Bezirksrunde in Schwaz abgeschlossen
Wie auch für andere Branchen, sind es für die Land- und Forstwirtschaft aktuell turbulente Zeiten. Dabei gibt es viele positive Aspekte, wie etwa das gute Ausbildungsniveau und grundsätzlich große Interesse an einer Tätigkeit in der Landwirtschaft: „Unsere Schulen sind voll und es gibt auch viele Quereinsteiger:innen, die sich dafür interessieren, einen landwirtschaftlichen Betrieb zu führen. Was die Situation trübt, sind die sich immer schneller verändernden Rahmenbedingungen und die damit fehlende Planungssicherheit. Vom bürokratischen Mehraufwand gar nicht zu reden“, so LK-Präsident Josef Hechenberger. Er setzt sich auch auf Bundesebene dafür ein, dass die Spielregeln fair bleiben: „Wir produzieren bereits nach strengsten Standards und sind bereit, uns weiter zu verbessern. Das geht aber nur mit fairen Produktpreisen und eben einer langfristigen Planungssicherheit. Innerhalb Europas die Daumenschrauben anzuziehen und zugleich die Importquoten zu erhöhen ist kein Modell, das die Lebensmittelproduktion für die Zukunft absichern wird.“
Arbeitsintensiv, aber erfüllend
Von den rund 14.000 bäuerlichen Betrieben in Tirol werden rund 60 Prozent im Nebenerwerb bewirtschaftet. Aber gerade junge Familien wagen auch immer wieder den Schritt in den Vollerwerb. „Das kann gelingen, wenn es den Freiraum gibt, die Gestaltungsmöglichkeiten am Hof zu nutzen. Gerade in Kombination mit dem Tourismus ergeben sich viele Varianten, wie ein zusätzliches Einkommen am Betrieb erwirtschaftet werden kann“, ist sich Vizepräsidentin und Landesbäuerin Helga Brunschmid sicher.
Sie unterstreicht die Wichtigkeit der Rolle der Frauen auf den Betrieben: „Wir haben viele Bäuerinnen, die beruflich aus einer ganz anderen Ecke kommen. Wir wollen sie dazu ermutigen, ihre Fähigkeiten auch am Betrieb einzubringen – gerade im Bereich der sozialen Landwirtschaft gibt es da sicherlich noch Potential.“ Die Bäuerinnen haben dazu auf Landesebene verschiedene Informationsschienen entwickelt, die dazu beitragen sollen, das Selbstbewusstsein der Frauen auf den Höfen zu stärken, wie Bezirksbäuerin Monika Garber ergänzt.
Kein Pauschalrezept
Im Bezirk Schwaz gibt es 1.516 landwirtschaftliche Betriebe. Der Schwerpunkt liegt auf viehhaltender Landwirtschaft, es werden rund 34.000 Rinder, 2.700 Schweine, 880 Pferde, 7.570 Schafe, 3.780 Ziegen sowie 23.450 Hühner und Enten gehalten. Aber auch Obst-, Gemüse-, Acker- und sogar Weinbau gibt es im vielfältigen Bezirk. Wo möglich, setzen Betriebe auch auf eine Kombination aus mehreren Standbeinen, wie etwa bäuerliche Vermietung oder Direktvermarktung. „Das wichtigste ist, dass der Arbeitsplatz zum Betrieb und zur Familie passt. Da gibt es kein Pauschalrezept, das für alle Höfe funktioniert“, ist sich Bezirksobmann Andreas Prosch sicher. Jedenfalls steht die Landwirtschaftskammer bei vielen Fragen beratend zur Seite: „Wir stehen unseren Mitgliedern bei rechtlichen Fragen bis hin zur Unterstützung bei der Erstellung von Betriebskonzepten mit einem umfangreichen Beratungsangebot als Ansprechpartner zur Verfügung“, unterstreicht Prosch.
Direktvermarktung mit Tradition
Der Pirchnerhof in Schwaz ist ein vielseitiger Betrieb, der seinen Schwerpunkt auf Direktvermarktung gelegt hat. Der Hofname leitet sich von den Vorbesitzern ab, seit mittlerweile 100 Jahren bewirtschaftet die Familie Kreidl den Betrieb. Ursprünglich war die Hofstelle direkt im Ort gelegen, 2019 wurde nach langer Planung mit dem Neubau in den Schwazer Feldern begonnen. „Die alte Hofstelle war schlicht nicht mehr zeitgemäß. Wir haben alle Optionen durchgespielt, letztendlich war das Aussiedeln aber die einzig richtige Entscheidung. Am alten Standort waren wir an zwei Seiten von Straßen umgeben und mitten im Zentrum hätten wir keine Entwicklungsmöglichkeit gehabt“, erklärt Betriebsführer Walter Kreidl. Die Direktvermarktung spielte am Pirchnerhof schon viele Jahrzehnte eine Rolle, wobei der Grundstein mit dem Verkauf von Bauernbrot gelegt wurde. Bereits in den 90ern wurde ein eigener Hofladen eingerichtet, das Sortiment über die Jahre kontinuierlich erweitert. Auch beim Neubau wurde der Fokus auf dieses Standbein gelegt: „Wir haben einen modernen Stall und funktionale Arbeitsräume gebaut. Anfängliche Bedenken bezüglich einer möglichen Reduktion der Kundenfrequenz haben sich nicht bestätigt – im Gegenteil. Das alles funktioniert aber nur, weil die ganze Familie zusammenhilft. Neben meiner Frau sind das meine Geschwister und Eltern, Schwager und Schwägerinnen die zu den Stoßzeiten – wie beispielsweise der Erdäpfel- oder Beerenernte – mit anpacken. Dafür ein großes Dankeschön!“
Neben Milch, Joghurt, Sauermilch, Eiern und Kartoffeln werden auch Säfte, Marmeladen und pikante Köstlichkeiten aus eigener Produktion im Hofladen angeboten. Abgerundet wird das Angebot von Honig und Wurstwaren befreundeter Betriebe.
Perspektiven bieten
Als zweiter Betrieb wurde der Schleicherhof in Strass im Zillertal besucht. Monika und Martin Wildauer bewirtschaften den Hof mit Schwerpunkt Milchviehhaltung und bäuerlicher Vermietung. Der Betrieb wird seit über 25 Jahren als Bio-Heumilchbetrieb mit Kombinationshaltung geführt. Während die Milchkühe den Sommer über auf den direkt an den Hof angrenzenden Weiden verbringen, wird das Jungvieh auf die Gemeinschaftsalm Weissenbach im Karwendel aufgetrieben. Probleme bereitet Familie Wildauer die aktuelle Planung rund um das Großprojekt „Hochwasserschutz Unterinntal“. Direkt hinter der Hofstelle ist ein Damm geplant, der nicht nur die Bewirtschaftung erschweren, sondern auch eine Erweiterung der Hofstelle unmöglich machen würde. Gerade im Hinblick auf die Weiterführung des Erbhofes würden der nächsten Generation Entwicklungsmöglichkeiten genommen. Die Delegation der Landwirtschaftskammer hat der Familie zugesichert, bei der Vermittlung mit den zuständigen Planer:innen behilflich zu sein und gemeinsam auszuloten, welche Alternativen es zum derzeitigen Entwurf gibt.