„Wir arbeiten biologisch aus Überzeugung. Meine drei älteren Geschwister waren als Kinder oft krank. Meine Eltern haben sich daher dazu entschlossen, den Betrieb umzustellen und die nächsten drei Kinder waren gesünder“, antwortet Clemens Lutz auf die Frage, warum seine Eltern vor 30 Jahren den Betrieb auf biologische Wirtschaftsweise umgestellt haben. Damals wurden am Lumpererhof Muttersauen gehalten und Schweinemast betrieben. Da im Biosektor in Tirol vor allem Gemüseproduzenten gesucht wurden, erfolgte ein schrittweiser Umstieg auf Gemüsebau: „Meine Eltern verkauften ihre Produkte am Haller Bauernmarkt. Dort fragten die Kunden häufig, ob es Bio-Gemüse gibt“, so der Junglandwirt. Heute bearbeitet die Familie Lutz insgesamt 14 Hektar Ackerfläche (sieben davon in Pacht). 45 Gemüsesorten vom Knoblauch, über Kartoffeln und Tomaten bis hin zu Salat und Radieschen werden angebaut. In der Fruchtfolge findet sich auch Brotgetreide (Weizen, Dinkel und Roggen), das in der eigenen Mühle gemahlen und dann zu Bauernbrot von Vater Toni verarbeitet und im eigenen Ofen gebacken wird. Für die hofeigenen Schweine, rund 25 Stück, baut die Familie zudem Gerste an: „Biolandwirtschaft kann nur im Kreislauf funktionieren. Das wertvollste Gut des Bauern ist der Boden, auf den wir sehr achten. Wir produzieren den Kompost für unsere Felder aus Schweinemist, Gemüseresten und Mist anderer Bauern selbst“, so der 31-jährige. Da die Familie den eigenen Speck gerne verzerrt und zum Kreislauf eines Bio-Betriebes auch Tiere gehören würden, habe man sich dazu entschieden, die Schweinehaltung nicht gänzlich aufzugeben. Zwei bis zweieinhalb Parteien mit je 25 Mastschweinen werden daher über das Jahr am Lumpererhof gehalten und mit Futterkarotten, Kartoffeln, Gerste sowie zugekaufte Ackerbohnen und Molke gefüttert. Frischfleisch und Speck, der selbst gewürzt und am Hof geselcht wird, verkauft die Familie direkt an Endabnehmer.
Ganzjährig und ganzheitlich
„Ich koche gerne selbst und habe mir bei der Hofübernahme die Frage gestellt, was ich alles anbauen muss, damit wir uns und darüber hinaus auch unsere Kunden, das ganze Jahr selbst ernähren können“, betont Clemens Lutz, dass am Lumpererhof das Anbaujahr praktisch nie endet. In zwei großen Folientunnel werden im Winter Salate und anderes Gemüse angebaut, im Sommer dann Tomaten und Gurken. Lagerprodukte wie Haferwurzeln, Pastinaken, Kartoffeln, Kraut und Rohnen sind über den ganzen Winter verfügbar. Am Hof befinden sich zwei Kühlräume: Ein Nasskühllager, in dem Gemüse wie Rohnen, Sellerie samt Erde oder Salat nach der Ernte bei fünf Grad gelagert und erst vor dem Verkauf gewaschen wird, sowie ein Trockenlager für Knoblauch oder auch Erdäpfel und Zwiebel, in dem zuerst warm belüftet wird, um die Schale zu trocknen und dann die Kühlung einsetzt. Die Heizung läuft über eine Hackschnitzelanlage, die mit Holz aus dem eigenen Wald gefüllt wird. Der Strom für die Kühlung und zum Betrieb des E-Lieferautos kommt von der Photovoltaikanlage am Dach. Auch hier setzt die Familie auf die Kraft der Natur.
Bereits die Eltern von Clemens haben ihre Produkte am Haller Bauernmarkt direkt verkauft. Heute gibt es am Hof zusätzlich einen Selbstbedienungsladen. Außerdem ist die Familie an drei Bio Austria Läden, ein Zusammenschluss mehrerer Bauern, in Natters, Innsbruck und Jenbach beteiligt. Eine Biokiste mit Abosystem wird im Sommer wöchentlich (im Winter einmal im Monat) an 200 Kunden in der Region ausgeliefert. Je nachdem, was gerade wächst, kommt in die Kiste. Kochrezepte passend zu den Produkten werden mitgeliefert. Auch das hofeigene Bauernbrot kann über die Biokiste bezogen werden. Mit dem restlichen Gemüse werden Gastronomiebetriebe beliefert. Rund die Hälfte der Produkte findet auf diese Weise ihren Absatz. 50 Prozent gehen an den Einzelhandel über Bio vom Berg. Es sei vor allem die direkte Rückmeldung der Kunden in der Direktvermarktung motivierend, so der Landwirt. Auch in diesem Betriebszweig setzt die Familie auf einen Kreislauf: Am Lumpererhof gibt es praktisch keinen Abfall. Knoblauchpulver, Knoblauchpaste, Chilipulver, Kräutersalz, eingelegte Bohnen und weitere Produkte werden aus den Resten hergestellt.
Betriebsspiegel Lumpererhof
Wirtschaftsweise: Biobetrieb seit 30 Jahren
Ort: Fritzens, 600 Meter Höhe
Bewirtschafter Familie Lutz in vierter Generation
Betriebsführer Clemens (31) – 2015 übernommen, Frau Daniela (30), Tochter Katharina (2)
Eltern Toni (64) und Margret (62)
Schwester Johanna mit Freund Christoph (beide Vollzeit angestellt)
vier weitere Vollarbeitskräfte über das ganze Jahr
Obst: Beerenobst und Tafeltrauben
n Fläche: 14 Hektar (7 davon Pacht)
Produkte: Speck und Frischfleisch, Brot aus dem eigenen Getreide, Obst, Gemüse und daraus veredelte Produkte
Vermarktung: Direktvermarktung über Haller Bauernmarkt, Selbstbedienungsladen am Hof, 3 Bio Austria Läden, Biokiste mit Abosystem, einige Gastronomiebetriebe, rund 50 Prozent über Einzelhandel