Biomassepotenzial bei Weitem nicht genutzt
“Das Jahr 2020 ist von neuen Weichenstellungen geprägt. Mit der Bewältigung der Corona-Krise und den dafür vorgesehenen Förderprogrammen erhalten wir die Chance, Fehlentwicklungen der Vergangenheit zu korrigieren, neue Impulse zu setzen, um so möglichst stark aus der Krise zu kommen. Gleichzeitig nimmt das Regierungsziel Klimaneutralität bis 2040 zunehmend Gestalt an. Ein neues Ökostrom-Regime sowie Gesetze und Verordnungen zur Forcierung erneuerbarer Wärme, Mobilität und Gase befinden sich in Vorbereitung sowie Umsetzung. Die kommenden Monate werden darüber entscheiden, ob Österreich die aktuelle Chance der vollständig erneuerbaren Energieversorgung endlich nutzen wird“, so der Präsident des Österreichischen Biomasseverbands, Franz Titschenbacher, bei der Eröffnung.
Unabhängige Informationsplattform
Der Biomasse-Verband wurde am 20. April 1995 als unabhängige Informations-, Diskussions- und Expertenplattform gegründet und zählt aktuell 1.700 Mitglieder aus allen Bereichen der Bioenergie. Als besonders wertvoll erwies sich das Biowärme-Schulungsprogramm für Installateure und Rauchfangkehrer, das bereits im Jahr 1999 startete. 2012 organisieren sich mehr als 600 heimische Fern- und Nahwärme-Betreiber unter dem Dach des Österreichischen Biomasse-Verbandes und gründen die Arbeitsgemeinschaft Biomasse-Nahwärme. 2020 wurde die weltweit bedeutendste Branchenveranstaltung, die Mitteleuropäische Biomassekonferenz (CEBC), zum sechsten Mal erfolgreich veranstaltet. Seit seiner Gründung engagiert sich der ÖBMV auch in den internationalen Branchenvertretungen und deren Leitungsgremien.
Enorme Potenziale
“Die konsequente Nutzung der Bioenergie-Potenziale ermöglicht es, mehrere Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: 100% erneuerbare Stromerzeugung durch den Schluss der Winterstromlücke, 100% erneuerbare Fernwärme, 100% erneuerbare Landwirtschaft durch den Einsatz von Holzdiesel, den Ausstieg aus Gasheizungen für 100% erneuerbare Wärme und einen gewichtigen Beitrag für nachhaltige Mobilität und Industrie. Wichtig ist eine konsequente Sektorkopplung mit der Forcierung von Grünem Gas und dessen priorisierter Einsatz für die Strom- und Fernwärmeerzeugung, Mobilität und Industrie. Für Raumwärme haben wir bessere Lösungen“, erklärte Titschenbacher. Geht man bis 2030 von einer Vervierfachung der Biomassekessel-Verkäufe, dem Zubau von 1 TWh Strom aus fester Biomasse, einer Einspeisung von 5 TWh erneuerbarem Gas, dem Bau von 500 zusätzlichen Biomasse-Nahwärmeanlagen und dem Bau von 200 MW “Local Green Gas“-Anwendungen in der Industrie sowie 250 MW Großanlagen für die Produktion von Holzdiesel und Holzgas aus, bleiben noch immer etwa 190 PJ (!) an nachhaltig verfügbarem Bioenergie-Potenzial ungenutzt. Mit diesem Potenzial wäre der komplette Umstieg der Land- und Forstwirtschaft auf Holzdiesel sowie der Betrieb sämtlicher Gaskraftwerke und Gas-KWK-Anlagen sowie Gas-Fernwärmekessel mit erneuerbarem Gas möglich.
80% der heimisch eingesetzten Biomasse werden im Raumwärme-Bereich eingesetzt. Holzzentralheizungen sowie Biomasse-Fern- und -Nahwärme werden immer beliebter. Dennoch: Die Menge an eingesetzter Biomasse im Raumwärmebereich wird langfristig aufgrund höherer Effizienz der Anlagen sinken. Das belegen auch aktuelle Zahlen. Seit 2010 wurden etwa 4.000 MW an Biomassekesseln installiert, der Biomasseeinsatz ist im selben Zeitraum leicht gefallen. Die zusätzlich freiwerdenden Potenziale können für den Ausstieg aus Erdöl und Erdgas in anderen Bereichen genutzt werden. Aktuell herrscht in Österreich ein enormes Überangebot an niederwertigem Holz. “Zurzeit verhindert das Überangebot an Holz die Nutzung der großen Biomasse-Potenziale in der Landwirtschaft. Diese können durch die aufwendige Logistik nicht gegen Energieholz konkurrieren“, erklärt Titschenbacher. “Künftig wollen wir verstärkt auf die Holzvergasung setzen. Diese Technologie ermöglicht, falls nötig, auch den Einsatz landwirtschaftlicher Reststoffe bis hin zum Klärschlamm. Die Produktion verschiedener Produkte, beginnend bei Strom und Gas sowie Kraftstoffen bis hin zu Wasserstoff, wäre möglich.“
80% der heimisch eingesetzten Biomasse werden im Raumwärme-Bereich eingesetzt. Holzzentralheizungen sowie Biomasse-Fern- und -Nahwärme werden immer beliebter. Dennoch: Die Menge an eingesetzter Biomasse im Raumwärmebereich wird langfristig aufgrund höherer Effizienz der Anlagen sinken. Das belegen auch aktuelle Zahlen. Seit 2010 wurden etwa 4.000 MW an Biomassekesseln installiert, der Biomasseeinsatz ist im selben Zeitraum leicht gefallen. Die zusätzlich freiwerdenden Potenziale können für den Ausstieg aus Erdöl und Erdgas in anderen Bereichen genutzt werden. Aktuell herrscht in Österreich ein enormes Überangebot an niederwertigem Holz. “Zurzeit verhindert das Überangebot an Holz die Nutzung der großen Biomasse-Potenziale in der Landwirtschaft. Diese können durch die aufwendige Logistik nicht gegen Energieholz konkurrieren“, erklärt Titschenbacher. “Künftig wollen wir verstärkt auf die Holzvergasung setzen. Diese Technologie ermöglicht, falls nötig, auch den Einsatz landwirtschaftlicher Reststoffe bis hin zum Klärschlamm. Die Produktion verschiedener Produkte, beginnend bei Strom und Gas sowie Kraftstoffen bis hin zu Wasserstoff, wäre möglich.“