Von Bauer zu Bauer: Johann Kurzbauer macht Vielfalt zum Gesprächsthema
Als jüngster von sechs Kindern habe ich die kleine Landwirtschaft damals übernommen, vorerst im Vollerwerb. Mit 31 Jahren bot sich mir dann die Chance in einen anderen Beruf einzusteigen und so führte ich die Landwirtschaft weiter im Nebenerwerb ohne Tierhaltung fort. In Zeiten des Strukturwandels in der Landwirtschaft ist dies ja ein häufig beschrittener Weg. Seit dem Jahr 2008 bewirtschaften wir unseren Betrieb biologisch. Der Umstieg in die biologische Landwirtschaft hat bei mir ein grundsätzliches Umdenken in der Bewirtschaftung des Betriebes geführt. Seither spielt auch die Vielfalt eine immer größere Rolle.
Kurzbauers Praxistipp
Im Rahmen unserer Bewirtschaftung setze ich mich intensiv mit der Natur und natürlichen Zusammenhängen auseinander. Vor Allem aber interessiere ich mich für das Thema Boden! Auf dem Acker halte ich eine ausgewogene Rahmenfruchtfolge mit Untersaaten und Zwischenfrüchten ein. So kann ich die Bodengesundheit fördern und die Bodenstruktur verbessern. Das Ziel eines jeden Landwirten sollte es sein, Humus aufzubauen, Kohlenstoffverluste zu reduzieren und das Bodenleben zu aktivieren. Ich setze hier auf eine nachhaltige Fruchtfolge mit einem Begrünungsmanagement. Das heißt unser Boden ist möglichst ganzjährig begrünt (System Immergrün). Beim Anbau von Zwischenfrüchten achte ich stets darauf, verschiedene und auch blühende Komponenten in den Mischungen zu haben. So finden auch vielerlei Bestäuberinsekten Nahrung und Lebensraum. Entlang des Güterweges lasse ich im Herbst außerdem Randstreifen stehen, um Vögeln und Insekten Unterschlupf und einen Überwinterungsraum zu bieten.
Streuobstwiese und Hecken
Auch die Streuobstwiese mit alten Apfelsorten ist mir ein Anliegen. Wenn man von Biodiversität spricht, darf man auf die genetische Vielfalt und die Sorten nicht vergessen. Den Obstbaumschnitt mache ich möglichst naturschonend und es darf auch mal etwas Totholz als Unterschlupf für verschiedene Tiere liegen bleiben. Schon im Jahr 1985 hat meine Familie zahlreiche Hecken angelegt und Bäume gepflanzt, um den Hausgarten vom Acker zu trennen und auch gegen die Winderosion. Hier findet man vor Allem heimische Arten wie Hainbuche, Hartriegel oder Schneeball.
Betriebsgespräche "Vielfalt auf meinem Betrieb“
Es gibt mir schon zu denken, dass in den letzten Jahrzehnten die Bestände vieler Insektenarten und Vögel abgenommen haben. Die Feldlerche hat zum Beispiel in den letzten 20 Jahren um 40% abgenommen. Im Rahmen des ÖKL-Projektes "Vielfalt auf meinem Betrieb“ habe ich die Möglichkeit, andere Betriebe zu besuchen und aus meiner persönlichen Erfahrung anderen Bauern und Bäuerinnen Tipps zu geben, wie man die Artenvielfalt rund um den Hof steigern kann. Das Anbringen von Nisthilfen für Vögel aber auch Insekten kann hier schon ein kleiner, aber wichtiger Beitrag sein. Uns Bauern und Bäuerinnen kommt hier eine große Verantwortung zu. Das Wissen über die Lebensweisen der nützlichen Insekten und über die Wechselwirkungen zwischen Pflanzen, Tieren und der Landwirtschaft ist wichtig, um die richtigen Schlüsse für die Bewirtschaftung aber auch für den Erhalt der Vielfalt ziehen zu können.
Bei einem gemeinsamen Betriebsgespräch wird geschaut, was es bereits rund um den Hof Vielfältiges gibt. Wir sammeln aber auch gemeinsam Ideen für mögliche Maßnahmen und diskutieren darüber, wie sie für die Umwelt und den Betrieb gleichermaßen nützlich sein können. Unterschiedliche Bausteine der Vielfalt werden mit Fotos festgehalten und jeder Betrieb bekommt nach dem Besuch von mir ein individuelles Plakat der eigenen Vielfalt vom ÖKL zugeschickt.
Der Austausch mit anderen Bauern und Bäuerinnen im Rahmen des Projektes ist für mich besonders spannend und lehrreich. Machen wir die Vielfalt zum Gesprächsthema unter Bauern und Bäuerinnen!
Mehr Informationen zum ÖKL-Projekt und eine bunte Vielfalt an Hofplakaten gibt’s unter www.vielfalt-am-betrieb.at oder im ÖKL unter stephanie.koettl@oekl.at bzw. 01 505 1891 22.