Gemüse zur kalten Jahreszeit
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Josef Posch leitet den Betrieb bereits in dritter Generation. © LK Tirol
Vor und nach der Saison sind zusätzlich zwei Angestellte beschäftigt, während der Hauptsaison insgesamt sieben. © LK Tirol
Die Karotten werden über den Winter entweder mit Erde bedeckt gelagert, oder für die Konsument:innen vorbereitet, also gewaschen und geputzt. © LK Tirol
Vor und nach der Saison sind zusätzlich zwei Angestellte beschäftigt, während der Hauptsaison insgesamt sieben. © LK Tirol
© LK Tirol
Knapp 40 verschiedene Gemüsearten baut Josef Posch auf etwa 10 ha in Thaur an. Aktuell ist er damit beschäftigt, das gelagerte Gemüse für die Konsument:innen vorzubereiten. "Wintergemüse ist jenes Gemüse, das ich im Sommer und Herbst kultiviere, im Spätherbst ins Lager bringe und über die Wintermonate putze, wasche und für den weiteren Verbrauch vorbereite“, erklärt der Feldgemüsebaumeister. Hauptsächlich lagert Josef Posch Kohlgattungen, wie Grünkohl, Weißkraut, Blaukraut oder Wirsing, aber auch Karotten, Rohnen, schwarzen Rettich, Kartoffel, Chinakohl und Sellerie. "Das Gemüse kommt bei uns bis spätestens Ende November ins Lager und wird je nach Bedarf so verwendet, wie die Kundinnen und Kunden es wünschen.“ Im Winter geht ungefähr eine Hälfte über die Händler an die Gastronomie, die andere Hälfte über die Tiroler Gemüsekiste direkt an die einzelnen Haushalte im Bundesland. Am Familienbetrieb helfen alle Hände mit. "Alleine können wir aber nicht alles stemmen“, so der Gemüsebauer. Während der Hauptsaison werden deshalb noch weitere sieben Mitarbeiter:innen beschäftigt.
Zukunftsthema Wasser
Die klimatischen Veränderungen spüren auch die Gemüsebäuerinnen und -bauern. "Die Saison wird nach hinten immer länger“, schildert Josef Posch. "Ich erinnere mich, dass mein Großvater gesagt hat, mit Allerheiligen ist die Ernte vorbei. Heute ernten wir teilweise noch in der ersten Dezemberwoche.“ Die Inntalfurche, speziell Thaur, ist für seine föhnbegünstigte Lage bekannt. "Des einen Freud, des anderen Leid“, so Posch, aber durch den Föhn wird die Saison im Frühjahr entscheidend geprägt. Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, dass die Böden durch den Wind schnell austrocknen und die Betriebe auf künstliche Beregnung über Quell- und Grundwasser angewiesen sind. "Die Versorgung mit Wasser ist mit Sicherheit eines der größten Zukunftsthemen“, unterstreicht Posch, der seit 2019 Obmann der Tiroler Gemüsebäuerinnen und -bauern ist. "Wir merken schon heute, dass der Stand des Trinkwasserzuflusses bei schneearmen Wintern zurückgeht.“ Ihm ist wichtig, dass die Konsument:innen den Wert der heimischen Produkte wertschätzen. "Mit dem Griff zu Tiroler Lebensmitteln erhält man nicht nur qualitativ hochwertige Produkte, sondern schont gleichzeitig die Umwelt und stärkt die regionale Wertschöpfung. Es zahlt sich also dreimal aus.“
Drei Fragen an …
... Anja Brotzeller, Gemüsebauberaterin
Was ist mit Wintergemüse gemeint?
In Tirol gibt es Arten, die den ganzen Winter über geerntet werden können, wie Porree oder verschiedene Kohlarten, wie Sprossen-, Grün- und Kopfkohl. Regional verfügbares Lagergemüse macht hierzulande sicher den größten Teil des Wintersortiments aus. Hier reicht die Palette von Chinakohl, Karotten und Radicchio, bis hin zu Kürbis und Zwiebeln. Daher spreche ich bei diesen Gemüsearten lieber von saisonalem Lagergemüse.
Welche Herausforderungen bringen die klimatischen Veränderungen für die Gemüsebetriebe und wie können sich diese anpassen?
Der Klimawandel bringt einige Veränderungen für den Gemüsebau mit sich. Im Winter sind die starken Temperaturschwankungen ein Problem, die wir auch die vergangenen Wochen beobachten konnten. Vor allem Kulturen, die auf dem Feld überwintern, wie Porree und Vogerlsalat, bleiben durch die zwischenzeitlichen Frühlingstemperaturen nicht in der Winterruhe, sondern beginnen mit steigenden Temperaturen wieder mit dem Wachstum. Das führt dazu, dass darauffolgende Fröste das junge Pflanzengewebe schädigen und es so zu Ernteausfällen kommt. Dadurch, dass eine geschlossene Schneedecke, die isolierend wirkt, in weiten Teilen des Winters fehlt, kann der Frost - anders als früher - stärker auf die Pflanzen einwirken. Auch die späten Fröste bis tief ins Frühjahr können bei vielen Kulturen Schäden hervorrufen. Landwirt:innen müssen dabei mit ihrer Expertise die richtigen Maßnahmen wählen, wie frühere Erntezeitpunkte und Einlagerung in Kühlräume, abdecken der Kulturen mit Vlies als Frostschutz und die Wahl frosttoleranter Frühsorten. Trotz der Sachkenntnis und Erfahrung gehen Landwirt:innen gerade bei Kulturen im Winter und frühem Frühjahr durch die unbeständigen Witterungsverhältnisse große Risiken hinsichtlich des Ernteerfolges ein.
Welche Unterstützung erhalten Gemüsebäuerinnen und -bauern von Seiten der Landwirtschaftskammer?
Wir unterstützen durch Auswertung von Versuchsberichten von Forschungsstationen sowie durch Beratung bei der richtigen Sortenwahl und der Auswahl von angepassten Anbauverfahren. Bei einzelbetrieblichen Beratungen gehen wir auf die besonderen Bedürfnisse der jeweiligen Betriebsstruktur ein und versuchen in Zusammenarbeit mit den Betriebsleiter:innen eine gut umsetzbare Lösung zu finden. Auch der Zugang zu Wetterstationen ist für viele Landwirt:innen hilfreich, um Wetterdaten und Prognosen aus ihrem unmittelbaren Nachbereich zu erhalten. Damit können sie schneller auf Veränderungen reagieren. Der tirolweite wöchentliche Infodienst sowie der jährliche Sortenratgeber sind dabei wichtige und aktuelle Informationsquellen für verschiedene gemüsebauliche Themen über das ganze Jahr hinweg.
Was ist mit Wintergemüse gemeint?
In Tirol gibt es Arten, die den ganzen Winter über geerntet werden können, wie Porree oder verschiedene Kohlarten, wie Sprossen-, Grün- und Kopfkohl. Regional verfügbares Lagergemüse macht hierzulande sicher den größten Teil des Wintersortiments aus. Hier reicht die Palette von Chinakohl, Karotten und Radicchio, bis hin zu Kürbis und Zwiebeln. Daher spreche ich bei diesen Gemüsearten lieber von saisonalem Lagergemüse.
Welche Herausforderungen bringen die klimatischen Veränderungen für die Gemüsebetriebe und wie können sich diese anpassen?
Der Klimawandel bringt einige Veränderungen für den Gemüsebau mit sich. Im Winter sind die starken Temperaturschwankungen ein Problem, die wir auch die vergangenen Wochen beobachten konnten. Vor allem Kulturen, die auf dem Feld überwintern, wie Porree und Vogerlsalat, bleiben durch die zwischenzeitlichen Frühlingstemperaturen nicht in der Winterruhe, sondern beginnen mit steigenden Temperaturen wieder mit dem Wachstum. Das führt dazu, dass darauffolgende Fröste das junge Pflanzengewebe schädigen und es so zu Ernteausfällen kommt. Dadurch, dass eine geschlossene Schneedecke, die isolierend wirkt, in weiten Teilen des Winters fehlt, kann der Frost - anders als früher - stärker auf die Pflanzen einwirken. Auch die späten Fröste bis tief ins Frühjahr können bei vielen Kulturen Schäden hervorrufen. Landwirt:innen müssen dabei mit ihrer Expertise die richtigen Maßnahmen wählen, wie frühere Erntezeitpunkte und Einlagerung in Kühlräume, abdecken der Kulturen mit Vlies als Frostschutz und die Wahl frosttoleranter Frühsorten. Trotz der Sachkenntnis und Erfahrung gehen Landwirt:innen gerade bei Kulturen im Winter und frühem Frühjahr durch die unbeständigen Witterungsverhältnisse große Risiken hinsichtlich des Ernteerfolges ein.
Welche Unterstützung erhalten Gemüsebäuerinnen und -bauern von Seiten der Landwirtschaftskammer?
Wir unterstützen durch Auswertung von Versuchsberichten von Forschungsstationen sowie durch Beratung bei der richtigen Sortenwahl und der Auswahl von angepassten Anbauverfahren. Bei einzelbetrieblichen Beratungen gehen wir auf die besonderen Bedürfnisse der jeweiligen Betriebsstruktur ein und versuchen in Zusammenarbeit mit den Betriebsleiter:innen eine gut umsetzbare Lösung zu finden. Auch der Zugang zu Wetterstationen ist für viele Landwirt:innen hilfreich, um Wetterdaten und Prognosen aus ihrem unmittelbaren Nachbereich zu erhalten. Damit können sie schneller auf Veränderungen reagieren. Der tirolweite wöchentliche Infodienst sowie der jährliche Sortenratgeber sind dabei wichtige und aktuelle Informationsquellen für verschiedene gemüsebauliche Themen über das ganze Jahr hinweg.