Umweltwirkung in der Rinderzucht AUSTRIA
Die Wertschöpfungskette Milch ist von vielfältigen Herausforderungen betroffen. Dazu gehören der Klimawandel, der nachhaltige Umgang mit natürlichen Ressourcen, nationale und internationale Verflechtungen in globalisierten Lieferketten sowie die gesellschaftlichen Forderungen nach höheren Tierschutzstandards, geringen Umweltwirkungen und preisgünstigen Produkten. Wesentlich für die Resilienz und zukünftige Wettbewerbsfähigkeit des Sektors ist eine weitere Verbesserung der Nachhaltigkeit. Nachhaltigkeit inkludiert eine effiziente Nutzung von Ressourcen bei geringen Umweltwirkungen. Die ökonomische Nachhaltigkeit, sprich die Wirtschaftlichkeit, ist ebenso wesentlicher Bestandteil wie auch die soziale Nachhaltigkeit mit entsprechenden Rahmenbedingungen für Mensch und Tier.
Wo steht die Rinderwirtschaft?
Für den gesamten Rindersektor (Milchkühe und alle anderen Rinder) ist der CO2-eq in Österreich seit 1990 um etwa 15 Prozent gesunken (Hörtenhuber et al., 2022). Durch Fortschritte in der Genetik und ein verbessertes Betriebsmanagement konnte die Lebensleistung der österreichischen Milchkühe in den letzten zehn Jahren um etwa 10.000 Kilogramm gesteigert werden, mit einer Verdoppelung zwischen 1980 und 2020 (Fürst et al., 2022). Die Verringerung des Milchviehbestands und die Steigerung der Effizienz haben in den letzten 30 Jahren zu einer Verringerung der CO2-eq um etwa 40 Prozent pro Kilo erzeugtem Rohprotein beigetragen (Hörtenhuber et al., 2023). Die österreichische Milcherzeugung zählt zu den klimafreundlichsten weltweit (Leip et al. 2010). Die GVO-freie Erzeugung und der hohe Anteil an hofeigenen Futtermitteln sind wichtige Beiträge dazu.
Nachhaltige Zuchtziele seit 25 Jahren
Im Bereich der Genetik wurden die Zuchtziele von der alleinigen Selektion auf Milchleistung seit 1995 auf nachhaltige Zuchtziele erweitert (siehe Abbildung 1). Die Zuchtwertschätzung für Nutzungsdauer wurde vor fast 30 Jahren eingeführt, der ökonomischen Gesamtzuchtwert im Jahre 1998. Seit damals wurde das Zuchtziel kontinuierlich um weitere für Effizienz, Tiergesundheit und Wirtschaftlichkeit wesentliche Merkmale erweitert. Dadurch ist es gelungen, die Milchleistung kontinuierlich zu verbessern, aber auch die Fleischleistung und die Gesundheit zu stabilisieren bzw. sogar leicht zu verbessern.

Am Puls der Zeit
Die Rinderzucht AUSTRIA ist bei der Forschung am Puls der Zeit und arbeitet an den bestmöglichen Methoden in der Zuchtwertschätzung und bei den Zuchtprogrammen, um den Zuchtfortschritt und den wirtschaftlichen Erfolg für die Betriebe zu verbessern. Der Aufbau einer genomischen Zuchtwertschätzung mit Einführung 2011 und der Single-Step-ZWS 2021 mit Herdentypisierung (Projekte FoKUHs, FoKUHs Herde) waren und sind wesentliche Maßnahmen, um die Nachhaltigkeit der Rinderwirtschaft zu steigern und indirekt auch die Umweltwirkung zur reduzieren. Werkzeuge zur Optimierung der Anpaarung (OptiBull) sind wertvolle Hilfestellungen bei der Umsetzung. Die Projekte Klauen-Q-Wohl, D4Dairy und FoKUHs legten wertvolle Grundlagen für die züchterische Verbesserung der Tiergesundheit mit Fokus auf Klauengesundheit und Stoffwechsel. Das inkludiert die Analyse der Klauenpflegedaten, KetoMIR und anderen MIR-Schätzer für die züchterische Nutzung als auch Forschung an Sensordaten für die Vorhersage von Gesundheitsstörungen. Aktuell wird an der Entwicklung der Routine-Zuchtwertschätzung für Klauengesundheit gearbeitet.
Herdenmanagement und Nachhaltigkeit
Der wirtschaftliche und nachhaltige Erfolg wird auch wesentlich vom Herdenmanagement beeinflusst. Ansatzpunkte sind Verbesserungen der Effizienz durch weniger Ausfälle und Tiergesundheitsstörungen als auch bessere Leistungen, verbesserte Nutzung der Ressourcen in der Fütterung sowie generell das Betriebsmanagement.
Die Rinderzucht AUSTRIA unterstützt die Betriebe durch verschiedene Weiterentwicklungen und Dienstleistungen. Die Milchleistungsprüfung wurde und wird kontinuierlich um viele weitere Services für die Optimierung des Herdenmanagements erweitert (LKV-Herdenmanager, LKV-
Mobil-App, Klauenprofi, KetoMIR, Futterrationsprogramm, Effizienz-Check etc.). Die Chancen der Digitalisierung, laufende Erweiterungen der Datenvernetzungen (z.B. automatische Melksysteme, Sensoren, Labore etc.) und die Generierung von Mehrwert aus der Zusammenführung der Daten sind weitere Hilfestellungen. Verschiedene nationale und internationale Projekte und Initiativen wie z.B. D4Dairy, leisten einen wertvollen Beitrag, damit die Vorteile der neuen Technologien bestmöglich genutzt werden können.
All diese laufenden Weiterentwicklungen konnten bereits einen wesentlichen Beitrag zur Effizienzsteigerung, Nachhaltigkeit und Resilienz der Rinderwirtschaft leisten. Im Rahmen des Projektes Efficient Cow wurden von Hörtenhuber und Zollitsch (2016) die Einsparungsmöglichkeiten durch Selektion auf höhere Effizienz bei österreichischen Milchviehbetrieben in Bezug auf Treibhausgasemissionen und andere Umweltwirkungen analysiert. Mit Hilfe einer Lebenszyklusanalyse wurden verschiedene Produktionssysteme in Österreich hinsichtlich ihrer Minderungspotentiale untersucht. Das Einsparungspotential liegt bei fünf bis zehn Prozent im Vergleich zum Durchschnittsbetrieb.
Werkzeug für die Nachhaltigkeitsbewertung
Die Erreichung der Umweltziele, aber auch die Anforderungen der Gesellschaft/Konsumenten verlangen nach entsprechenden Maßnahmen. Der Fokus auf Umweltwirkung und Nachhaltigkeit wird immer stärker. Für das Vertrauen und die Wertschätzung der Konsumenten wird Transparenz auch im Bereich der Umweltwirkung immer wichtiger. Kennzeichen wie der NUTRI-Score oder ECO-Score sind international bereits auf immer mehr Lebensmittelverpackungen zu finden. In einigen Ländern sind Nachweise von Umweltwirkungen bei der Milcherzeugung bereits Bestandteil des Milchpreises. Fakten und Zahlen zur Umweltwirkung der heimischen Milch- und Fleischproduktion werden auch immer wichtiger für die gesellschaftliche Diskussion. Die Rinderwirtschaft arbeitet an der Reduktion der Umweltwirkungen, aber auch an der weiteren Verbesserung der vielfältigen Öko-Systemleistungen, die erbracht werden.
Im EIP-Projekt NEU.rind soll ein einfaches und praktikables Werkzeug – ein digitaler Betriebshelfer – zur Bewertung von Ökobilanzen und Ökoeffizienz (Treibhausgase, Ernährungssicherheit, Biodiversität, Versauerungspotential etc.) entwickelt werden. NEU steht für Nachhaltigkeit, Effizienz und Umweltwirkung. Analysiert und ausgewertet werden dabei Kennzahlen wie Treibhausgas-, Ammoniak- oder Nitrat-Emissionen, Lebensmittel-Konversionseffizienz, Erhalt der Naturvielfalt und weitere. Diese werden je kg Milch, je Hektar genutztes Land und je Euro Deckungsbeitrag berechnet.
Dieses Werkzeug soll einer großen Zahl an milchproduzierenden Betrieben zur Verfügung stehen. Durch die Bereitstellung diverser Kennzahlen und konkreter einzelbetrieblicher Handlungsempfehlungen, können Prozesse optimiert und damit z.B. Emissionen und der Bedarf an nicht erneuerbaren Ressourcen reduziert werden. Es sollen außerdem Zahlen und Fakten für die gesellschaftliche Diskussion geschaffen werden. Beides soll dazu führen, der österreichischen Milch einen Mehrwert und ein Alleinstellungsmerkmal zu geben, wovon im Idealfall auch die Vermarktung und somit die gesamte Branche profitiert. Das übergeordnete Ziel ist die Verbesserung der Nachhaltigkeit in der österreichischen Milch- und Rinderwirtschaft.
Im EIP-Projekt NEU.rind soll ein einfaches und praktikables Werkzeug – ein digitaler Betriebshelfer – zur Bewertung von Ökobilanzen und Ökoeffizienz (Treibhausgase, Ernährungssicherheit, Biodiversität, Versauerungspotential etc.) entwickelt werden. NEU steht für Nachhaltigkeit, Effizienz und Umweltwirkung. Analysiert und ausgewertet werden dabei Kennzahlen wie Treibhausgas-, Ammoniak- oder Nitrat-Emissionen, Lebensmittel-Konversionseffizienz, Erhalt der Naturvielfalt und weitere. Diese werden je kg Milch, je Hektar genutztes Land und je Euro Deckungsbeitrag berechnet.
Dieses Werkzeug soll einer großen Zahl an milchproduzierenden Betrieben zur Verfügung stehen. Durch die Bereitstellung diverser Kennzahlen und konkreter einzelbetrieblicher Handlungsempfehlungen, können Prozesse optimiert und damit z.B. Emissionen und der Bedarf an nicht erneuerbaren Ressourcen reduziert werden. Es sollen außerdem Zahlen und Fakten für die gesellschaftliche Diskussion geschaffen werden. Beides soll dazu führen, der österreichischen Milch einen Mehrwert und ein Alleinstellungsmerkmal zu geben, wovon im Idealfall auch die Vermarktung und somit die gesamte Branche profitiert. Das übergeordnete Ziel ist die Verbesserung der Nachhaltigkeit in der österreichischen Milch- und Rinderwirtschaft.
Zusammenfassung
Die Verbesserung der Nachhaltigkeit (Ökologie – Ökonomie –
Soziales) ist bereits seit vielen Jahren ein großer Arbeitsschwerpunkt der Rinderzucht AUSTRIA. Züchten ist Verantwortung für Generationen. Die Ausrichtung auf nachhaltige Zuchtziele hat bereits vor mehr als 25 Jahren mit der Einführung der Zuchtwertschätzung für Nutzungsdauer und des Gesamtzuchtwerts begonnen. Dieser wurde bei Nutzung der technologischen Fortschritte kontinuierlich weiterentwickelt. Wie die Zuchtfortschritte zeigen, wurde bereits viel erreicht. Die aktuellen Weiterentwicklungen konzentrieren sich noch stärker auf den effizienten Einsatz der Ressourcen, Stärkung der Kreislaufwirtschaft und die Reduktion der Umweltwirkungen. Das Herdentypisierungsprogramm FoKUHs Herde zielt auf eine weitere Verbesserung der Tiergesundheit ab. Mit dem Projekt NEU.rind wird ein Werkzeug entwickelt, das jeden Milchviehbetrieb in Österreich bei der Bewertung und gezielten Verbesserung der Nachhaltigkeit unterstützen soll. Im Projekt Breed4Green wird an züchterischen Verbesserungen der Futtereffizienz und Reduktion der Methan-Emissionen unter Nutzung von Hochtechnologie gearbeitet. Diese Maßnahmen werden einen wertvollen Beitrag leisten, um die Wettbewerbsfähigkeit sowie das Vertrauen und die Wertschätzung der Konsumenten in die heimische Produktion weiter zu stärken. Wesentlich dafür ist jedoch auch die Kommunikation der erzielten Ergebnisse.