Kuhkomfort-Serie Teil 6: Warum man die Zeitung in der Liegebox lesen sollte
Als Weidetier ist das Rind hohe Lichtstärken gewohnt
Rinder brauchen ausreichend Licht, um sich zu orientieren, sich in ihrer Umgebung zurecht zu finden und um Artgenossen und Menschen zu erkennen. Licht steuert auch viele biologische Prozesse, ist Zeitgeber und beeinflusst das Verhalten und den Hormonhaushalt der Rinder.
Kuhwunsch an Lichtverhältnisse im Stall: Ausreichend hell
Für Milchviehställe wird eine Beleuchtungsintensität von 150 bis 200 Lux zwölf bis 14 Stunden pro Tag empfohlen. Dies kann mit einem Luxmeter kontrolliert werden. Es gibt auch Apps zur Messung der Beleuchtungsstärke für Smartphones, deren Messgenauigkeit aber oft zu wünschen übrig lässt. Bei ausreichender Beleuchtungsstärke sollte das Zeitungslesen in der Liegebox kein Problem sein. Sind Ställe zu finster, leiden Aktivität, Futteraufnahme, Leistung und Fruchtbarkeit der Herde.
Dunkelphasen sorgen für ruhige Nachtstunden
Nachts sollte die Beleuchtungsintensität zehn Lux nicht überschreiten. Dadurch kommt es zu einem normalen Melatoninanstieg während der Nachtstunden. Kühe haben einen natürlichen Reflektor auf der Netzhaut, wodurch sie nachts deutlich besser sehen als Menschen. Aus Sicht der Kuh kann also auf nächtliche Beleuchtung im Stall verzichtet werden.
Tageslicht als Lichtquelle nutzen
Die kräftigste und gleichzeitig günstigste Lichtquelle ist Tageslicht. An einem wolkenlosen Tag können unter freiem Himmel 60.000 bis 80.000 Lux gemessen werden. Auch an bewölkten Tagen erreicht das Tageslicht noch mehrere tausend Lux. Um möglichst viel Tageslicht in den Stall zu lassen, sollten speziell die Seitenwände von Ställen offen gestaltet werden. Hier gibt es auch in älteren, deckenlastigen Stallgebäuden oft noch viel Potential.
Direkte Sonneneinstrahlung: Jahreszeitliche unterschiede beachten
Hier gibt es große jahreszeitliche Unterschiede. Während Kühe die direkte Einstrahlung der tief stehenden Sonne im Winter genießen, meiden sie diese in den warmen Sommermonaten. Im Sommer verstärkt direkte Sonneneinstrahlung den Hitzestress, weshalb Lichtplatten im Stalldach und auch Lichtfirste heute nicht mehr empfohlen werden. Großzügig geöffnete Seitenwände und ein Shed-First bringen viel Licht und minimieren gleichzeitig die direkte Sonneneinstrahlung im Sommer.
Kühe „sehen“ anders als Menschen
- Geringe Sehschärfe: Rinder erkennen Konturen nur schemenhaft.
- Großes Gesichtsfeld: Kühe sehen in einem Radius von 330°, allerdings nur 30° davon dreidimensional
- Lichtempfindlichkeit: Langsame Hell-Dunkel-Anpassung – dauert drei- bis viermal länger als beim Menschen.
- Sehr gutes Dämmerungssehen: Nachts sehen Kühe besser als Menschen.
- Dichromatisches Sehen: Kühe sehen vor allem die Farben Grün und Blau.
- Gutes Bewegungssehen: Das Kuhauge nimmt 60 Bilder pro Sekunde wahr.
Gleichmäßige Lichtverhältnisse: Licht-Schatten-Wechsel macht Kühe unsicher
Das Auge der Kuh braucht drei- bis viermal länger, um sich auf ändernde Lichtverhältnisse einzustellen als das Auge des Menschen. Deshalb sind Kühe bei Lichtwechsel oder beim Wechsel von Licht und Schatten sehr vorsichtig und bleiben reflexartig stehen. Besonders bei Übergängen, wie zum Beispiel beim Zu- und Austrieb in den und aus dem Melkstand sollte auf eine gleichmäßige Beleuchtung geachtet werden. Es muss daher das Ziel sein, Ställe gleichmäßig auszuleuchten.
Mehrere, gut im Stall verteilte Lichtquellen sorgen beispielsweise für deutlich weniger Licht-Schatten-Wechsel als wenige, dafür leistungsstärkere Leuchtmittel.
Licht steigert Arbeitskomfort
Auch die im Stall tätigen Personen profitieren von ausreichend Licht. Gute Beleuchtung im Melkstand, beim Klauenpflegestand oder in der Abkalbebox erleichtert das konzentrierte Arbeiten nachweislich. Für Arbeitsbereiche werden 400 Lux Beleuchtungsstärke empfohlen.
LED-Technik bietet viele Möglichkeiten
In den letzten Jahren hat die LED-Technik in vielen Ställen Einzug gehalten. Sie bietet eine Reihe von Vorteilen im Vergleich zu herkömmlichen Leuchtkörpern. Ihr Wirkungsgrad ist deutlich höher, was sich positiv auf den Stromverbrauch auswirkt. LED-Leuchten weisen auch eine fünffach höhere Lebensdauer auf, was zusammen mit der bereits erwähnten Energieersparnis, ihre höheren Anschaffungskosten rechtfertigt.
Vor dem Kauf Leuchtmittel auf Einsatzmöglichkeit im Stall prüfen
Im Gegensatz zu Leuchtstoffröhren, haben LED-Leuchten einen negativen Temperatur-Koeffizienten. Das heißt, ihre Lichtausbeute steigt mit abnehmender Umgebungstemperatur. Bei LED-Leuchten kann man Wellenlängen und Lichtfarbe viel besser auf die Bedürfnisse des Rindes abstimmen. Dieser Bereich wird intensiv beforscht.
Vor dem Kauf sollte man stets prüfen, ob sich die Leuchtmittel für den Einsatz unter den jeweiligen Bedingungen eignen. In Melkständen ist zum Beispiel auf den Standard IP65 zu achten.
Wie Licht den Tagesrhythmus steuert
Genau wie beim Menschen steuert Licht auch bei unseren Kühen den Tagesrhythmus. Dies geschieht über das Hormon Melatonin, das am Tag in niedriger Konzentration und in der Nacht in hoher Konzentration im Stoffwechsel vorliegt. Neben dem Tag-Nacht-Rhythmus beeinflusst Melatonin aber auch das Immunsystem und die Fruchtbarkeit. Für letztere sind auch die Vitamine A und D3 entscheidend. Vitamin D3 wird bei Sonneneinstrahlung in der Haut gebildet.
Berater der Landwirtschaftskammer stehen gerne mit Rat und Tat zur Seite
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Hier die Ansprechpartner in den Bundesländern:
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- Kärnten: Referat Tierzucht, Tel.-Nr.: 0463/5850 1500
- Niederösterreich: Dr. Marco Horn, BEd., Tel.-Nr.: 05 0259 23304
- Oberösterreich: Beratungsstelle Rinderhaltung, Tel.-Nr.: 050 6902-1650
- Salzburg: Abteilung Tierzucht, Tel.-Nr.: 0662 870571-252
- Steiermark: Arbeitskreise Milchproduktion, Tel.-Nr.: 0664 602596 5530
- Vorarlberg: Hofberatung, Tel.-Nr.: 05574 400 332
- Tirol: Fachbereich Tiere, Feld und Bio, Tel.-Nr.: 05 92 92 – 1800