Forst im Fokus
Der Waldverband Tirol hat am Samstag zur Vollversammlung nach St. Johann geladen. Turnusmäßig standen dabei Neuwahlen auf der Tagesordnung. Nach zehn Jahren als Obmann trat Rudolf Köll nicht mehr zur Wahl an. Wahlleiter war LK-
Präsident Josef Hechenberger, der in seinen Grußworten dem scheidenden Obmann seinen Dank aussprach: „Die Forstwirtschaft ist für Tirol ein wichtiger Wirtschaftszweig. Rudolf Köll hat in seiner Zeit als Obmann den Waldverband in Tirol und auch auf Bundesebene hervorragend vertreten und sich stets mit vollem Elan für die Anliegen der Waldbewirtschafter eingesetzt.“
Als Nachfolger wurde einstimmig Josef Fuchs gewählt. Der aus Hopfgarten im Brixental stammende gelernte Drechslermeister, jetzt Landwirt, freut sich auf seine neue Aufgabe: „Die Forstwirtschaft liegt mir sehr am Herzen. Es ist mir ein besonderes Anliegen, dass der Wald nicht nur immer mehr als reiner Erholungsraum gesehen, sondern auch seine Rolle als Wirtschaftsraum wahrgenommen und gestärkt wird.“
Vielfältige Herausforderungen
Weitere Themen waren unter anderem die kommenden Herausforderungen für die Tiroler Forstwirtschaft. „An den Wald werden viele gesellschaftliche Anforderungen gestellt, in Zukunft muss es aber sicher wieder so sein, dass der Wald einen Beitrag zum bäuerlichen Einkommen liefert, denn anders werden wir es nicht schaffen, die Wälder zu bewirtschaften und klimafit zu machen. Deshalb lehne ich die von der EU-Kommission vorgeschlagene großflächige Außernutzung-Stellung der Wälder im Rahmen des Green Deals ab. Es wäre gefährlich den Wald nur noch sich selbst zu überlassen. Einerseits verliert er so seine Schutzfunktion, andererseits ist es klimapolitisch ein Wahnsinn, das Holz nicht zu nutzen und im Wald verrotten zu lassen, um es dann in der Wirtschaft durch andere, fossile Produkte zu ersetzen“, findet der neue Obmann Josef Fuchs klare Worte.
Wald schafft Arbeitsplätze
Ergänzend zur Vollversammlung wurden die interessierten Waldbauern durch das Werk der Firma Egger geführt, die als Gastgeber die Räumlichkeiten für die Versammlung zur Verfügung stellte. „Es ist beeindruckend, wie sich aus einem Familienbetrieb ein international tätiges, renommiertes Unternehmen entwickelt hat. Die Vielfalt des Rohstoffes Holz spiegelt sich auch in der Produktpalette wieder und es ist spannend zu sehen, wie modern die Infrastruktur ist. Die Firma Egger ist auch ein wichtiger Arbeitgeber in der Region und macht sichtbar, was gerne vergessen wird: Der Wald bzw. alle Bereiche der holzverarbeitenden Industrie sichern
tausende Arbeitsplätze in ganz Tirol“, so LK-Präsident Josef Hechenberger.
Klimawandel wird gebremst
Der österreichische Wald ist eine sehr wichtige Kohlenstoffsenke. Das bedeutet: Er kann mehr klimaschädliches CO2 aufnehmen als er abgibt. Damit bremst er die Erderwärmung. Der österreichische Wald speichert 3,6 Milliarden Tonnen CO2. Das ist mehr als die 40-fachen jährlichen Treibhausgasemissionen in unserem Land. Während in der oberirdischen Biomasse rund 41 Prozent Kohlenstoff gebunden sind, ist die Speicherwirkung des Bodens mit rund 59 Prozent deutlich höher.
Wird Holz nicht zum Bauen oder zur Energiegewinnung genutzt, verrottet es im Wald. Dabei gelangt das CO2 wieder in die Atmosphäre. Der Zeitraum bis zur Zersetzung des Totholzes ist, bezogen auf die Baumarten und die Dimension, unterschiedlich. Bei der Fichte dauert es im Schnitt 100 Jahre, bei der Buche 40 Jahre, bis 90 Prozent des Holzes natürlich zersetzt ist. Der bewirtschaftete Wald kann viel mehr für das Klima leisten als außer Nutzung gestellte Wälder. Dies liegt daran, dass durch die Holzernte und die Aufforstung sowie die Naturverjüngung laufend neuer „Speicherplatz“ geschaffen wird, während sich die Speicherwirkung in den Holzprodukten fortsetzt. Zugleich werden mit dem verwendeten Holz andere fossilbasierte Stoffe ersetzt, die bei der Produktion ansonsten zusätzliches CO2 verursachen.