Holzmarkt im Aufruhr

Eigentlich wäre die Situation für die Bauwirtschaft optimal, denn die Auftragsbücher sind voll. Reichhaltig ausgestattete Konjunkturpakete zur Bewältigung der Corona-Krise, der Boom in den Heim-
werkermärkten und das Vorziehen von Investitionen in den brachliegenden Hotels führen zu einem Investitionsschub. Die Baubranche ist aber bei allen Baustoffen mit einer Rohstoffknappheit konfrontiert, die zu noch nie dagewesenen Preissteigerungen und weiterführenden Ver-
sorgungsproblemen führt. Auch der Sektor Holzbau ist stark davon betroffen. Die Lage ist insbesondere für die heimischen Holzbaubetriebe problematisch. Die Versorgung mit Konstruktionsholz, Holzwerkstoffen und Dämm-
material ist derzeit enorm schwierig geworden. Einer-
seits gilt es, laufende Preis-
steigerungen zu verkraften. Ein Ende dieser Preisrallye ist derzeit nicht in Sicht. Dies ist für die Holzbauunternehmen oft schwierig, da zwischen Angebotslegung, wo mit niedrigeren Preisen kalkuliert wurde und Baubeginn oft viele Monaten vergehen. Die enormen Preissteigerungen seit Angebotszusage können dabei kaum an die Kunden weitergegeben werden. So sind zum Beispiel Nadelschnittholzprodukte wie Rohhobler, BSH-Lamellen oder Zerspanerseitenware in den letzten sechs Monaten um 40 bis 60 Prozent teurer geworden. Auch der Preis für Brettschichtholz ist um 35 Prozent gestiegen. Andererseits haben die Betriebe vonseiten ihrer Lieferanten mit fehlenden verbindlichen Lieferfristen für Bretter und Balken zu kämpfen. Das Fehlen konkreter Preiszusagen macht es besonders schwierig, Angebote zu kalkulieren. Manch heimische Betriebe sehen sich dadurch gezwungen, in den nächsten Wochen in Kurzarbeit zu gehen – und das bei vollen Auftragsbüchern.
Hohe Preise, lange Lieferzeiten
Die Nachfrage übersteigt in der Baubranche ganz generell das Angebot. Stark steigende Preise und längere Lieferzeiten sind die logische Folge. Bei den Holzprodukten liegt das Problem aber nicht etwa bei einer mangelnden Holzversorgung in Mitteleuropa, sondern es handelt sich um eine globale Entwicklung. Aufgrund von Bestellungen, die oft auch spekulativ sind und den tatsächlichen Bedarf übersteigen, ist es weltweit zu einer Überhitzung des Marktes gekommen. Für die Entwicklung am Holzmarkt gibt es mehrere Gründe. Ausgangspunkt der Marktüberhitzung war sicherlich der Klimawandel, der in den Dürrejahren 2017 bis 2020 zu einem nicht mehr steuerbaren Schadholzanfall geführt hat. Die Holzindustrie hat sich dadurch daran gewöhnt, leicht verfügbares und billiges Holz zu bekommen. Im Jahr 2020 sind die in Tschechien und Deutschland prognostizierten Schadholzmengen aufgrund der Witterung aber nicht gekommen, über den Winter waren die Sägewerke teilweise unterversorgt. Dazu kam die zeitgleiche massive weltweite Nachfrage nach Holzprodukten. Insbesondere nord- und mitteleuropäisches Schnittholz wird auf Märkten wie USA und China platziert, wo derzeit höhere Erlöse erzielt werden. So werden in den USA zum Beispiel seit einem Jahr für blankes Schnittholz Preise bezahlt, die höher liegen als die Brettsperrholzpreise in Europa. Dadurch ist ein noch nie dagewesener Verkäufermarkt für Holzprodukte entstanden. Es ist davon auszugehen, dass der Markt in den nächsten Monaten und Jahren volatil bleibt, weil Stürme und Dürren unvorhersehbare Schadholzmengen bringen werden. Eine kontinuierliche und gesunde Entwicklung des Marktes wäre aber wichtig. Durch das kurzfristige Auf und Nieder leidet die Kalkulierbarkeit für alle Marktteilnehmer. Die enormen Preissteigerungen auf der Absatzseite schlagen sich mit Verspätung endlich auch bei den Rundholzpreisen durch. Der Unterschied zwischen dem Preisniveau am Schnittholzmarkt und jenem am Rundholzmarkt ist aber weiterhin eklatant. Während der Preis für Rundholz in Tirol im März mit ca. 85 Euro netto für Fichte BBC 2a+ gerade den Durchschnittspreis der Jahre 2006 bis 2020 erreicht hat, liegt der Absatzindikator für Schnittholzprodukte im letzten Monat 35 Prozent über dem Mittelwert 2006 bis 2020. Rekordverdächtig teures Schnittholz wird also derzeit mit vergleichbar günstigem Rundholz produziert. Aufgrund der steigenden Preise auch am Rundholzmarkt ist damit zu rechnen, dass die Österreichische Forstwirtschaft den Einschlag steigern wird. Mehr Holz zu ernten ist nachhaltig problemlos möglich. Das über viele Jahre viel zu kostengünstig gehandelte Holz beginnt jetzt wieder endlich den Wert zu erlangen, den es verdient.