Tag des Waldes – erhalten und nützen!
Die Forstwirtschaft in Tirol ist nicht nur ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, sondern garantiert durch gepflegte, bewirtschaftete Wälder auch deren Schutzfunktion sowie die dringend notwendige, regelmäßige Verjüngung der Baumbestände. Besonders der klimatische Wandel stellt die Tiroler Wälder in den niedereren Lagen vor Herausforderungen. Ansätze, um diese zu bewältigen, wurden in der Tiroler Waldstrategie 2030 zusammengefasst, wie Landesforstdirektor Josef Fuchs erklärt: „Unser Ziel ist es, die multifunktionalen Wirkungen des Bergwaldes weiterhin zu sichern und zu stärken. Die Klimaänderungen wirken sich stark auf die Gesundheit des Waldes aus, begünstigen Schädlingsausbreitung und Schadereignisse – was die Brände der letzten Tage leider beweisen.“ Dazu gibt es verschiedene Maßnahmenbündel, unter anderem wird stark auf die Waldverjüngung und eine ausgewogene Baumartenzusammensetzung gesetzt: „Wir haben 45.000 Hektar Wald, die unter 1.000 Metern Seehöhe liegen. Diese spüren die Auswirkungen der Erwärmung besonders stark, weshalb wir mit gezielten, standortangepassten Aufforstungsmaßnahmen gegensteuern wollen. Unter anderem werden deshalb Aufforstungen von Jungbäumen unterstützt, um die Resilienz des Waldes zu erhöhen.“
Einsatz für artenreiche und vielfältige Mischwälder
Den notwendigen Waldumbau hin zu klimafitten Wäldern angesichts hoher Schadholzzahlen betont Egon Fritz, Leiter des Forstbetriebes Oberinntal von den Österreichischen Bundesforsten: „Der Wald der Zukunft wird bunt und vielfältig. Artenreiche Wälder haben sich als widerstandsfähiger gegenüber Umwelteinflüssen erwiesen als einförmige Bestände.“ Die konsequente Waldpflege ist Voraussetzung für stabile und gesunde Wälder. Bei sogenannten Durchforstungen werden beispielsweise einzelne Stämme gezielt entnommen, um den verbleibenden (Jung-)Bäumen wieder mehr Raum und Licht zum Wachsen zu geben. Regelmäßig gepflegte Wälder sind weniger anfällig für Schadereignisse wie Stürme oder Borkenkäfer. „Wenn wir unsere Wälder auch für zukünftige Generationen erhalten wollen, müssen wir sie naturnah und nachhaltig bewirtschaften. Die Waldarbeit wird damit weiterhin an Bedeutung gewinnen“, so Fritz. Er betont daher auch: „Der Wald steht allen Erholungssuchenden offen. Er ist aber auch Arbeitsplatz und wertvoller Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Ein reibungsfreies Miteinander funktioniert nur, wenn sich alle fair und rücksichtsvoll verhalten. Bitte bleibt daher auf den beschilderten und freigegebenen Wegen und haltet euch zur eigenen Sicherheit an forstliche Sperrgebiete“, appelliert Fritz an die Waldbesucher/innen.
Rohstoff nützen
„Wälder sind wichtig im Kampf gegen den Klimawandel. Sie produzieren einen nachwachsenden Rohstoff, der als Bau- und Werkstoff künftig noch mehr an Bedeutung gewinnen wird. Angesichts des Krieges in der Ukraine wird klar, dass die in den letzten Monaten aufgetauchten Forderungen nach der Außer-Nutzung-Stellung von einem gewissen Prozentsatz an Waldflächen absolut kontraproduktiv und daher klar abzulehnen sind. Wenn wir in Richtung Energieautonomie gehen wollen, müssen wir die Holznutzung forcieren – dazu gehört auch das Thema Biomasse.“ Hier läge viel Potential, sofern die rechtlichen Rahmenbedingungen geschaffen würden: „Das Erneuerbaren Ausbau Gesetz, kurz EAG, wäre eine wichtige Unterstützung, um den Ausbau von Biomassekraftwerken oder auch die Bildung von Energiegemeinschaften voranzutreiben. Daher müssen die fehlenden Verordnungen schnellstmöglich auf den Weg gebracht werden. Durch überschaubare Erlöse aus dem Holzverkauf aufgrund der oft schwierigen Bewirtschaftung ist die Energiegewinnung durch Resteverwertung eine ideale Ergänzung, die zu forcieren ist.“
Tiroler Waldfakten
- Tirol ist zu 41 Prozent von Wald bedeckt
- Der Wald bietet Schutz vor Naturgefahren, bindet Kohlendioxid aus der Atmosphäre, ist ein wichtiger Luftfilter, „produziert“ mit Holz einen erneuerbaren Rohstoff, ist Arbeitsplatz, Einkommensquelle und Erholungsraum
- Über 70 Prozent der Waldfläche sind als Schutzwald ausgewiesen
- 91 Prozent der Landesfläche liegen in Einzugsgebieten von Wildbächen und Lawinen – der Bergwald nimmt hier eine entscheidende Schutzfunktion ein
- Das Verhältnis der Kosten zwischen Erhaltung des Schutzwalds, der Sanierung (Verjüngungsmaßnahmen) und technischen Schutzbauten liegt bei 1:15:146
- Seit 2005 ist der Anteil der Biomasse an der Energieversorgung um ein Drittel gestiegen. Ein Großteil des in Tirol eingesetzten Energieholzes ist Sägerestholz aus der Sägeindustrie
- Derzeit werden rund 1,4 Mio. Festmeter Holz jährlich, davon 1,1 Mio. Festmeter für stoffliche Verwendung (Bauholz, Bretter, Platten usw.) und 310.000 Festmeter für die Energieerzeugung gewonnen. Das Biomassepotential liegt aber bei bis zu 400.000 Festmetern
- Derzeit gibt es rund 110 Biomasseheizwerke in Tirol
- Die häufigsten Baumarten sind (mit der häufigsten beginnend): Fichte, Lärche, Buche, Kiefer, Hartlaubholz, Weichlaubholz, Zirbe