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Wenn die wasserbedürftigen Gräser verschwinden, wird ihr Platz von – meist unerwünschten – Kräutern eingenommen. Daher ist es notwendig, die Bestände durch eine Nachsaat mit wertvollen Futtergräsern zu regenerieren. Jedoch ist Geduld gefragt, da eine Nachsaat nicht immer gelingt und sich der Erfolg erst zeitverzögert zeigt. Wird im Spätsommer nachgesät, benötigen die jungen Gräser und Kleearten Zeit zum Wachsen, daher ist ein deutlich dichterer Bestand meistens erst beim zweiten Schnitt im Folgejahr erkennbar. Bei einer einmaligen Nachsaat darf man nicht erwarten, dass sich der Bestand vollständig ändert. Es gilt, über einige Jahre in geduldiger Wiederholung, immer wieder mit geringer Saatmenge den Bestand in die gewünschte Richtung zu lenken.
Nachsaat am besten im Spätsommer
Die Erfahrung zeigt, dass die Nachsaat im Spätsommer die besten Erfolge mit sich bringt. Dies lässt sich auf folgende Punkte zurückführen. Die Wuchskraft des Altbestandes nimmt mit zunehmender Schnitthäufigkeit ab, so erhält der ausgebrachte Samen mehr Licht und Zeit, um dem Konkurrenzdruck standzuhalten. Außerdem ist die Taubildung im Herbst eine wichtige Feuchtigkeitsspenderin. Dadurch ist der Samen nämlich in der Lage ohne den unumgänglichen Niederschlag zu keimen und sich rasch zu entwickeln. Der letzte Schritt einer erfolgreichen Nachsaat ist der Schröpfschnitt. Auch hier kann die Nachsaat im Spätsommer ihre Vorteile ausspielen, denn der Großteil des Ertrags wird in den Schnitten in der ersten Sommerhälfte erzielt. Ein Schröpfschnitt als erster Schnitt sorgt somit für die meisten Landwirt:innen für bedeutende Ertragseinbußen und wird daher meist nicht durchgeführt. Auch wenn eine optimale Düngung und Nachsaattechnik mit ausreichender Bodenöffnung durch Einsatz von Striegel erfolgt ist, können ohne Schröpfschnitt nur mäßige Erfolge verzeichnet werden. An dieser Stelle könnte auch die Nährstoff-
versorgung des Bodens hinterfragt werden. Doch eine immer gültige Vorgehensweise für alle Tiroler Betriebe gibt es nicht. Die Situation muss immer vor Ort abgeklärt und über etwaige weitere Schritte diskutiert werden. Doch um dann im Spätsommer eine perfekt durchgeplante Nachsaat durchzuführen, bedarf es einer guten Vorbereitung und einer sauberen Planung, mit der jetzt begonnen werden muss.
Arbeitsabfolge
Rasierschnitt – Striegeln – Nachsaat – Walzen – Schröpfschnitt
- Der Samen muss zum Boden bzw. in den Boden gelangen.
- Vor der Nachsaat sollte ausnahmsweise ein tiefer Rasierschnitt (fünf bis sieben Zentimeter Stoppelhöhe), um den Konkurrenzdruck der Altnarbe zu verringern, durchgeführt werden.
- Verfilzte, verunkrautete Bestände müssen vor einer Nachsaat gestriegelt werden, um möglichst viel offenen Boden zu schaffen. Nur auf einem entfilzten und halboffenen Boden kann mit einfachen Übersaatgeräten nachgesät werden (geeignetes Saatbeet schaffen).
- Gräser sind Lichtkeimer, deshalb nur 0,5 bis einen Zentimeter tief säen. Das schafft die besten Startbedingungen für einen erfolgreichen Feldaufgang.
- Der wichtige Bodenschluss wird durch Anwalzen mit einer Profilwalze (z.B. Cambridge-, Güttlerwalze, etc.) oder mit einer Beweidung (Tiere treten das Saatgut ein) erreicht.
- Ein Schröpfschnitt bei etwa 15 Zentimeter Höhe oder eine Beweidung bekämpft Unkraut und bringt Licht für die jungen Pflänzchen. Dabei sollte der Mäher auf eine Höhe von acht bis zehn Zentimeter eingestellt werden. o Auch die Nutzung des ersten und zweiten Folgeaufwuchses muss früh erfolgen (eingrasen, silieren). Dies fördert die Bestockung der Einsaat.
- Nachsaat dosiert düngen o Unmittelbar nach der Einsaat sollte auf trockenen Böden nur eine leichte Startdüngung mit acht bis zehn m³/ha stark verdünnter Jauche bzw. Gülle erfolgen. o Nach dem Schröpfschnitt sollten die Folgeaufwüchse nur verhalten gedüngt werden (30 Kilogramm N oder max. zehn bis 15 Kubikmeter stark verdünnte Gülle), damit der Konkurrenzdruck unter den aufgelaufenen Gräserarten nicht zu groß ist. o Keinesfalls darf Dickgülle auf die noch junge Einsaat ausgebracht werden. o Eine leichte Kalkung (auch Hyperphosphat fein) fördert grundsätzlich die Keimung und Wurzelausbildung. Merke: Fehlendes Anwalzen und ein fehlender bzw. zu später Schröpfschnitt sind die Hauptursachen für einen schlechten Erfolg der Nachsaat.