.
Aus der Praxis
Als dritter Vortragender kam Andreas Moser von der Biowärme Tirol zu Wort. Die Biowärme Tirol ist die Arbeitsgemeinschaft der Biomasseheizwerke und Abwärmenetzbetreiber mit derzeit 49 Betreibern von 87 Anlagen. „Gemeinsam werden Kundinnen und Kundinnen mit erneuerbarer Wärme von ca. 812 GWh/a versorgt – das entspricht einem Jahreswärmebedarf von ca. 53.000 Einfamilienhäusern sowie einer CO2-Einsparung von ca. 260.000 Tonnen pro Jahr“, so Moser. In diesem Jahr werden ca. 460 Öl- und Gasanlagen durch Betreiber der Biowärme Tirol ersetzt. In Summe beträgt das Investitionsvolumen der Betreiber ca. 29 Millionen Euro. „Ohne Biowärme geht es nicht: Auch, wenn Wasserkraft derzeit in aller Munde ist, so sind auch die Waldbesitzer und Heizwerkbetreiber gemeinsam ein wesentlicher Teil der Energie- und Wärmewende in Tirol.“ Direkt aus der Praxis über die Hackgutgenossenschaft Längenfeld berichtete schließlich Simon Klotz. Gegründet 2005 sind die Ziele der Eigentümer, konkret alle neun Agrargemeinschaften von Längenfeld, langfristig wirksame Impulse für die Waldpflege zu setzen, den Brennholzabsatz in der Region zu halten und Lieferungen von Kleinmengen zu ermöglichen. „Auch, wenn der Aufwand höher ist, können wir viele kleine Mengen abwickeln. Die Waldbesitzer nehmen dieses Angebot sehr gerne an“, erklärte Klotz, der aber auch klarstellte, dass „die Zusammenarbeit mit den Heizwerken das Um und Auf ist.“
Impulse für die Zukunft
Im Anschluss an die Vorträge fand ein reger Austausch statt. Die Teilnehmer:innen wiesen auf Themen der Zukunft hin, wie etwa die Formulierung einer Energiestrategie, Schwierigkeiten beim Ausbau von Photovoltaikanlagen und den Ausbau von Nahwärmenetzen, besonders in der Landwirtschaft. Einig waren sich alle Diskutierenden darin, dass das Holz regional vermarktet werden muss. „Nur, wenn wir gemeinsam an allen wichtigen Stellschrauben drehen, können wir die Energiewende schaffen“, schloss LAK-Präsident Andreas Gleirscher die Veranstaltung.