Was Kälber zum Gesundsein brauchen
Schon während der Trächtigkeit muss man auf gesunde Kühe achten und die ungeborenen Tiere vor Infektionen schützen, damit die Kälber gesund zur Welt kommen.
Infektionen vorbeugen
Viele Infektionserreger schädigen das ungeborene Kalb oder die Plazenta (Mutterkuchen). Die Frucht kann abgehen oder ein lebensschwaches oder deformiertes Kalb kommt zur Welt. Quarantänemaßnahmen für zugekaufte Rinder und eine getrennte Haltung der trächtigen Rinder von Masttieren sind wirksame Vorbeugemaßnahmen.
Trächtiges Rind richtig füttern
Das trächtige Rind muss wiederkäuergerecht gefüttert werden und ausreichend Vitamine und Spurenelemente erhalten. Eine Unterversorgung mit, zum Beispiel, Vitamin E, kann das ungeborene Kalb schädigen.
Die für den Wiederkäuer wichtigen Pansenmikroben brauchen eine Anpassungszeit von ein bis zwei Wochen. Futterumstellungen darf man nur gleitend durchführen. Ziel der Fütterungsmaßnahmen sollte eine optimale Kondition der Kuh oder Kalbin bei der Geburt sein, um gegen Festliegen oder Ketose vorzubeugen. Gewisse Fettreserven sind zur Kalbung erwünscht. Verfettung kann jedoch auch eine Schwergeburt verursachen und die Gesundheit oder das Leben des Kalbes gefährden.
Die Abkalbebox
Ein Rinderbetrieb muss je nach Tierzahl eine oder mehrere Abkalbeboxen haben. Jeder Kuh sollten mindestens zehn Quadratmeter zur Verfügung stehen, besser wären zwölf bis 15 Quadratmeter. Die Kuh muss in der Abkalbebox ständig Zugang zu frischem Wasser und Futter haben und saubere, trockene Einstreu vorfinden. Ein Sichtkontakt zur Herde wäre optimal.
Regelmäßiges Ausmisten sowie Reinigen und Desinfizieren sind absolut notwendig, da schon das neugeborene Kalb durch Kotkontakt mit Erregern von Darm- und Lungenkrankheiten angesteckt werden kann. Die größte Gefahr für die Kälbergesundheit ist die Nutzung der Abkalbeboxen als Krankenbett.
Die Geburt
Die Kuh sollte unmittelbar vor der Geburt in die Abkalbebox gebracht werden. Der natürliche Geburtsablauf beginnt mit der Eröffnung, die sechs bis 16 Stunden dauern kann. Dann folgt die Aufweitung des Muttermundes, die zwischen einer und sechs Stunden in Anspruch nimmt. Anschließend folgt die Austreibungsphase, die nach fünf bis 15 Minuten vorüber ist.
Der natürliche Geburtsablauf wird durch unnötige Eingriffe gestört und erzeugt Schwergeburten. Vorteilhaft ist eine Kamera im Abkalbebereich.
Wann und wie eingreifen?
Erst wenn die Eröffnungs- und Aufweitungsphase zu lange dauern oder Presswehen länger als eine halbe Stunde ohne Fortschritt zu beobachten sind, darf man eingreifen. Davor muss man den Schamlippenbereich mit gereinigten Händen und Armen säubern. Beim Eingriff sind Handschuhe und ein Gleitgel zu verwenden.
Beim vorsichtigen Ertasten ist Folgendes wichtig:
Der Tierarzt ist zu benachrichtigen, wenn
- sind Fruchtblasen zu spüren?
- ist der Muttermund verstrichen oder noch ringförmig?
- sind Verletzungen vorhanden und falls ein Kalb spürbar ist, wie liegt es?
Der Tierarzt ist zu benachrichtigen, wenn
- Haltungskorrekturen erforderlich sind,
- eine Gebärmutterverdrehung vorliegt,
- das Kalb bei normaler Lage nach einer Viertelstunde Zughilfe nicht geboren werden kann.
Nach der Geburt
Nach der Geburt ist der Nabel zu kontrollieren, mit einem nicht reizenden Desinfektionsmittel zu desinfizieren und das Kalb trocken zu reiben.
Das Kalb muss nach der Geburt 1,5 bis zwei Liter Kolostrum von guter Qualität erhalten. Die Qualität kann man mit einer Kolostrum-Spindel oder einem Brix-Refraktometer überprüfen. Diese Gabe sollte nach vier bis sechs Stunden wiederholt werden.
Während der ersten Lebenswoche soll die Menge auf je zwei Liter bei drei Mahlzeiten gesteigert werden, also auf sechs Liter in Summe. In den ersten Lebenswochen sollte das Kalb mit soviel Vollmilch gefüttert werden, wie es trinken mag (ad Libitum). Setzt man ein Säuerungsmittel ein, soll ein PH-Wert von 5,5 nicht unterschritten werden.
Milchmenge und Durchfall
Je nach Alter des Kalbes braucht es zwischen acht und zehn Litern Vollmilch pro Tag. Die so ernährten Kälber erkranken weniger an Durchfall und Grippe und haben kein Energie- und Nährstoffdefizit. Das Labferment des jungen Kalbes (Chymosin) spaltet nur Milcheiweiß und kein pflanzliches Eiweiß. Dazu ist Pepsin notwendig, das erst ab der vierten bis fünften Lebenswoche ausreichend gebildet wird. Milchzucker kann von Geburt an problemlos verdaut werden. Milchfremde Zucker, wie Rüben- oder Fruchtzucker, führen zu Durchfällen.
Wässriger Durchfall entzieht dem Kalb pro Tag sieben bis acht Liter Flüssigkeit, die man durch Elektrolyttränken ausgleichen muss. Auf keinen Fall darf man die Milch absetzen. Die Kälber sollten ab dem ersten Lebenstag freien Wasserzugang haben. Kann der Flüssigkeitsverlust nicht ausgeglichen werden, sind Infusionen notwendig, bei starker Austrocknung sogar Dauertropf-Infusionen.
Wichtige Krankheitserreger
Rota-, Corona- und Torovirus, E. coli, Salmonellen, Clostridium perfringens sowie Kokzidien und Kryptosporidium parvum verursachen den Kälberdurchfall. Eine genaue Diagnostik der Erreger ist für die Vorbeuge und Behandlung wichtig und wird vom NÖ-Tiergesundheitsdienst im eigenen Labor angeboten. Viren und Bakterien sind Ursachen der Rindergrippe, die oft mit folgenschweren Lungenentzündungen einhergeht. Schlechte Tageszunahmen, Kümmern und Todesfälle sind oft das Resultat.
Mangelernährung, Schadgase, feuchte Stallungen, Überbelegung, schlechte Hygiene und Stress verschlimmern den Krankheitsverlauf.
Gegenmaßnahmen und Unterstützung des NÖ TGD
Frische Luft durch Außenklimahaltung, trockene Liegeflächen, isolierte Bodenplatten, stressfreier Transport, Reinigung und Desinfektion, Parasiten- und Hautpilzbekämpfung sowie eine richtige Biestmilchversorgung erleichtern den Krankheitsverlauf. Kranke Kälber sollen früh erkannt und mit antibiotisch wirksamen sowie entzündungshemmenden Mitteln behandelt werden. Auch hier bietet der NÖ-TGD in seinem Labor ein interessantes Paket für die Diagnostik an.