Liegt die Lösung unter unseren Füßen?
Jeder von uns atmet pro Tag in etwa ein Kilogramm Kohlendioxid, kurz CO₂, aus. Dies ist ein natürliches Nebenprodukt der Zellatmung aller Lebewesen. Ist das Kohlendioxid einmal in die Atmosphäre gelangt, so kann es sich wie viele andere Stoffe selbst nicht abbauen. Um Photosynthese betreiben zu können, benötigen jedoch alle Pflanzen CO₂. Im Zuge der Photosynthese wird dann aus dem Abfallprodukt Kohlenstoffdioxid, Glukose und wertvoller Sauerstoff produziert. Somit könnte man die Pflanzen, die den Kohlenstoff aufnehmen, als natürlichen Kohlenstoffspeicher oder wie der Fachbegriff lautet, Kohlenstoffsenken, nennen. Alle Pflanzen, die im Zuge der Land- und Forstwirtschaft kultiviert werden, leisten damit einen großen Betrag zum Klimaschutz.
Humus ist Speichermeister
Aber nicht nur die grünen Pflanzen sind in der Lage Kohlenstoff zu speichern, auch der Boden ist mitunter einer der wichtigsten Kohlenstoffspeicher der Welt. Wie viel Kohlenstoff im Boden gespeichert werden kann, hängt zum einen von der Bodenart, aber auch von der Flächennutzung ab. Auf Ackerböden mit tendenziell geringeren Humusgehalten können im Oberboden in etwa 101 Tonnen Kohlenstoff je Hektar gespeichert werden. Vergleicht man das mit einer Dauergrünlandfläche mit Humusgehalten um acht bis zehn Prozent, so können je Hektar 200 Tonnen CO₂ gespeichert werden. Auf Moorflächen, welche einen sehr hohen Humusgehalt (30 Prozent und mehr) aufweisen, können sogar über 500 Tonnen CO₂ gespeichert werden. Wie aus den oben angeführten Zahlen unschwer erkennbar ist, ist der Humusgehalt im Boden ausschlaggebend, wie viel Kohlenstoff ein Boden speichern kann.
Alle abgestorbenen pflanzlichen und tierischen Stoffe im Boden werden als Humus bezeichnet. Humus ist aber nicht nur Meister in der Speicherung von Kohlenstoff, er verbessert auch das Wasserspeicherungsvermögen, was in Zeiten von Trockenheit große Vorteile mit sich bringt.
Grünlandfläche und Ackerböden
Den Humusgehalt in Grünlandböden zu verbessern, ist sehr schwierig. Im Acker jedoch bestehen verschiedene Möglichkeiten, um den Humusgehalt positiv zu beeinflussen. Mit regelmäßigen Gaben von organischen Düngemittel, dem Anbauen von Zwischenfrüchten, welche in den Boden eingearbeitet werden, oder auch dem Anbau von mehrjährigen Kulturen wie zum Beispiel Kleegras oder Luzerne kann der Humusgehalt in Ackerflächen begünstigt werden. Aus diesem Grund gibt es in der neuen ÖPUL Periode ab 2023 auch eine Maßnahme, um den Erhalt von ackerfähigen Grünlandflächen zu fördern. Der Hintergrund dazu ist einfach zu verstehen. Wie oben genannt, weisen Grünlandböden die höheren Humusgehalte als Ackerland auf, dadurch kann im Grünland auch mehr CO₂ gespeichert werden. Für die Bildung von einem Kilogramm Trockenmasse benötigt Silomais in etwa die Hälfte Wasser als ein Grünlandbestand. Daher wird es in den Gunstlagen immer interessanter, Grünlandfläche in Acker umzuwandeln. Doch mit der Teilnahme an der oben genannten ÖPUL – Maßnahme haben sich die Betriebe dazu verpflichtet, die gesamten Grünlandflächen am Betrieb bis zum Ende der Förderperiode nicht in Ackerland umzuwandeln. Aber warum ist die Umwandlung von Grünland in Ackerland nicht gewollt? Dies rührt daher, dass sich der Humusgehalt der umgewandelten Flächen über lange Zeit reduziert und dadurch wieder Kohlenstoff in die Atmosphäre freigesetzt wird. Daher kann vereinfacht gesagt werden, dass jede und jeder Landwirt:in mit einer sachgemäßen und humusmehrenden Bewirtschaftung der am Hof vorhandenen Flächen auch einen großen Beitrag zur Speicherung von Kohlenstoff und im weiteren Sinne zum Klimaschutz leistet.