Folgemaßnahmen bei Rissgeschehen durch Großraubtiere
Der Almsommer 2021 war geprägt von unzähligen Rissen an Nutztieren durch Großraubtiere über das gesamte Landesgebiet verteilt. Konkret gesagt wurden über die entsprechenden Stellen im Amt der Tiroler Landesregierung 378 Nutztierrisse gemeldet bzw. dokumentiert. In dieser Zahl nicht berücksichtigt sind all jene Tiere, welche im örtlichen und zeitlichen Zusammenhang mit dem Rissgeschehen versprengt wurden bzw. nicht mehr auffindbar waren. 14 Wolfsindividuen, größtenteils aus der italienischen Population, sowie 3 Bären waren in knapp 40 Gemeinden für 86 Rissgeschehen verantwortlich. Über die Homepage des Landes Tirol (Link siehe unten) wird zu den aktuellen Rissgeschehen aktuell informiert und die entsprechenden DNA Ergebnisse veröffentlicht.
Warum Rissmeldung?
Mit der Rissbeurteilung im konkreten Verdachtsfall ist die örtlich zuständige Bezirkshauptmannschaft, sprich der jeweilige Amtstierarzt betraut. Außerhalb der regulären Bürozeiten, sowie an Wochenenden und Feiertagen ist über die Landeswarnzentrale eine entsprechende Rufbereitschaft eingerichtet, um möglichst rasch Beprobungen durchführen zu können. Durch diese Beurteilung soll neben der tatsächlichen Feststellung der Todesursache auch ein entsprechender Nachweis für tierbezogene Entschädigungszahlungen sowie Meldungen zur „Höheren Gewalt“ an die AMA – Agrarmarkt Austria erbracht werden. Weiters sind diese Ergebnisse unumgänglich für entsprechende Monitoring- und Managementmaßnahmen als auch für die öffentliche Kommunikation an die bäuerlichen und auch nichtbäuerlichen Bevölkerungsschichten.
Meldekette der LK Tirol:
Um im Schadensfall entsprechend rasch, geordnet und im Zusammenspiel mit allen betroffenen Tierhaltern sowie den verantwortlichen Institutionen und Behörden agieren zu können, wurde durch die Landwirtschaftskammer eine Meldekette entwickelt. Sollte nun im Zuge der Rissbeurteilung durch den zuständigen Amtstierarzt der berechtigte Rissverdacht bestätigt werden, so wird durch die Bezirksverwaltungsbehörde die zuständige Bezirkslandwirtschaftskammer bzw. die LK Tirol informiert. Diese wiederum dokumentiert den genauen Sachverhalt zum Rissgeschehen und verständigt die durch den Maschinenring eingesetzten Notfallteams, welche konkrete Unterstützungsmaßnahmen (Zusammentreiben, Bergemaßnahmen, bedarfsorientierter Herdenschutz etc.) für betroffene Almbauern leisten. Weiters werden durch die Landwirtschaftskammer umliegende Nachbaralmen, Landwirte, Gemeinden und auch Jagdverantwortliche verständigt, um konkret auf den Rissvorfall reagieren zu können bzw. entsprechende Information dazu zu liefern. (Link siehe unten)
„Höhere Gewalt“ und Entschädigungszahlungen des Landes
Im konkreten wurde bereits in der letzten Ausgabe über die genauen Entschädigungszahlungen bei Rissgeschehen bzw. entstandene Futterkosten hingewiesen. Entsprechende Formulare werden durch die Amtstierärzte im Zuge der Reissbegutachtung an die betroffenen Landwirte übermittelt. In der Praxis hat sich jedoch letztes Jahr die Vorgehensweise bewährt, dass eine gesammelte Meldung aller betroffenen Almbauern an die Abteilung landwirtschaftliches Schulwesen in der Tiroler Landesregierung unter Mitwirkung der zuständigen Bezirkslandwirtschaftskammer sehr gut funktioniert. Da für die Schadensmeldung neben einem aktuellen Bestandesregister auch Nutztieraufstellungen der betroffenen Tiere erforderlich sind, kann hierbei im Zusammenspiel Almobmann – Bezirkskammer viel Verwaltungsaufwand vorweggenommen werden.
Dazu bieten sich auch technische Hilfsmittel wie elektronische Ohrmarkenlesegeräte zur Schadens- bzw. Bestandsaufnahme unmittelbar nach Rissgeschehen bestens an, da somit eine schnelle und korrekte Bestandsaufnahme mit entsprechenden Lebensnummern möglich gemacht wird.
Ohnedies wird ab dem Mehrfachantrag 2023 eine Alm- Weidemeldung bei Schafen und Ziegen (vergleichbar wie bereits dzt. bei Rindern) nur mehr mit Lebensnummern und Geburtsdaten möglich sein – ein Verwaltungsaufwand, welcher jedoch im Zusammenhang mit der Entschädigungsabwicklung bei Rissgeschehen wesentliche Vereinfachungen mit sich bringen wird.