Blutiger Start
Seit Weidestart verging kaum eine Woche ohne Risse. Besonders in Osttirol, wo es auch schon den gesamten Winter über Wolfspräsenz gegeben hat, ist die Situation angespannt. Aber auch in den Bezirken Reutte, Kufstein und Imst wurden in den vergangenen Tagen Risse gemeldet und Großraubtiere zum Teil schon nachgewiesen.
Große Betroffenheit
Neben dem Wolf sind im Tiroler Unterland mehrfach Bären nachgewiesen worden, ein Schafriss in der Wildschönau ist ebenfalls einem Bären zuzuschreiben. Erst vergangene Woche wurde daraufhin ein totes Reh direkt neben einem Wohnhaus gefunden – die Vermutung, dass auch hier der Bär zugeschlagen hat, liegt nahe. Die Verunsicherung aufgrund der Nähe zum Siedlungsgebiet ist in der Bevölkerung groß, auch der Tourismus hat wenig Freude mit der Situation. Der Obmann des dortigen Tourismusverbandes, Christoph Brugger, sieht es pragmatisch: „Wenn wir den Tourismus in der bisherigen Form erhalten wollen, haben große Beute-
greifer keinen Platz. „Ebenfalls direkt im Siedlungsgebiet, allerdings im Gemeindegebiet von Hopfgarten, wurde ein gerissenes Reh direkt neben der Hauptstraße gefunden – auch hier ist die Betroffenheit groß, zumal auch viele Schulkinder an der Weide vorbeikommen und der Kadaver für großes Aufsehen gesorgt hat.
Da es in diesem Gebiet und den Nachbargemeinden bereits in den Vorjahren vermehrt Risse gegeben hat, haben sich einige Schafbauern entschieden, ihre Tiere sicherheitshalber auf Almen im Außerfern aufzutreiben. Ausgerechnet auf einer dieser Almen wurde nun bereits nach wenigen Tagen Schafe gerissen. Die Bäuerinnen und Bauern haben die Notbremse gezogen und die Tiere notgedrungen wieder in die Ställe gebracht. Wie es weitergeht, hängt auch davon ab, ob auch für dieses Gebiet eine Abschussverordnung erlassen wird.
"Wenn wir den Tourismus in der bisherigen Form erhalten wollen, haben große Beutegreifer keinen Platz."
Christoph Brugger
TVB Obmann
Christoph Brugger
TVB Obmann
Rasches Handeln erforderlich
Das Land Tirol hat nach der Novellierung des Jagdgesetzes bereits drei Abschussverordnungen erlassen: Zweimal für zwei Wölfe in Osttirol (Matrei und Assling) sowie einmal für jenen Wolf im Ötztal, der in Umhausen bereits sieben Schafe auf einer Alm gerissen hat. „Die Politik hat gehandelt, jetzt ist die Jägerschaft am Zug. Um das Problem in den Griff zu bekommen, muss allerdings bei den Probennahmen und Auswertungen, den Verordnungen und letztendlich bei den Abschüssen schnell gehandelt werden“, ist LK-Präsident Josef Hechenberger überzeugt. Denn: „Es geht nicht nur um die Land- und Almwirtschaft, sondern um den gesamten ländlichen Raum. Wir müssen die Ängste und Sorgen der Bevölkerung ernst nehmen.“