Lösungsweg Landwirtschaft
In medialen Berichten wird der Kuh gerne die Rolle der „Klimakillerin“ zugeschrieben.
Darüber, dass das eine zu einfache Denkweise ist und nicht den Tatsachen entspricht, klärte Thomas Guggenberger vom Institut für Nutztierforschung von der HBFLA Raumberg-Gumpenstein im Rahmen seines Vortrages bei der LK-Vollversammlung im Dezember auf. Um die Zusammenhänge aufzuzeigen, blickte er in der Geschichte auf die Anfänge der Landwirtschaft zurück: „Die Bäuerinnen und Bauern gestalten Prozesse aller Art. Die ältesten Prozesse sind jene, die auf den Höfen ablaufen. Es war immer das Ziel, aus diesen Prozessen heraus effektiv positive Produkte zu generieren, also einem Input über den Prozess ein Produkt herzustellen.“ Dadurch wurde für die Menschheit etwas Zentrales geschaffen: Die Ernährung der Welt konnte sichergestellt werden. Das Wirtschaften liegt uns also zutiefst inne, hat aber verschiedene Auswirkungen. Diese werden sichtbar, wenn man verschiedene Prozesse bewertet: Wie viel „Abfallprodukte“ sind entstanden? Habe ich eine Schadwirkung erzeugt?
Das Wirtschaften und seine Folgen
Die Anzahl der Treibhausgase in der Atmosphäre hat sich im letzten Jahrhundert um ein Drittel erhöht. Das bleibt natürlich nicht ohne Folgen. „Die Energie, die wir so der Erde hinzugefügt haben, entspricht in etwa jener des Golfstromes, nur damit wir eine Größenordnung haben“, führte Guggenberger vor Augen. Klimaschutz sei daher absolut notwendig, zumal die Effekte daraus ja immer deutlicher spürbar werden. Um die Auswirkungen unterschiedlicher Ursachen dafür zu bewerten, wurde eine Art Inventursystem erstellt. Dabei geht es auch darum, welcher Staat wie viel emittiert. Diese unkluge Systematik kann allerdings dazu führen, dass Emissionen ins Ausland ausgelagert werden, denn dann müssen sie nicht national bilanziert werden. Das gilt es umzustellen, damit echte, klimawirksame Maßnahmen ausgearbeitet werden können. „Wir müssen es schaffen, auf eine konsumorientierte Bilanzierung umzustellen. Nur dann werden wir auch Effekte erzielen“, streicht Guggenberger heraus.
Treibhauswirkung in Österreich
Um die Strahlungseffizienz verschiedener Treibhausgase darzustellen, stellte Guggenberger einen Vergleich an: „Stellen wir uns ein Waschbecken vor. Der Zulauf ist die Emission. Die Wärme des Wassers ist die Strahleneffizienz der Gase, die ganz unterschiedlich ist. Entscheidend ist, dass der Abfluss gut läuft. Der Abfluss für Methan läuft beispielsweise so gut, dass es bereits nach zwölf Jahren zu zwei Drittel, nach 55 Jahren komplett abgebaut ist.“
Das wirkliche Problem stellt das CO2 dar, das nicht komplett abgebaut werden kann. „CO2 ist wie ein Kreditnehmer, der seinen Kredit nicht zurückzahlt. Wir verhalten uns daher dumm: Wir nehmen Kredite für die Zukunft auf, ohne sie zurückzahlen zu können“, fand Guggenberger drastische Worte. Er kritisiert, dass die Betrachtungsweise auf die Auswirkungen der verschiedenen Treibhausgase bisher zu kurz war, würde sie verlängert, wäre klar, dass CO2 das Hauptproblem der Klimakrise darstellt.
Kein zusätzlicher Beitrag
Mittlerweile ist eine Umkehr innerhalb des Weltklimarates zu erkennen und eine andere Bewertungsmetrik könnte nicht nur effektive Maßnahmen gegen den Klimawandel ermöglichen, sondern auch die
Position der Landwirtschaft stärken, denn: „Die Methanemissionen unserer Wiederkäuer haben keinen zusätzlichen Beitrag zur
Klimaerwärmung geleistet. Daher ist eine Reduktion der Rinderzahl in Österreich nicht die Lösung. Aber die Land-
wirtschaft kann selbstverständlich – so wie jede und jeder einzelne von uns – wesentliche Beiträge zur Eindämmung leisten. Sei es eine Abkehr von der fossilen
Energie, weniger starke Stickstoffüberschüsse im Boden
oder wo möglich die Produktionstechnik adaptieren.
Uns sagen viele, was wir falsch machen. Dabei machen wir bereits wahnsinnig viel richtig!“ Guggenberger blickte abschließend auf eine im nächsten Jahr erscheinende Studie zur Nachhaltigkeit in der Milchproduktion voraus. Darin bestätigt sich:
Österreich ist dabei in Europa im absoluten Spitzenfeld zu
finden und bereits auf einem sehr guten Weg. Den gilt es weiter zu bestreiten und auszubauen.