Stark in der Gemeinschaft
Jährlich am 8. März wird der internationale Frauentag begangen. Die Initiative entstand mit der Frauenbewegung in den USA Anfang des 20. Jahrhunderts. Damals setzten sich verschiedene Organisationen und Bündnisse – auch in Europa – für die Gleichberechtigung und bessere Arbeitsbedingungen für Frauen ein. Insbesondere das Frauenwahlrecht musste damals in vielen Ländern hart erkämpft werden. Im Jahr 1975 übernahmen die Vereinten Nationen (UN) den 8. März als internationalen Frauentag. Es geht nicht nur darum, Missstände in der Gesellschaft aufzuzeigen, sondern auch darum, die Erfolge im Kampf um Gleichberechtigung zu feiern.
Im Hinblick auf die Landwirtschaft hat sich über die letzten Jahrzehnte viel getan, vor allem durch die Zusammenarbeit von Bäuerinnen. Bereits 1962 wurde die Tiroler Bäuerinnenorganisation gegründet, 1972 folgte die Arbeitsgemeinschaft (ARGE) Österreichischer Bäuerinnen. Diese vertritt heute rund 130.000 Bäuerinnen, davon 18.500 in Tirol.
Die eigenen Rechte kennen
Mutterschutz, geteilte Pensionsauszahlungen, Anrechnung von Kindererziehungszeiten auf die Pension, Unterstützung für die Ersatzpflege – das sind nur ein paar der Punkte, die seit der Gründung der ARGE von den Bäuerinnen angestoßen und umgesetzt wurden. Es geht dabei um grundlegende Bedürfnisse und die rechtliche Absicherung der Frauen am Hof, die lange Zeit unbeachtet blieben. Auch heute noch ist die Aufklärung über die Rechte und Möglichkeiten der Bäuerinnen ein wichtiger Bestandteil der Arbeit der Vertretungsorgane.
Die Tiroler Bäuerinnen bieten hierzu Veranstaltungen an, die nicht nur die Grundlagen zur finanziellen Absicherung vermitteln, sondern auch das Selbstbewusstsein der Frauen fördern. Unter dem Motto „Du&Ich selbst.bewusst.Bäuerin.sein“ werden zum Beispiel folgende Themen behandelt: Versicherungen, Kontoführung, Altersvorsorge, Diversifizierung und die Lebensqualität am Bauernhof. Hier können fachliche und persönliche Kompetenzen aufgebaut und das Selbstvertrauen gestärkt werden. Auch die Vernetzung untereinander ist ein wichtiger Bestandteil, um die eigene Rolle und Position zu verstehen.
Bäuerinnen sind meist vielseitig tätig, übernehmen die Erziehungs- und Pflegeaufgaben innerhalb der Familie, verantworten zusätzliche Einkommensquellen wie Urlaub am Bauernhof und die Direktvermarktung. Sie entwickeln Bildungsangebote für Schulen und Kindergärten und bringen innovative Ideen zur Weiterentwicklung der Landwirtschaft ein.
"Als Verantwortliche für die Beratung von Lebensqualität Bauernhof in Tirol bin ich vom Engagement vieler Frauen im ländlichen Raum beeindruckt und voller Zuversicht, dass sie an der Schnittstelle zwischen dem eigenen Wert, dem ihrer Partnerschaften, ihrer Familien und Rollen am Betrieb und in der Gesellschaft eine unvergleichliche Kraft des Wachsens ermöglichen. "
Angelika Wagner, Lebensqualität Bauernhof
Angelika Wagner, Lebensqualität Bauernhof
Nachfolge häufig Frage des Geschlechts
Viele Frauen übernehmen mittlerweile auch offiziell die Leitung eines landwirtschaftlichen Betriebes. Im Jahr 2023 sind es in Tirol rund 20 Prozent der Betriebe, die von einer Frau geführt werden. Im Vergleich dazu waren es im Jahr 2000 noch circa 16 Prozent. Jedoch deuten die Zahlen darauf hin, dass die Geschlechterrolle in der Übergabe eines Hofes noch häufig ein Thema ist. Die weiblichen Familienmitglieder werden weniger mitgedacht. Auch hier wollen die Initiativen der LK Bäuerinnen ansetzen und Jungbäuerinnen Mut machen. Die Landwirtschaft bietet schließlich vielfältige Möglichkeiten zur Selbstverwirklichung. Aber auch das Umfeld und die Familie müssen den Vorstellungen und Bedürfnissen von Mädchen Raum schaffen. Denn Ungleichheit beginnt bereits in der Erziehung, zum Beispiel in der Verteilung der Aufgaben im Familienverband. Haushalts- und Betreuungsaufgaben fallen oft den Mädchen zu und werden dann als Erwachsene weiterhin von ihnen übernommen. Die Rollenbilder zu hinterfragen und Gewohnheiten zu durchbrechen, um eine bewusste Wahl zu ermöglichen, braucht Mut. Doch der Erfolg bestätigt sich: Teams mit einem ausgewogenen Geschlechterverhältnis lösen Probleme kreativer und innovativer. Heute sind Männer am Herd und Frauen bei den Maschinen keine Seltenheit mehr. Für die Zukunft bleibt es wichtig zusammenzuarbeiten, um Ungerechtigkeiten zu erkennen und zu verändern.
"Für mich persönlich gibt es das Mann-Frau-Thema lediglich auf sexueller Ebene, aber sicher nicht im Berufsleben. Was zu tun ist, gehört gemacht. Oft muss man sich als Frau in einer männerdominierten Branche, wie etwa der Landwirtschaft, den Respekt aber erst verdienen. Ich bin sehr dankbar, dass ich einen Vater habe, der mich von Kindestagen an in meinem Tun bestärkt hat. "
Christina Gast, Betriebsführerin seit 2019
Christina Gast, Betriebsführerin seit 2019
Gemeinschaftlich weiterkommen
Mit der Charta für partnerschaftliche Interessenvertretung in der Land- und Forstwirtschaft verpflichteten sich auch die Landwirtschaftskammern dazu, die Chancengleichheit von Frauen und Männern zu stärken, die Vertretungsorgane ausgewogen zu besetzen und weibliche Erfahrungen bewusst einzubeziehen. Rund um die Gleichberechtigung in der Landwirtschaft tut sich also weiter etwas. Mit Aufklärung und Bewusstseinsbildung von Frauen – und auch von
Männern – können Stereotype und Handlungszwänge überwunden werden. Davon profitieren alle: Es werden mehr Möglichkeiten zur Selbstverwirklichung geschaffen und neue Zugänge eröffnet, für das Einkommen der Frauen und der ganzen Familie am Hof.
Wichtig bleibt auf allen Ebenen: die unvoreingenommene Begegnung und der Respekt gegenüber anderen Erfahrungen und Bedürfnissen – nicht nur am 8. März.
"Der Weltfrauentag ist für mich ein Zeichen für Gleichberechtigung, die für meine Tochter zum Glück schon selbstverständlich ist, während sie für meine Oma noch ein harter Kampf war. An diesem Tag wird mir jedes Jahr aufs Neue bewusst, wie dankbar wir für unser heutiges Leben sein dürfen! Für die Zukunft wünsche ich mir, dass wir uns gegenseitig respektvoll unterstützen und uns in unserer Individualität stärken – ganz egal, welchem Geschlecht wir angehören."
Bettina Gastl, Teilnehmerin bei Plötzlich Bäuerin! Und Jetzt?
Bettina Gastl, Teilnehmerin bei Plötzlich Bäuerin! Und Jetzt?
Weitere Infos und Beratungen:
lk Bäuerinnen Tirol
Brixner Straße 1
6020 Innsbruck
Tel. +4359292-1103
tbo@lk-tirol.at
www.bauerinnen.at @lkbaeuerinnentirol
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