Sturmschäden und ihre Auswirkungen im Forstbereich sind leider kein unbekanntes Bild in Tirol. Nach den großflächigen Schäden in den Bezirken Imst, Innsbruck und Schwaz im Vorjahr hat es im noch jungen Sommer 2024 ebenfalls bereits einige schwere Unwetter
gegeben. Das bislang letzte Windwurfereignis hat Ende Juni besonders Auffach in der Wildschönau getroffen. Rund 25 Hektar Wald wurden schwer geschädigt. Es ist von 20.000 bis 30.000 m³ Windwurfholz auszugehen. Schon Anfang Juni verwüstete ein starkes Gewitter 150 Hektar Wald in den Bezirken Kitzbühel und Kufstein. Besonders stark getroffen wurde der Großraum um die Gemeinde Schwoich. Hier gestaltet sich die Situation so, dass lediglich 10 Prozent der geschädigten Flächen dem Windwurf zum Opfer gefallen sind und Mittel aus dem Katastrophenfonds in Anspruch genommen werden können. Rund 90 Prozent sind Hagelschäden, wo der Katastrophenfonds nicht greift. Rund ein Drittel dieser Flächen sind zudem kein Schutz-, sondern Nutzwald und die weiteren bestehenden Förderschienen greifen auch nicht.
Forstgipfel einberufen
Aufgrund dieser speziellen Situation wurde von Landwirtschaftskammerpräsident Josef Hechenberger und Agrarlandesrat Josef Geisler zu einem Forstgipfel geladen. Mit dabei waren unter anderem Landesforstdirektor Josef Fuchs, LAK-Präsident Andreas Gleirscher, Waldverbandsobmann Josef Fuchs, WK-Spartenobmann der Holzindustrie Helmut Troger und LK-Forstreferent Klaus Viertler. „Über 90 Prozent des letztjährigen Schadholzes haben die Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer mit entsprechender öffentlicher Unterstützung bereits aufgearbeitet. In vielen Gebieten wurde bereits mit den Aufforstungsarbeiten begonnen. Jetzt sind wir mit dem nächsten Schadereignis im Wald konfrontiert. Auch hier ist es wichtig, das Schadholz schnell aus dem Wald zu bringen, um dem Borkenkäfer keine zusätzliche Nahrung zu geben“, betonte LH-Stv. Josef Geisler.
Rasche Aufarbeitung und fairer Preis
Eine bedeutende Rolle kommt dabei den Sägewerken zu. „Nur eine rasche Holzabfuhr zu einem fairen Preis macht eine schnelle Aufarbeitung möglich. Das ist für unsere Waldbauern überlebenswichtig und auch entscheidend, um den Borkenkäfer in Schach zu halten“, nahm LK-Präsident Josef Hechenberger die Sägewerke in die Pflicht. Seitens der Vertreter der Sägewirtschaft wurde dies auch zugesichert.
Lösung benötigt
Niemand wäre bis jetzt auf die Idee gekommen, Wald gegen Hagel zu versichern. Aber die Schäden sind enorm und das Schadholz muss rasch aufgearbeitet werden. Deshalb werden wir gemeinsam mit LH Mattle auch hier eine Lösung finden“, stellt LH-Stv. Josef Geisler beim Forstgipfel eine baldige Lösung für rund ein Viertel der Schadholzmenge in Aussicht. „Wir müssen die betroffenen Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer unterstützen, sonst bekommen wir schon bald ein noch viel größeres Problem“, unterstreicht Präsident Hechenberger die Notwendigkeit einer Unterstützung für die Abfederung der enormen Hagelschäden. Im heurigen Jahr stehen aktuell 23 Millionen Euro an Fördergeldern von Land, Bund und EU zur Verfügung, was Investitionen über 30 Millionen Euro entspricht. Aber bereits jetzt ist absehbar, dass die Mittel nicht ausreichen werden, um auch die aktuellen Schadereignisse zu bewältigen und die Schutzwirkung der Wälder zu erhalten und wiederherzustellen.
Sechs Millionen Forstpflanzen
„Durch die aktuellen Schäden wird sich auch der Bedarf an Forstpflanzen für die Wiederbewaldung erhöhen“, berichtete Landesforstdirektor Josef Fuchs. Auf bis zu sechs Millionen Stück wird der Bedarf nunmehr für das heurige und das kommende Jahr geschätzt. Zum Einsatz kommen klimafitte Mischbaumarten, die besser mit Trockenheit umgehen können und weniger anfällig für Schädlinge sind. „Den diesjährigen Sommerstürmen samt Hagel hätte aber auch ein klimafitter Wald nicht standhalten können“, so Fuchs.
Preisstabilität
Bevor aufgeforstet werden kann, muss das Schadholz aufgearbeitet werden. Hier appellierte auch Waldverbandsobmann Josef Fuchs an die Sägevertreter: „Die Schäden sind glücklicherweise geringer als auf den ersten Blick befürchtet. Dennoch hat es Familien getroffen, deren Wald auf Generationen vernichtet ist. Da ist es essentiell, dass zumindest das Schadholz nicht nur kostendeckend aufgearbeitet werden kann. Es braucht preistechnisch klare Signale, damit der Lebens- und Wirtschaftsraum Wald auch in Zukunft bestehen
kann!“
Abfuhr schwierig
Abschließend wurden auch Infrastrukturthemen angesprochen, unter anderem die angespannte Situation im Bereich der Frächter. Raschere bzw. umfangreichere Transporte würden sich nur durch den Ausbau des Schienennetzes realisieren lassen, da auf der Straße zu viele limitierende Faktoren (Verkehr, Fahrer) vorherrschen. Auch eine bessere Kommunikation könne dazu beitragen, dass Schadholz rascher vom Waldort abgeholt und nicht die Forststraße als Zwischenlager zweckentfremdet wird – denn auch das erhöht das Risiko der Borkenkäferverbreitung. Hier ist mehr Koordination vonnöten.