Die Zukunft des weißen Goldes
Für Experten aus der Milchbranche sieht die Zukunft für die Milchwirtschaft in Österreich nicht rosig aus. Demnach könnte die Anzahl der Milchbetriebe von aktuell 26.000 auf 18.000 bis 2030 sinken. Kleine Strukturen, unsichere Betriebsnachfolge, Kostendruck, Defizite bei der Betriebswirtschaft und die Tierwohldebatte befeuern die Abwärtsspirale. Durch den Druck großer Abnehmer wird eine Verschlechterung der Position der Landwirte in der Wertschöpfungskette erwartet. Um diesen Trend entgegen zu steuern, brauche es mehr Transparenz, Fairness und öffentliches Bewusstsein über die erzielten Spannen entlang der Wertschöpfungskette. Auf den Märkten werden bis 2030 von Milchverarbeitern, Landwirten, Politikern und Wissenschaftlern Verschiebungen erwartet: Der Absatz von vegetarischen und veganen Produkten wird steigen, nachhaltige Verpackungen, Heu- und Biomilch sowie Milch mit ausgewogenen Tierwohlstandard verstärkt nachgefragt. Außerdem wird eine erhöhte Biomilchproduktion im Ausland erwartet. Österreichs Chance liege vor allem in der Vorreiterrolle bei Qualität- und Umweltstandards. Die Milch von heimischen Bauern kommt heute schon zu 100 Prozent aus gentechnikfreier Fütterung, 66 Prozent kommt aus dem Berggebiet, 19 Prozent sind Bio- und 17 Prozent Heumilch: „Umfragen zeigen uns, dass Österreich bei Qualität- und Umweltstandards weiterhin Vorreiter sein soll, auch wenn die heimische Produktion mit höheren Kosten verbunden ist. Es gibt daher keine Alternative zu unserer kleinstrukturierten Landwirtschaft. Qualität und Nachhaltigkeit müssen aber am Markt bezahlt werden“, so LK-Präsident Josef Hechenberger anlässlich des Weltmilchtages.
Klares Bekenntnis
Um landwirtschaftliche Familienbetriebe auch künftig abzusichern, brauche es ein zeitgemäßes Einkommen, einen stabilen Rahmen für Investitionen und Entwicklungen, die Vermeidung von Arbeitsüberlastung und vor allem genügend Junge, die sich bewusst für die Milchviehhaltung entschieden. Bauern und Molkereien müssen daher in ihrer Marktposition gestärkt werden: „Es braucht ein klares Bekenntnis zu heimischen Milchprodukten ohne überzogene Aktionen und Dumpingimporte. Ökologische Zielsetzungen müssen endlich ökonomisch ausgeglichen werden, weil wir vor Anpassungen stehen, die nicht automatisch einen Effizienzgewinn bedeuten. Ohne ein angemessenes Einkommen machen unsere Betriebe nicht mehr weiter. Die Versorgungssicherheit mit heimischen Produkten wird dann gewährleistet, wenn die Leistungen der Bauern abgegolten werden“, so Hechenberger. Eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung sei ein erster wichtiger Schritt in die richtige Richtung, um vom Prinzip „wachsen oder weichen“ abzukommen. Nachhaltigkeitsthemen, der Klimawandel, der Verlust an Biodiversität und Tierwohlthemen bestimmen mehr und mehr die öffentliche Diskussion und auch die Nachfrage nach Milchprodukten. Die Stärken der Milcherzeugung in Grünland- und Bergregionen müssen daher hervorgehoben werden: „Milch hat eine große Bedeutung für die menschliche Ernährung. Grünland kann nur über die tierische Produktion genutzt werden. Die alpine Berglandwirtschaft leistet daher einen wichtigen Beitrag zur Vielfalt und Emissions-Reduzierung, aber leider ist es heute so, dass ein Mandeldrink aus Kalifornien als nachhaltig angesehen wird, die Biomilch aus dem Zillertal aber nicht mehr“, ärgert sich der LK-Präsident. Gerade die Bewirtschaftung sei ein unverzichtbarer Beitrag zur Vielfalt – Außer-Nutzung-Stellung nicht das Allheilmittel. Der Agrarsektor müsse sich daher wieder verstärkt in die Diskussion einbringen und Glaubwürdigkeit kommunizieren: „Die Landwirtschaft ist ein Teil der Lösung und nicht das Problem.“