Gemeinsame Lösungsentwicklung
Anfang August fand im Gemeindeamt Münster eine von LK-Präsident Josef Hechenberger einberufene Gesprächsrunde zur Problematik der Grundwasseraufstauung und der damit verbundenen Entwertung der wertvollen landwirtschaftlichen Flächen statt. Die anwesenden Vertreter der Bauernschaft sowie der ÖBB bemühten sich gemeinsam mit Hans Gföller (Rechtsabteilungsleiter, LK Tirol) und Patrick Hörhager (Geschäftsführer Wasserverband MUI) um die Entwicklung konkreter Lösungsstrategien.
Vorgeschichte
Seit Jahren treten in der Region Münster auf den Feldern entlang der von der ÖBB neu gebauten Unterinntaltrasse vermehrt Probleme durch die Aufstauung des Grundwassers auf. Die landwirtschaftlichen Flächen in dieser Region gelten als besonders wertvoll, durch den oft wochenlang andauernden Wasserstau kämpfen die Bewirtschafter:innen allerdings mit Teil- oder sogar Totalausfällen ihrer Ernten. Aufgrund der Anhäufung dieser Probleme entlang der Unterinntaltrasse vermuteten die Betroffenen, dass die Veränderungen des Bodens durch den Bau in Kombination mit den gehäuften Extremwetterlagen und der starken Schneeschmelze die aktuell kritische Situation verschärft haben könnten.
Besprechung konkreter Probleme
Die betroffenen Bauern und Bäuerinnen konkretisierten bereits vor dem Besprechungstermin, welche Punkte ihrer Meinung nach wesentlich für die Schwierigkeiten verantwortlich sind. Hierzu zählen ein fehlender durchgängiger Entwässerungsgießen, welcher dringend benötigt wird, ein verstopftes Durchflussrohr sowie ein zu gering dimensioniertes Durchflussrohr, der Einlauf des Haberbachs entgegen der Innflussrichtung und die Geländeabsetzungen entlang des gebauten Tunnels. Da sich die genannten Problemstellen am Grund der ÖBB befinden oder mit Projekten der ÖBB zusammenhängen, streben die betroffenen Landwirt:innen eine Zusammenarbeit zur Verbesserung der gegenwärtigen Situation an. Die anwesenden Vertreter der ÖBB sicherten in einigen Punkten ihre Unterstützung zu.
Versäumnisse bei der Überprüfung und Instandhaltung der Entwässerungsanlagen schlossen die Vertreter der ÖBB nicht gänzlich aus, die Unterinntaltrasse sahen sie jedoch nicht als alleinige Ursache. Sie werden eine Kontrolle und Anpassung der Rohre sowie die durchgängige Räumung des Gießens anfordern. Man zeigte sich seitens der Bundesbahnen „vorsichtig optimistisch“, dass diese Anliegen unkompliziert gelöst werden können. Beiden Parteien ist wichtig, dass die Zuständigkeiten und Befugnisse für diese laufenden Arbeiten eindeutig geklärt werden.
Der Aspekt der Geländeabsetzungen erwies sich als komplizierteres Besprechungsthema. Aufgrund der vielfältigen Prozesse und Wechselwirkungen in der Natur, sei nicht eindeutig feststellbar, wodurch die Geländeabsenkungen verursacht wurden. Vermutet wird, dass ein veränderter Grundwasserfluss Ausspülungen verursachte, welche zur Bildung von Senken führten. Obwohl die Projektleiter des Neubaus Unterinntaltrasse darauf bestanden, dass der Bau nicht das einzige ursächliche Problem gewesen sei, ist man um eine kulante Zusammenarbeit bemüht und zieht eine Beteiligung an den Sanierungsarbeiten in Betracht.
Ebenfalls weit umfangreicher, als zu Beginn gedacht, zeigte sich die Lösungssuche in punkto Einbindung des Haberbachs in den Inn. Diese wurde im Rahmen des Bauprojektes der Unterinntaltrasse bei der Gestaltung eines Biotops verändert. Die anwesenden Vertreter der Landwirtschaft sprachen sich prinzipiell für das Biotop aus, jedoch müsse eine Lösung für Hochwassersituationen gefunden werden, da der Inn hier vermehrt in das Seitengewässer drücke. Zur Lösungsfindung ist die Miteinbeziehung dritter Parteien nötig. Die Vertreter der ÖBB erklärten sich bereit, einzelne Projektunterlagen, welche zur weiteren Abklärung nötig sind, dafür zur Verfügung zu stellen.
Weiterer Ausblick
Der Verlauf des Gespräches deutete an, dass eine Zusammenarbeit zur Verbesserung der Situation möglich ist. Punkte wie die Instandsetzung und Erweiterung der Entwässerungsanlagen scheinen von beiden Seiten aus leicht lösbar zu sein. Die Sanierung der Absenkungen sowie die eventuelle Umgestaltung des Biotops bedürfen weiterer Absprachen und allenfalls auch behördlicher Bewilligungen. Die Hoffnung ist groß, dass eine Verbesserung für die ansässigen Bauern und Bäuerinnen sowie Anrainer:innen erzielt werden kann.