Abfall ist nicht gleich Abfall
Lebensmittel, die im Abfall landen: Gerade für all jene, die wissen wie viel Aufwand hinter der Produktion von Lebensmitteln steckt, ein besonders schmerzlicher Anblick. Oberstes Gebot ist natürlich, alle Lebensmittel bestmöglich zu verwerten. Dennoch bleiben Abfälle – teils unverwertbar, teils leider verdorben – übrig. Am Gelände der Bioenergie Schlitters GmbH wird aus diesen Abfällen nachhaltige Energie produziert.
Treibstoff für 12,5 Millionen Kilometer
Die Biogasanlage in Schlitters ist bereits seit Ende 2007 in Betrieb. Derzeit werden zehn- bis elftausend Tonnen Abfälle aus dem Zillertal, der Region rund um den Achensee und aus der näheren Umgebung im Inntal verarbeitet. Die Abfälle werden zum überwiegenden Teil von mit eigenem erzeugtem Biogas betriebenen LKWs energieautark abgeholt. Aufgrund des stark ausgeprägten Tourismus in der Region schwanken die Abfallmengen je nach Saison. „Über das Jahr gesehen, könnten wir aus dem Abfall aber Wärme für die Heizung von ca. 1500 Haushalte produzieren oder CO2 neutralen Treibstoff für eine Fahrtstrecke von 12,5 Millionen Kilometer herstellen“, erklärt Johann Haun, Geschäftsführer der Anlage. Gerade vor den aktuellen Hintergründen, werde die nachhaltige Energie aus Schlitters besonders stark nachgefragt. Die Vorteile liegen auf der Hand: „Wir produzieren regionale, CO2-neutrale und nahezu feinstaubfreie Energie. Die Verarbeitung der Speisereste zu Ökostrom, Bio-Wärme und Bio-Treibstoff trägt dazu bei, weniger Energie aus dem Ausland beziehen zu müssen. Ich denke. durch den Krieg gegen die in der Ukraine ist uns allen schmerzlich bewusstgeworden, wie groß die Abhängigkeit vom Ausland in diesem Bereich ist. Unser Ziel ist es, die Abläufe hier am Betrieb noch weiter zu optimieren, um noch mehr Energie aus den Abfällen herausholen zu können “, führt Haun weiter aus.
Energie aus Speiseresten: So funktioniert‘s
Wie aus den Lebensmittelabfällen Energie wird, erklärt Betriebsleiter Stefan Kröll: „Zuerst werden die Abfälle zerkleinert und homogenisiert. Auch die grobe Störstoffabtrennung erfolgt in diesen ersten Schritten. Vor allem Plastik müssen wir da vielfach herausholen. Nach der Verflüssigung kommt die Masse in den Fermenter. Dort steigt durch einen Vergärungsprozess das Biogas auf und wird dann weiter zu Strom, Wärme und Treibstoff verarbeitet.“ Damit dieser Prozess möglichst effizient abläuft, kann auch jeder Einzelne einen Beitrag leisten. „Für uns ist die richtige Trennung der Abfälle sehr wichtig. Vor allem Plastik landet vielfach in den Bioabfällen, wo es nicht verarbeitet werden kann. Natürlich entsteht aus einem LKW reinem Bioabfall mehr Energie als aus einem, wo auch ein großer Teil Plastik enthalten ist. Außerdem müssen diese Störstoffe heraussortiert und entsprechend entsorgt werden. Das verbraucht ebenfalls wertvolle Energie, was so nicht sein müsste!“, appeliert Kröll dafür, bei der Abfalltrennung genau zu sein. Generell sei die richtige Trennung von Abfällen enorm wichtig für eine möglichst ökonomische aber auch ökologische Entsorgung.