16.12.2020 |
von Thomas Suitner, Redaktionsleiter
Was kann man aus dem Kot lesen?
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Auch in Corona-Zeiten werden Fort- und Weiterbildungsangebote für die Bäuerinnen und Bauern angeboten. Durch die Möglichkeit der Internetnutzung finden einige sogenannte „Webinare“ online statt. Vergangenen Freitag meldete sich Fütterungsreferent Sebastian Ortner live aus dem Stall der Familie Riedl, um das Thema „Was kann man aus dem Kot lesen?“ zu behandeln.
Grundsätze und Futterbewertung
Zu Beginn stellte Ortner klar, dass bei der Fütterung eigentlich nicht das Rind gefüttert, sondern die Pansenmikroben versorgt werden, die das Futter zersetzen. Mit 150 Liter Inhalt ist das Fassungsvermögen des Pansens begrenzt. Gerade für Kühe mit hohen Leistungen am Laktationsbeginn braucht es daher eine hohe Energiekonzentration im Futter. Um die Inhaltsstoffe des Futters zu bewerten, kann zusätzlich zur Laboruntersuchung eine Sinnenbewertung vorgenommen werden. Am Beispiel von Heu zeigte Ortner eine solche vor. Diese hat grundsätzlich unter gutem Licht zu erfolgen. Durch Aufschütteln des Heus wird der Feinanteil sichtbar. Reibt man diesen in der Handfläche, zeigt sich der Verschmutzungsgrad. Glänzende, sandige, erdige Hände deuten auf eine Verschmutzung hin. Gutes Heu weißt wenig Verschmutzung mit einem hohen blattreichen Feinanteil auf. Nach der Bewertung des Feinanteils wird auf die Struktur geachtet. Umso weicher und blattreicher das Futter ist, umso lieber wird es gefressen. Die Farbe entspricht im Idealfall dem Ausgangsmaterial – beim Heu also grün. Der Geruch sollte nicht stechend oder unangenehm sein.
Ausreichend Struktur wichtig
Qualitativ hochwertiges Grundfutter mit ausreichend Struktur ist die Grundvoraussetzung für eine optimale Wiederkautätigkeit. Ohne Wiederkauen erfolgt keine Verdauung. Beim Wiederkauen wird Speichel gebildet, der den PH-Wert im Pansen neutralisiert. Gerade bei zu hohen Kraftfuttergaben kann die Verdauung problematisch werden, da das Wiederkauen im Pansen herabgesetzt wird und es somit zu einer Übersäuerung kommt. Weicher Kot, ein niedriger Fettanteil in der Milch, stumpfes Haarkleid und eine schlechtere Fruchtbarkeit können die Folgen sein, wobei beim Kot das Ergebnis der Fütterung am schnellsten sichtbar ist. Zur besseren Veranschaulichung simulierte Sebastian Ortner beim Farminar die Vorgänge im Pansen. Dazu wurde ein Plastikbeutel mit der gesamten Ration (Grund- und Kraftfutter) gefüllt, Wasser dazugegeben und im Anschluss der Inhalt geschüttelt. Futterpartikel, die oben aufschwimmen, sind gut verdaulich. Darunter fallen Mais- und Grassilage, Stroh und Heu. Kraftfutter und Feinanteile sinken ab. Dieser Anteil sollte nicht mehr als 50 % der Gesamtration ausmachen, da sonst eine Übersäuerung des Pansens droht. Junges Heu mit einem hohen Zuckergehalt, nasse Grassilage und sehr kurz gehäckselte Maissilage können ebenfalls zu einer Übersäuerung führen. Dünner Kot und Durchfall sind die ersten Anzeichen.
Was sagt der Kot aus?
Beim Kot wird zuerst die Farbe beurteilt. Schwarzer Kot deutet auf Einblutungen, Futterverschmutzung oder Milchfieber hin. Grün ist die Farbe bei Grünfutterrationen und Weide, mittelbraun bei Fütterung von Grassilage und hellbraun bei Heu- bzw. Maissilage betonten Rationen mit hohem Kraftfuttereinsatz. Bei der Konsistenz deutet Durchfall auf eine unausgeglichene Versorgung (zu viel Stärke und Zucker, zu wenig Struktur, eventuell Kaliumüberschuss bei Futter von zu stark gedüngten Feldern) hin. Körnermais (langsamer Abbau) kann hier Abhilfe schaffen. Ein flacher Fladen (2,5 cm) hoch bedeutet einen leichten Eiweißüberschuss. Der ideale Kot ist 3-5 cm hoch, spiegeleiförmig mit einem kleinen Kegel und ist klebend. Ein hoher Fladen ist bei trockenstehenden Kühen ideal. Zu fester Kot deutet aber auf überständiges Futter oder fehlende Wasserversorgung hin.
Test: Kot waschen
Um die Verdauungstätigkeit zu kontrollieren, kann ein Test durchgeführt werden. Dazu werden 400 g Kot direkt von der Kuh in ein Nudelsieb gegeben und dieses vorsichtig ausgespült. Das Durchspülen erfolgt solange, bis das Wasser klar durch das Sieb rinnt. Sind nur kurze Fasern im Sieb, passt die Verdauung der Kuh und sie verwertet die Nährstoffe ideal. Gerade frischlaktierende Kühe haben oft längere Fasern im Kot. Das bedeutet, dass das Futter zu schnell durch den Verdauungstrakt der Kuh geht. Es kommt zur Übersäuerung – viel Faser bleibt übrig und die Eiweißergänzung fehlt. Ein stechend, scharfer nach Essig riechender Geruch deutet zusätzlich auf eine Übersäuerung hin. Die Verdauung läuft nicht rund (viel Zucker, Kraftfutter oder hoher Maissilage-Anteil bei mangelndem Eiweißausgleich). Unverdaute Körner im Kot sollten die absolute Ausnahme sein. Kraftfutter sollte daher geschrotet oder gequetscht verfüttert werden. Beim Mais ist bereits bei der Silagebereitung darauf zu achten, dass die Körner-
aufbereitung kontrolliert wird.
Für Rückfragen steht Fütterrungsreferent Sebastian Ortner (Tel. 05 92 92-1806) gerne zur Verfügung.