Neue Geflügeltierärztin in Tirol

Die Geflügelbranche in Tirol ist im Vormarsch, Eier und Geflügelfleisch aus der Region erfreuen sich großer Beliebtheit. Mit Tanja Isser steht Tirol eine neue Tierärztin zur Verfügung, welche ihren Schwerpunkt speziell auf den Geflügelbereich legt. Welche Herausforderungen die Geflügelexpertin in ihrer neuen Aufgabe sieht und wie sie diesen begegnet, berichtet sie uns.
Tanja, wie entstand dein Interesse am Geflügelbereich bzw. deine Ambition als Geflügeltierärztin zu arbeiten?
Bereits im Studium habe ich meinen Schwerpunkt auf Tiere mit Federn gelegt, ob Nutzgeflügel, Greifvögel oder Ziervögel. In meiner Doktorarbeit habe ich mich mit dem Usutu Virus und dem dazugehörigen Amselsterben befasst. Durch verschiedene Fortbildungen haben sich mehr Kontakte zu Nutzgeflügel ergeben und so wuchs mein Wunsch und Interesse mich diesem Thema in Tirol zu widmen. Ich stamme aus einer Landwirtschaftsfamilie, schätze die Arbeit der Bauern und freue mich schon sehr auf die Zusammenarbeit mit den Geflügelbetrieben. Eine Henne ist nicht einfach „nur“ eine Henne, sondern ein „Hochleistungssportler“.
Diese unscheinbaren Tiere bereichern unser Nahrungsmittelangebot. Ich habe mir zum Ziel gesetzt, diesen Hennen eine adäquate tiermedizinische Versorgung zu bieten.
Wie möchtest du die Geflügel- Betriebe ab sofort unterstützen?
Mein Anliegen bzw. Ziel ist es, kleine und größere Geflügelbetriebe zu betreuen und ihnen bei tierärztlichen Fragen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Hilfestellung im Bereich der Eischalenqualität, Impfungen, Gesundheits-Monitoring, wie zum Beispiel regelmäßige Kotanalysen und das Stall-Management stehen dabei im Vordergrund.
Du bist Betreuungstierarzt, was bedeutet das?
Der Betreuungstierarzt hat die Aufgabe, Betriebe in tierärztlichen Fragen zu unterstützen und zu begleiten. Laut Geflügelhygieneverordnung brauchen Betriebe mit mehr als 350 Tieren einen Bestandstierarzt. Aber auch für Betriebe mit kleineren Herden ist eine tierärztliche Begleitung sinnvoll und empfehlenswert.
Du konntest in die Praxisgemeinschaft VETWorks einsteigen. Wie können die Tiroler Betriebe davon profitieren?
VETWorks ist ein Zusammenschluss mehrerer Tierärzt:innen in Österreicher zu einem Team. In diesem Team wird die Fachkompetenz dieser Geflügelexperten gebündelt. Der ständige Austausch unter den Kollegen:innen ist bei präsenten Problemen im Geflügelsektor, wie zum Beispiel der Vogelgrippe, ein großer Vorteil. Bei akuten Problemen muss schnell gehandelt werden. Durch die Praxisgemeinschaft können wir eine rasche Hilfe anbieten und die Betriebe kompetent unterstützen.
Für eine rasche Diagnose ist der Tierarzt stark auf eine präzise Rückmeldung der Landwirt:innen angewiesen. Wie gehst du damit um?
Ein großes Anliegen sind mir Fortbildungen mit praktischen Übungen wie zum Beispiel Sektionsübungen, um Krankheitsbilder besser darzustellen. Wichtig ist, dass der Landwirt Veränderungen in seinem Geflügelbestand, wie das Verhalten der Tiere, Legeleistungsabfall, Änderung der Futter- oder Wasseraufnahme, rasch erkennt. Auf diese Weise können etwaige Krankheiten früher erkannt und schnell behandelt werden. Für diese Fortbildungen stehe ich und die Experten von VETWorks zur Verfügung.
Die Geflügelwirtschaft ist in Tirol vielfältig. Es gibt Legehennenbetriebe und einige Mastbetriebe für Hühner und Gänse. Anforderungen an dich werden sehr unterschiedlich sein?
Mein Ziel ist es, bestehende und Neulinge im Sektor Geflügel zu betreuen und ihnen bei Fragen zur Seite zu stehen. Durch die Zusammenarbeit mit VETWorks sind wir ein Team von Tierärzten und können Betriebe sowohl im Lege- als auch Mastbereich sehr gut betreuen.
Welche Aufgaben warten im Herbst und Frühwinter auf dich?
Vor dem Winter ist es sinnvoll die Tiere auf Endo- und Ektoparasiten zu untersuchen. Kotuntersuchungen sind für diesen Zweck unerlässlich. Um das Immunsystem für die kältere Jahreszeit zu stabilisieren, gibt es Futtermittelzusätze, mit denen man die Tiere sehr gut unterstützen kann. Nachimpfungen gegen Infektiöse Bronchitis (IB) stehen auch an, da in den Herbstmonaten insgesamt der Infektionsdruck steigt. Außerdem freue ich mich bereits auf die Durchführung von zwei Veranstaltungen in Tirol mit dem Fokus auf Praxisnahe Tiergesundheit im Lege- und Mastbereich mit Beate Schuller von VETWorks.
Dr. Tanja Isser
Nach Abschluss meines Studiums 2005 studierte ich für mein Doktorat und arbeitete gleichzeitig in der Tierarztpraxis Fasel in Radfeld. 2008 eröffnete ich meine eigene Praxis in Wattens. In meiner Doktorarbeit behandelte ich veterinärmedizinische Themen rund um Geflügel. Neben der Behandlung von Kleintieren in meiner Praxis widme ich mich ab sofort dem Nutzgeflügel auf landwirtschaftlichen Betrieben in Tirol und stehe als Betreuungstierärztin zur Verfügung.
Dipl. Tzt. Beate Schuller
Mein Fokus lag im Diplomstudium an der Veterinärmedizinischen Universität Wien auf Geflügel. Ich arbeitete in Schwerpunktpraxen und diversen Betrieben der Geflügelbranche. Neben meiner tierärztlichen Tätigkeit halte ich Vorträge und Workshops für LandwirtInnen, GeflügelzüchterInnen, private HühnerhalterInnen und tierärztliche KollegInnen. In der VETWorks Tierärztegruppe betreuen mehrere Geflügeltierärzte Aufzucht- und Legehennenbetriebe, Broiler - und Wassergeflügelmäster, Spezialgeflügel und KleingeflügelhalterInnen.
Seminare
Mit zwei aufschlussreichen Seminaren startet die Praxisgemeinschaft ihre Arbeit in Tirol.
Der genaue Veranstaltungsort wird bei der Anmeldung bekannt gegeben.
- Praxisnahe Tiergesundheit - Legehenne
18.11.2022, 9 - 16 Uhr
Großraum Innsbruck -
Praxisnahe Tiergesundheit - Mastgeflügel
19.11.2022, 9 - 16 Uhr
Großraum Innsbruck
Der genaue Veranstaltungsort wird bei der Anmeldung bekannt gegeben.