LK Bezirksrunde: „Landwirtschaft ist Teil der Lösung!“

Lange Trockenperioden und häufiger auftretende extreme Wetterereignisse – der Klimawandel stellt auch die Tiroler Land- und Forstwirtschaft vor Herausforderungen. Darum lautet das heurige LK-Jahresmotto „Klima im Wandel – wir (re)agieren“, wodurch der Austausch über mögliche Eindämmungs- und Anpassungsstrategien intensiviert werden soll.
Die Erderwärmung schreitet ständig voran, wobei sich die Auswirkungen in jeder Region unterschiedlich gestalten. Die Landwirtschaft ist jene Branche, die unmittelbar vom Wetter und der Umwelt abhängig ist, daher spürt sie die Veränderungen bereits seit Jahren, wie Landwirtschaftskammerpräsident Josef Hechenberger schildert: „Global gesehen haben wir eine Erwärmung von 1,2 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter. Im alpinen Raum ist sie bereits höher – nämlich bei ca. 2,5 Grad beispielsweise in Innsbruck. Damit verbunden sind meist negative Auswirkungen, auf die man sich einstellen muss. Das kann durch technische Anpassungen, wie beispielsweise Beregnungsanlagen passieren, aber auch die richtige Sortenauswahl wird künftig entscheidend sein. Ziel muss es sein, die Landwirtschaft in die Zukunft zu führen und damit unsere Versorgung mit hochwertigen Lebensmitteln zu sichern.“
Wichtiger Beitrag geleistet
Die Landwirtschaft ist aber auch jene Branche, die einen Beitrag zur Eindämmung der Auswirkungen leisten kann: „Die standortangepasste Bewirtschaftung unserer Flächen leistet einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz. Auch in Sachen Klimaeffizienz sind unsere Bäuerinnen und Bauern gut unterwegs – in den letzten Jahren konnten die Treibhausgasemissionen gerechnet auf die Produktionseinheit deutlich reduziert werden und über 80 Prozent der Betriebe beteiligen sich am ÖPUL und somit an emissionsmindernden, kohlenstoffspeichernden landwirtschaftlichen Maßnahmen. Auch in der Energieproduktion liegt noch Potential. Das alles funktioniert aber nur, wenn wir den Bodenverbrauch einbremsen und auch unsere nachfolgenden Generationen noch eine Wirtschaftsgrundlage haben“, so Hechenberger weiter.
Geschlossener Kreislauf
Gerade in Bezug auf den Klimawandel ist die Landwirtschaft immer wieder mit Vorwürfen konfrontiert, wie Vizepräsidentin und Landesbäuerin Helga Brunschmid erklärt: „Jede Branche, die etwas produziert, verursacht Emissionen. Leider werden oft Äpfel mit Birnen verglichen, denn entscheidend ist, dass die Produktionskreisläufe geschlossen sind – wie bei der standortangepassten, kleinstrukturierten Landwirtschaft - da können wir globale Vorurteile lokal entkräften. Unsere Tierhaltung ist so ein Beispiel: nur über die Wiederkäuer können wir Grünlandflächen und damit Nährstoffe nutzen, die sonst nicht zur Lebensmittelproduktion dienen könnten.
Die Ausscheidungen der Tiere sind dann wieder wertvoller Dünger für die Felder, die wiederum wichtige Kohlenstoffspeicher sind. Je höher der Humusgehalt eines Bodens, desto mehr Kohlenstoff wird gespeichert. Darüber hinaus sind bewirtschaftete Flächen unerlässliche Elemente unserer Kulturlandschaft und wichtige Wasserspeicher.“
Verschiedene Herausforderungen
„Der Klimawandel wirkt sich in allen Bereichen der Land- und Forstwirtschaft unterschiedlich aus“, erklärt LK-Bezirksobmann Konrad Kreuzer. „In den letzten Jahren hatten wir teilweise mit Trockenheit zu kämpfen. In einzelnen Gebieten ist das schon länger ein Thema, weshalb bereits in Beregnungssysteme investiert wurde. Durch die längere Vegetationsperiode wird außerdem etwas mehr Getreide angebaut. Die Situation in unseren Wäldern ist allerdings eine echte Katastrophe – durch die Extremwetterereignisse der vergangenen Jahre und den darauffolgenden, massiven Borkenkäferbefall in allen Teilen unseres Bezirkes, stehen viele Waldbauern vor enormen Herausforderungen. Trotzdem muss es unsere gemeinsame Bestrebung sein, möglichst rasch wieder aufforsten zu können, um letztendlich auch unsere Siedlungsräume wieder zu schützen.“
Alle können einen Beitrag leisten!
Bereits im Vorjahr haben die Tiroler Bäuerinnen das „gute Klima“ in den Mittelpunkt gerückt. Neben dem sozialen Klima sollte auch der Klimaschutz im Vordergrund stehen, weshalb bei allen Aktionen der Nachhaltigkeitsgedanke berücksichtigt wurde, sei es bei der Verpflegung oder bei der Anreise. Bezirksbäuerin Karin Huber betont: „Jede und jeder kann einen Beitrag leisten, der zählt. Auch dürfen wir nicht müde werden, als Vorbilder immer wieder darauf hinzuweisen, dass regional und saisonal einzukaufen ein wichtiger Schritt in Sachen Klimaschutz ist.“ Gerade bei Veranstaltungen nehmen das die Bäuerinnen sehr ernst: „Lebensmittel und Getränke aus der Region, Mehrweggeschirr, möglichst kurze Wege und so wenig Müll wie möglich – wie wir feiern, kann einen Unterschied machen. Das werden wir auch nicht müde zu betonen!“
Nachhaltige Lebensmittelproduktion
Im Rahmen der Bezirksrunde wurde der Figerhof in der Gemeinde Kals am Großglockner besucht, der von Familie Jans bewirtschaftet wird. Der Hof hat sich auf die Verarbeitung von Ziegenmilch spezialisiert, derzeit werden 260 Ziegen gehalten. Betriebsführer Philipp Jans legt dabei großen Wert auf möglichst nachhaltige Produktion: „Wir haben unseren Umgang mit Energie am Betrieb optimiert. Neben PV-Anlagen auf den Dächern haben wir eine Stückgutheizung für unser Wohngebäude und arbeiten in unserer Käserei mit Wärmerückgewinnung. Wir vermarkten den Großteil unserer Produkte direkt und in der Region.“ Seit kurzem gibt es in Kals außerdem eine überbetriebliche Genossenschaft, welche die Abwärme der Turbinen der Wasserkraftwerke der Gemeinde zur Heutrocknung nutzt: „Insgesamt sind wir acht Betriebe. Wir haben zwei Anlagen gebaut und können so 64 Heuballen mit der gesammelten Abwärme trocknen – bisher blieb diese Energie ungenutzt.“